Verfuehrerisches Geheimnis
Kate tat ihr Möglichstes, um ihre aufgebrachte Königin zu besänftigen, obwohl sie sich selbst noch elend fühlte.
Isobel, der die gewaltige Aufgabe zufiel, Elizabeths gesamte Garderobe mit Catherine und Maggie einzupacken, kam kein Wort der Kritik an der Königin über die Lippen.
»Ist erst der Umzug geschafft, ziehe selbst ich Richmond vor«, sagte Cat zu Maggie. »Vielleicht werden wir ein wenig Zeit bei uns zu Hause verbringen können.«
Am Anfang der dritten Januarwoche brach Kate zusammen und wurde mit einer Lungenentzündung zu Bett gebracht. Am Ende der dritten Woche war Kate tot.
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25
»Das kann nicht dein Ernst sein!« Doch Catherine wurde mit sinkendem Gefühl klar, dass die verzweifelte Philadelphia die Wahrheit sagte.
»Charles und ich haben die ganze Nacht an Kates Bett gewacht, als sie um Atem rang. Der Arzt war machtlos. Sie ist kurz vor Morgengrauen gestorben. Nottingham ist vor Kummer außer sich.« Tränen flössen über Philadelphias Gesicht.
Benommen registrierte Catherine, dass Maggie sich bekreuzigte.
Isobels erster Gedanke galt Elizabeth. »Ihre Majestät wird niedergeschmettert sein. Wer wagt es, ihr die Nachricht zu überbringen?«
»Die Aufgabe wird mir zufallen«, erklärte Philadelphia. »Ich hoffe aufrichtig, dass sie niedergeschmettert sein wird. Sie hat Schuld an Kates Tod.«
»Wie kannst du etwas so Böses sagen! Du bist wohl von Sinnen.«
»Ich bin vor Kummer von Sinnen.«
Cat befürchtete schon, ihre Mutter und Philadelphia würden sich jeden Moment in die Haare geraten. »Ich helfe dir. Es müssen viele Menschen benachrichtigt werden. Ich komme jetzt mit.« Ich möchte Kate Lebewohl sagen.
Sie trafen Charles mit gesenktem Kopf am Totenbett an. Noch immer hielt er die Hand seiner Frau. Cat erfasste Kates andere Hand und dankte ihr stiümm dafür, dass sie wie eine Mutter zu ihr gewesen war, und nahm Abschied von ihr. Sie und Philadelphia legten die Arme um den Earl of Nottingham und drängten ihn, Kates Frauen zu erlauben, die Tote zu waschen und herzurichten und das Bettzeug zu wechseln, ehe die anderen kämen.
»Philadelphia, du musst Trauerkleidung anlegen, und ich werde dein Haar frisch machen, ehe du der Königin die traurige Nachricht überbringst.«
Als Philadelphia ging, um Elizabeth von Kates Tod in Kenntnis zu setzen, rief Catherine einen Pagen zu sich und übergab ihm eine Nachricht an Cecil, die sie zu Papier gebracht hatte.
Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und schrieb kurze Mitteilungen an alle Geschwister Kates und Philadelphias. Und dann verfasste sie unter Tränen ein Schreiben an Patrick Hepburn, das sie zusammen mit dem Brief an Lord Scrope nach Norden schicken wollte. Er fehlte ihr so sehr. Ihr Herz floss über vor Trauer, doch erleichterte es sie, ihre um Kate kreisenden Gedanken mit jemandem teilen zu können.
Königin Elizabeth verfiel in einen Zustand tiefer Melancholie, als man ihr die Nachricht überbrachte, dass Lady Nottingham, die dienstälteste ihrer Damen, gestorben war. Die Königin ließ ihren Lord Admiral, Kates Gemahl, kommen und behielt ihn täglich viele Stunden bei sich, ja, sie untersagte ihm sogar, Richmond Palace zu verlassen.
Die Familie Carey fand sich langsam ein. Philadelphias Mann, Lord Thomas Scrope, kam von Carlisle Castle angereist; George Carey, der neue Lord Hunsdon, eilte von der Grenzfestung Bewcastle herbei, John Carey und seine Frau Mary von ihrem Besitz in Hertford, und auch Robert Carey und Liz traten unverzüglich die Fahrt zum Familiensitz in Richmond an.
»Elizabeth ist überzeugt davon, tiefer zu trauern als wir alle. Sie erwartet sogar, dass der arme Charles sie tröstet, wo es doch genau umgekehrt sein sollte. Es ist wohl unsere eigene Schuld, denn wir haben in ihr die Uberzeugung genährt, das ganze Universum drehe sich allein um sie, und auch Sonne und Mond würden sich nach ihr richten«, erklärte Philadelphia.
Robert wartete, bis Isobel den Raum verlassen hatte, dann übergab er Catherine den Brief, den er von Patrick Hepburn mitgebracht hate. Cat ging hinaus in den vom Winter heimgesuchten Garten, um ihn zu lesen.
Mein Liebling Catherine,
ich küsse die getrockneten Tränen auf deinem Brief Obschon ich nicht bei dir sein kann, um dich in dieser Zeit der Trauer zu trösten, sind meine Gedanken und mein Geist bei dir. Der Verlust Kates ist tragisch; doch nachdem du ihr Dahinscheiden betrauert hast, solltest du ihr zu Ehren an die glücklichen Zeiten
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