Verführerischer Weihnachtstraum
vor der Brust und wandte Georgie seine volle Aufmerksamkeit zu.
„So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“ Pierre schien vergessen zu haben, dass er ihr etwas zu trinken angeboten hatte. Georgie öffnete den Mund, um ihn zu fragen, wie die Espressomaschine funktionierte. Doch stattdessen hörte sie sich fragen, ob sie ein Glas Wein haben könnte.
Pierre riss überrascht die Augenbrauen hoch. „Musst du dir Mut antrinken?“
„Was erwartest du denn? Man kann nicht behaupten, du hättest mich besonders herzlich empfangen.“
„Was genau hast du erwartet?“ Er erhob sich und ging zum Kühlschrank, nahm eine offene Flasche Chablis heraus und goss zwei Gläser ein. „Dass ich vor Begeisterung über deine hirnverbrannte Idee auf dem Tisch tanze?“
„Nun, mich ausreden zu lassen wäre ein guter Anfang.“ Der Wein war kalt und köstlich, und Georgie genoss den ersten Schluck, bevor sie wieder zu Pierre blickte.
„Jetzt lasse ich dich ausreden. Du sagst, meine Mutter sei nicht sie selbst. Warum lässt du mich das nicht entscheiden?“
„Du meinst, du wirst sie besuchen?“
„Ich meine, ich rufe sie an und frage sie, was los ist.“
„Sicher. Und sie wird dir am Telefon ihr Herz ausschütten!“
„Warum nicht?“
„Weil das mit Menschen so nicht funktioniert, Pierre! Erst recht nicht mit deiner Mutter. Du weißt selbst, wie stolz sie ist. Und auch …“
„Ja?“
„Du beeindruckst sie eben sehr.“
Pierre musterte sie aus schmalen Augen. Du beein druckst sie eben sehr? Das war ein Vorwurf, nur hauchdünn als Kompliment kaschiert. Und hieß so viel wie: Du schüchterst sie ein. Er nahm einen großen Schluck von seinem Wein. „Erkläre mir das genauer.“
„Ich meine, sie will nicht, dass du sie für schwach hältst. Das wäre ihr unangenehm.“
„Dieses Gespräch führt zu nichts. Ich muss mich umziehen.“
Hastig trank Georgie ihrenWein aus. Sie war entschlossen, das zu sagen, weshalb sie die stundenlange Reise auf sich genommen hatte, auch wenn Pierre darauf beharrte, sich hochgradig unkooperativ zu zeigen. Sie folgte ihm, ohne dass er ihre Anwesenheit durch irgendeine Geste anerkannt hätte. Doch als er in sein Schlafzimmer ging und sie an der Tür stehen blieb, sagte er, ohne sich umzudrehen: „Weiter gehst du nicht, Georgie?“
Sie öffnete den Mund und schnappte hilflos nach Luft wie ein Goldfisch auf dem Trockenen, als er sich das Sweatshirt über den Kopf zog. Noch immer hatte er sich nicht zu ihr umgedreht, und so starrte sie mit wachsender Faszination auf seine Gestalt. Rein physisch gesehen war er ein perfekter Vertreter seiner Art. Seine Haut schimmerte goldbraun. Das war das Erbe seiner Mutter.
Als er sich dann endlich umdrehte, trafen ihre Blicke aufeinander. Mit hochroten Wangen wandte Georgie hastig den Kopf ab. Das Rot verdunkelte sich noch, als sie aus den Augenwinkeln erhaschte, wie er die Daumen in den Bund der Trainingshose steckte.
„Du kannst gern zusehen, wenn du willst“, sagte er und entlockte ihr damit einen erstickten Laut, den sie immerhin zu einem verständlichen Satz formte.
„Vielleicht soll ich warten, bis du dich geduscht hast …“
„Wie du möchtest. Aber ich bin praktisch auf dem Sprung. Wenndu mich nicht zu meiner Verabredung begleiten willst, schlage ich vor, du sagst jetzt, was du noch sagen willst.“
„Ich … ich will dich nicht in Verlegenheit bringen …“
„Du meinst, du willst dich nicht in Verlegenheit bringen.“ Pierre lachte und streifte die Hose von den Beinen. „Glaub mir, so leicht bringt man mich nicht in Verlegenheit. Schon gar nicht, wenn ich mich vor einer Frau ausziehe. Das sind die Vorteile, wenn man in einem Internat aufwächst: Man verliert ziemlich schnell jegliche Hemmungen davor, nackt zu sein.“
Trotzdem kam es Georgie so vor, als würde er sie mit voller Absicht provozieren. Sie hielt das Gesicht krampfhaft abgewandt. Ihre Hände ballte sie seitlich zu Fäusten.
Pierre stellte sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Die Badezimmertür ließ er offen. Eigentlich ging er davon aus, dass Georgie sich davonmachen würde, sobald er ihr den Rücken zudrehte, doch zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass sie sich den Schemel herangeholt hatte und nun in der Tür saß. Zwar konnte sie nicht sehen, was er tat, doch sie konnte ihn hören.
Ihre Reaktion amüsierte und erstaunte ihn zugleich. Die Frau war Mitte zwanzig! Zum ersten Mal fragte er sich, welche sexuellen Erfahrungen sie wohl gemacht
Weitere Kostenlose Bücher