Verfuehrerisches Geheimnis
verwirrt ist und mich wirklich für Kate hält. Sie ist sehr schwer zufrieden zu stellen.«
Catherine berührte Philadelphias Hand. »Ich möchte nicht, dass du auch noch krank wirst. Wenn sie ihre anderen Damen entlässt, wirst du überlastet. Ich weiß, dass Mutter es im Moment ist. Sie musste alle Kleider Elizabeths, die auch nur einen Hauch Farbe aufweisen, reinigen und verstauen, hingegen alle schwarzen aus dem Lager holen und wieder auffrischen.«
Philadelpia sah sich im Saal um. »Der gesamte Hof, Männer wie Frauen, trägt Trauer. Ich weiß, das es dem Respekt für Kate entspringt, doch wird damit der ganze Palast in eine bedrückend melancholische Stimmung getaucht. Ich fühle mich nicht nur düster, ich sehe auch so aus!«
»Du brauchst ein neues Kleid, das dich aufheitert. Schwarz kann überaus elegant wirken. Im Moment habe ich nichts zu entwerfen, da die Königin mit Trauerkleidung reich ausgestattet ist.«
»Danke, Liebes. Das wäre reizend. So, und jetzt muss ich wieder zu Elizabeth. Cecil kommt heute Abend zur Audienz. Sie wird wollen, dass vor seiner Ankunft alles in Ordnung ist.«
Als Philadelphia das Schlafgemach der Königin betrat, traf sie diese mit geschlossenen Augen an. Elizabeth hob ihre schütteren sandfarbenen Wimpern und atmete erleichtert auf. »Kate, mir träumte, dir sei etwas Schlimmes zugestoßen. Wie spät ist es?«
»Fast sieben, Euer Majestät. Gleich kommt Lord Cecil.«
»Ich weiß. Hilf mir an meinen Schreibtisch. Er verleiht mir Autorität.«
Als Philadelphia Robert Cecil einließ, sah er Elizabeth wie ein Totengerippe aufgestützt hinter ihrem Schreibtisch stehen. Er legte seine stattliche Aktenmappe auf einen Stuhl und näherte sich ihr, um sich ernst zu verbeugen und zu warten, dass sie das Wort an ihn richte.
»Wir sehen, dass Ihr wohlauf seid.«
»Ja, sehr, Majestät.« Er hüstelte. »Ich komme wegen Irland.«
»Es geht immer um Irland.«
»Ich habe Nachrichten von Mountjoy. Er bestätigt, dass Tyrone Zuflucht in der Wildnis von Ulster gesucht hat, wo man ihn unmöglich aufspüren kann. Der Lord Deputy und ich sind dafür, Tyrone zu gestatten, sich formell zu ergeben, Euer Majestät.«
»Ich weigere mich! Milde würde uns in den Augen der Welt zu Schwächlingen stempeln. Wir jagen ihn, bis wir ihn haben!«
»Euer Majestät, der Kronrat sowie Mountjoy und ich raten Euch dringend, Tyrone gegenüber Gnade walten zu lassen. Der Krieg in Irland verschlingt dreihunderttausend Pfund pro Jahr und fordert einen hohen Blutzoll.«
»Wir werden die Sache Eurer Verantwortung entziehen und sie Eurem Vater übergeben. Burghley kennt keinen Pardon und wird nie nachgeben.«
Robert Cecil wurde klar, dass Elizabeth nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war. Sein Vater war seit fast fünf Jahren tot. Er verbeugte sich. »Wie Ihr wünscht, Euer Majestät.«
Als er hinausging, gab er Philadelphia zu verstehen, dass er mit ihr unter vier Augen zu sprechen wünsche. »Wirkt die Königin manchmal verwirrt?«
»Seit der Beerdigung meiner Schwester verwechselt sie mich mit Kate, Mylord.«
»Lady Scrope, die Sache bleibt unter uns. Gewährt ausschließlich Personen Eures Vertrauens Zutritt zur Königin. Ihre Majestät kann sich wieder erholen.«
Cecil glaubte keine Sekunde, dass Elizabeths Zustand sich bessern würde. In sein Arbeitszimmer zurückgekehrt, schrieb er an Mountjoy, Lord Deputy von Irland, dass Ihre Majestät ihn ermächtigt hätte, Tyrones Unterwerfungsangebot anzunehmen und dem Rebellen Leben und Freiheit zu schenken und Pardon zu gewähren, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Sodann verfasste Cecil einen veschlüsselten Brief an König James von Schottland.
Nach einer Zusammenkunft mit dem König und Robert Carey im Holyrood Palace kehrte Patrick Hepburn spät nach Crichton zurück. Roberts Bericht über Elizabeths Zustand hatte James davon überzeugt, dass Patricks Voraussage, die Königin von England würde am vierundzwanzigsten März sterben, glaubwürdig war. Der schottische König wollte nun seine Angelegenheiten rasch ordnen, um nach Erhalt der offiziellen Todesnachricht ohne Verzug nach London eilen zu können. Robert kehrte zu einer Totenwache an Elizabeths Hof zurück.
Während der acht Meilen, die er in der mondlosen Nacht zurücklegte, waren Hepburns Gedanken von Catherine erfüllt. Er sah nicht nur ihr Bild vor sich, er spürte auch ihre Trauer über Kates Tod und ihre Einsamkeit. Und er wusste, dass noch mehr Kummer folgen
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