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Verfuehrerisches Geheimnis

Verfuehrerisches Geheimnis

Titel: Verfuehrerisches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde.
    Auf Crichton angelangt, ging er hinauf, zog Cats weiße Schleife aus seinem Nachttisch und ging zu Bett. Er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf das Objekt seiner Sehnsüchte, und allmählich tauchte ihr Bild vor ihm auf. Auch sie lag im Bett, und er sah, dass eine zarte Hand unter dem Kissen steckte und auf dem Brief ruhte, den sie auf seinen Rat hin hätte verbrennen sollen. Sein Mundwinkel hob sich. Impulsives kleines Ding.
    Da sie etwas berührte, das von ihm stammte, und er einen Gegenstand in der Hand hielt, der ihr gehörte, war es einfacher, die Entfernung zwischen ihnen verschwinden zu lassen. »Komm zu mir, Cat.«
    Catherine bewegte sich unruhig im Schlaf. Eine leichte Brise strich über ihr Gesicht und bewegte ihr Haar. Sie hob die Wimpern. Sie flog nicht richtig, sie schwebte. Es muss ein Traum sein, sagte sie sich. Dann sah sie Tor, den Raben, neben sich und wusste genau, wohin der schwarze Vogel sie führte.
    »Patrick!« Sie stand an der Tür seines Gemaches.
    Er streckte die Arme aus. »Cat, warum zögerst du?«
    »Deine Arme sind wie ein Feuerkreis. Wenn ich sie um mich spüre, züngeln die Flammen hoch, zwischen uns lodert Hitze auf, und ich verliere die Herrschaft über meine Sinne.«
    Er grinste. »Komm und fühle das Feuer.«
    Sie warf ihr Haar mit katzenhafter Wildheit über die Schulter und lief in seine wartenden Arme.
    Catherine erwachte und entdeckte, dass sie wieder in Richmond Palace war. Die Hand an ihrer Schulter gehörte nicht Patrick, sondern Maggie. Sie errötete wegen ihres wüst zerrauften Haares und ihrer von Küssen schweren Lippen.
    »Deine Mutter ist krank, mein Lämmchen. Sie hat sich erkältet und hustet. Ich konnte sie nur überreden, im Bett zu bleiben, weil sie befürchtet, Ihre Majestät anzustecken. Sie bittet dich, sie in der Garderobe der Königin zu vertreten.«
    »Aber natürlich.« Cat zog sich rasch an und betrat Isobels Gemach. »Mutter, ich kann nicht hoffen, deine Stelle auszufüllen, werde aber mein Bestes tun. Versprich mir, dass du im Bett bleibst und dich von Maggie pflegen lässt?«
    Catherine informierte Isobels Hilfskräfte über das Unwohlsein ihrer Mutter und kündigte an, dass sie sie zu vertreten gedächte. Rasch packte sie beide große Kisten mit Trauerkleidung aus, die von Whitehall flussaufwärts geschickt worden waren, und wählte ein schwarzes Samtkleid aus. Dazu wählte sie weiße Seidenunterwäsche aus, die Elizabeth direkt am Körper trug, einen schwarzen Reifrock, schwarze Schuhe und Strümpfe. Sie schloss eine der Schmuckschatullen der Königin auf und entnahm ihr eine Garnitur Jett-Perlen und Perlen.
    Cat suchte eine schlichte rote Perücke heraus und brachte alles zu Philadelphia ins Schlafgemach der Königin. »Ich wollte dir den Gang in die Kleiderkammer sparen«, murmelte sie.
    Philadelphias Blick gab Cat zu verstehen, dass ihr Erscheinen im Allerheiligsten nicht ganz angebracht war.
    Cat brachte die Sachen ans Bett und starrte ungläubig auf die gebrechliche Gestalt im feuchten Nachthemd, die gerade von zwei Damen, die jetzt die Sitzwanne entfernten, gewaschen worden war. Ohne königliche Prunkgewänder, ohne Perücke und Schminke war die ausgemergelte und vertrocknete weibliche Gestalt, die nun am Bettrand saß, nur eine Mitleid erregende Greisin. Englands Monarchin war bis auf ein paar kurze graue Haarbüschel fast kahl und ohne Brauen.
    Schwarze Augen sahen Catherine unsicher an. »Mutter?« Eine dünne, blau geäderte Hand griff an die Kehle, die beim Sprechen schmerzte. Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, das eher einer Grimasse glich. »Ich trage dein Bild in meinem Ringmedaillon«, krächzte sie.
    Philadelphia flüsterte Cat zu: »Deine Schönheit und dein schwarzes Haar lassen sie glauben, du wärest ihre Mutter.«
    Sie hält mich für Anne Boleyn!
    »Das ist Cat, Euer Majestät. Sie entwirft Eure herrlichen Kleider.«
    »Kat? Kat Ashley? Meine oberste Kammerfrau und liebe alte Freundin! Wo warst du nur? Mein Hals schmerzt. Bitte, bringst du mir Gerstenschleim, Ashcat?«
    Cat knickste. »Er wird sofort zubereitet, Euer Majestät.«
    Sie lief in den Küchentrakt und meldete dem Chefkoch, die
    Königin habe um Gerstenschleim gebeten. Dann setzte sie sich auf einen Schemel und wartete. Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass die Königin nur eine gewöhnliche Sterbliche war. Die äußere Fassade, die ihre Damen schufen, indem sie sie in Prunkgewänder hüllten und mit Perücken und Schminke verschönten, um sie

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