Verfuehrerisches Geheimnis
denken, die ihr geteilt habt. Sprich oft mit ihr, um deinen Schmerz zu lindern. Ich hatte letzte Woche mit deinem Großvater Seton geschäftlich zu tun und habe Grund anzunehmen, dass er unsere Verbindung billigt. Wenn du diese Zeilen liest, werden es weniger als sechzig Tage sein, bis ich komme und dich fordere. Mir erscheint es eine Ewigkeit, doch wird auch diese Zeit vergehen. Der Winter wird enden, und der Frühling wird unweigerlich folgen.
Ich vertraue diesen Brief Robert an, rate dir aber, ihn zu verbrennen, sobald du ihn gelesen hast. Mein Herz gehört ganz dir. Patrick
Catherine steckte den Brief in das knappe Leibchen ihres schwarzen Kleides, wo auch Hepburns Verlobungsring ruhte. Sie wischte die Tränen von ihren Wangen und blickte hinunter zu ihren Füßen. Unter totem Laub reckte ein winziges Schneeglöckchen den Kopf hervor. Patrick hat Recht. Der Winter wird enden, und der Frühling folgt unweigerlich. Sie bückte sich und pflückte das zarte Blümchen, dann drückte sie es zwischen die Falten seines Briefes. Cat wusste, dass sie den Brief vernichten musste, jetzt aber noch nicht. Heute werde ich mit dem Brief unter dem Kopfkissen schlafen.
Wieder einmal ritt Patrick Hepburn nach Seton. Obwohl er Cat mitgeteilt hatte, er hätte Grund zu der Annahme, dass ihr Großvater die Verbindung billige, war es mehr ein Gefühl als eine Tatsache. Er hatte Geordie Seton nichts von seiner Verlobung mit Catherine gesagt.
Hepburn hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, allwöchentlich nach Seton zu reiten, da er noch immer den Argwohn hegte, dass Malcolm Lindsay es darauf abgesehen hatte, der nächste Earl of Winton zu werden. Da Geordie sich aber standhaft weigerte, eine so schwer wiegende Anschuldigung gegen seinen Neffen zu glauben, hütete Hepburn sich, dieses Thema wieder zur Sprache zu bringen.
»Lord Winton, Ihr seht neuerdings sehr gut aus«, sagte er zur Begrüßung.
»Nennt mich nicht Lord - ich heiße Geordie. Hoffentlich wird es bald wärmer, damit wir die Tiere hinaus auf die Weide lassen können.«
»Morgen haben wir Februar, es wird Tauwetter geben, bevor im März wieder ein Schneesturm kommt. Sobald es wärmer wird, werde ich meine Moss-Trooper wieder auf Patrouille schicken.«
»Guter Junge, Patrick. Diese verdammten englischen Grenzbanditen ... wenn das Wetter sich bessert, fangen sie wieder mit ihren Beutezügen an.«
»Ich bekam eine traurige Nachricht. Kate Howard, die Schwägerin Eurer Tochter, ist am Hof zu Richmond gestorben. Sie war die Erste Dame der Königin.«
»Elizabeth wird uns noch alle überleben«, äußerte Seton missmutig.
»Nein, Geordie, das ist ein Trugschluss. Ich glaube, ihre Tage sind gezählt, und der Verlust Kates wird einen weiteren Nagel in ihren Sarg treiben.«
»Ihr glaubt also, Jamie wird bald sein ehrgeiziges Ziel erreichen?«
»Ja, ich sage voraus, dass James noch in diesem Jahr König von England und Schottland wird. Wenn dies eintritt, verschwindet die Grenze, und James wird seinen Hof in London etablieren.«
Geordie lachte. »Allmächtiger, die Engländer machen sich in die Hosen, wenn eine Horde wilder Schotten in London einfällt und die besten Ämter und Besitzungen schluckt.«
»Die einzigen Engländer, die davon profitieren werden, sind jene mit schottischen Beziehungen. Hättet Ihr Interesse an einer Verbindung, die den Setons, den Spencers und den Hepburns nützen würde?«
»Eine Verbindung?«, fragte Geordie erstaunt.
»Was haltet Ihr von einer Ehe zwischen Eurer Enkelin Catherine und mir?«
Sein erstaunter Ausdruck schwand, als dem Earl of Winton ein Licht aufging. Er musterte Hepburn von oben bis unten. »Es geht nicht darum, was ich davon halte, sondern was Catherine von dieser Sache hält.«
Patrick grinste. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass Lady Catherine einer Ehe mit mir nicht abgeneigt wäre. Wenn sie im März großjährig wird, werde ich sie um ihre Hand bitten. Ich wollte Euch zuvor davon in Kenntnis setzen.«
Geordie überlegte und folgerte: »Ich würde es lieber sehen, dass mein Seton-Land und mein Vieh an Euch geht als an irgendeinen verdammten Engländer, aber«, er schätzte Patricks Größe ein letztes Mal ab, »wehe, wenn Ihr meine kleine Catherine unglücklich macht, dann seid ihr ein toter Mann, Hepburn. Kommt herein, wir wollen uns ein Schlückchen guten schottischen Whisky auf die Heirat genehmigen.«
Als Patrick Hepburn Seton verließ, spürte er, dass er verfolgt wurde. Er hielt an und wartete, bis der
Weitere Kostenlose Bücher