Verfuehrerisches Geheimnis
Reiter ihn eingeholt hatte. Harte schwarze Augen starrten in die blauen Augen Andrew Lindsays.
»Lord Stewart, Ihr habt Jenny Hepburn verboten, mit mir auszureiten, und ich bitte Euch, die Sache noch einmal zu überdenken.«
Patrick starrte den gut gebauten Jüngling lange und hart an und verließ sich auf seinen sechsten Sinn. »Habt Ihr Euch heimlich mit Jenny getroffen, Lindsay?«, fragte er.
»Nein, aber wenn Ihr an Eurer Weigerung festhaltet und ich nicht um sie werben darf, werde ich versuchen, sie hinter Eurem Rücken zu sehen.«
Angesichts dieser aufrichtigen Aussage war Hepburn versucht nachzugeben. »Ich will mit Jenny und ihrem Vater sprechen. Sie wurde einmal verletzt, und ich werde nicht zulassen, dass das noch einmal passiert.«
»Das ist fair, Mylord.«
»Sagt die Wahrheit. War es der Pfeil Eures Vetters?«
»Ich weiß es nicht, Lord Stewart.«
»Würdet Ihr es ihm zutrauen?«, bohrte Hepburn weiter.
Andrew blieb stumm und beschränkte sich auf ein langsames Nicken.
Kate Howard, Countess of Nottingham, wurde an einem trüben Februarmorgen zu Grabe getragen. Ihre Kusine Elizabeth Tudor, die von Charles Howard, Earl of Nottingham, und ihrem Staatssekretär Robert Cecil geleitet wurde, schwankte gefährlich am offenen Grab. Sofort stützten die beiden Männer ihre Königin und führten sie an Bord der königlichen Barke, die sie zurück nach Richmond Palace brachte.
Die meisten der adligen Tauergäste wohnten der Beerdigung nicht nur deswegen bei, weil Kate Gemahlin des Lord Admiral war, sondern auch, weil sie sich der besonderen Wertschätzung der Königin erfreut hatte. Nach dem öffentlichen Begräbnis fand sich Kates Familie privat in ihrem Haus in Richmond ein.
Philadelphia nahm Catherine, Isobel und Beth beiseite. »Ich weiß, Kate würde wollen, dass jede von Euch als Andenken etwas von ihrem Geschmeide bekommt.« Ihrer Schwägerin Beth gab sie eine kostbare Perlenschnur und Isobel eine große Topasbrosche. »Catherine, du hast immer ihre Ohrgehänge mit Rubinen und Diamanten bewundert. Also, hier sind sie. Trage sie in guter Gesundheit.« Die drei Damen waren gerührt von dieser großzügigen Geste.
Maggie, die den Tee servierte, prophezeite düster: »Der Tod kommt dreifach. Der erste Todesfall war Mary Fittons Kind, und jetzt unsere teure Kate. Es kommt sicher noch einer, denkt daran.«
»Wage es ja nicht, ein in Sünde empfangenes Kind mit der ehrenwerten Countess of Nottingham in einem Atemzug zu nennen«, zischte Isobel.
»Der Tod kennt keinen Unterschied. Ihn schert weder Rang noch Reichtum oder Kronen«, sagte Maggie.
»Wie kannst du es nur wagen! Verschwinde mit deinem abergläubischen Geschwätz. Catherine wird an deiner Stelle den Tee servieren.«
Maggie zog sich wie befohlen zurück, Catherine und Philadelphia aber wechselten einen Blick, der anzeigte, dass auch sie an die Dreierregel glaubten.
»Isobel, Tod und Aberglaube gehen Hand in Hand. Maggie hat ihn nicht erfunden«, schält Philadelphia sie.
»Ihr verschleierter Hinweis war gegen Ihre Allergnädigste Majestät gerichtet. Ich dulde nicht, dass meine Dienstboten Hochverrat begehen.« Isobels Miene zeigte Grimm.
»Maggie ist nicht deine Dienerin, sie ist meine Kammerfrau«, ermahnte Catherine sie ruhig. »Jedenfalls bin ich sicher, dass sie nicht Ihre Majestät meinte. Wir alle wissen ja, dass die Königin unverwüstlich ist.«
Philadelphia raunte ihrem Bruder Robert zu: »Leider macht Cat sich etwas vor, und natürlich fürchtet Isobel um ihre Position bei Hof.«
Robert gab ihr Recht. »Stimmt. Aber Schweigen ist bekanntlich Gold.«
»Ach ja ... die Gefühle spielen verrückt, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Bleibst du länger, Robert, oder gehst du mit meinem Mann Scrope wieder nach Norden?«
»Da Liz am Hof unerwünscht ist, bringe ich sie zurück in den Norden.« Und dann erstatte ich König James über den Zustand der Königin Bericht
»Die Königin leidet an einer Halsentzündung, da sie darauf bestanden hatte, mit der königlichen Barke zu Kates Beerdigung zu fahren, anstatt eine geschlossene Karosse zu nehmen, aber sie hört ja nie auf Ratschläge«, berichtete Philadelphia Catherine im Speisesaal von Richmond Palace.
»Hütet sie das Bett?«, fragte Catherine.
»Nein. Lady Throckmorton, die diesen Vorschlag machte, wurde verbannt.« Sie biss sich auf die Lippen. »Heute hat Elizabeth mich dreimal Kate genannt. Ich weiß nicht, ob es sich um ein Versehen handelt oder ob die Königin
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