Verfuehrerisches Geheimnis
Leiden ein Ende. Man muss sie rasch beerdigen, da auch ihre sterbliche Hülle noch ansteckend ist, Mylady. Wenn Ihr den Ort der letzten Ruhe bestimmt, werde ich sofort ein Grab ausheben.«
Nein! Nein! Man kann sie nicht in die Erde legen!
Catherine, mein Lämmchen , mein Geist ist mit dir.
Cat fasste sich an die Kehle. »Danke, Mr. Burke. Ich werde sie waschen und für die Beerdigung vorbereiten.«
»Die Köchin soll Wasser für Euer Bad wärmen, Mylady. Nachdem Ihr Maggie zurechtgemacht habt, müsst Ihr Euch umkleiden.«
Catherine tat nun alles Nötige, wusch behutsam ihre alte Kinderfrau und zog ihr das schneeweiße Nachthemd an, das Maggie eigenhändig genäht hatte. Die Geschwulst in der Leiste war vergangen, doch hatte sich die Schwärze über den Leib und das ganze Bein ausgebreitet, als wäre ihr Inneres vergiftet. Catherine bürstete Maggies aschgraues Haar zu einem Knoten, dann kreuzte sie ihr die Arme über der Brust. Ihre Glieder werden schon steif.
Während ihr eine einzelne Träne über die Wange glitt, öffnete sie die Tür und ging hinauf in ihr eigenes Gemach. Nachdem sie gebadet hatte, öffnete sie ihren Koffer und entnahm ihm ein schwarzes Kleid, nur um es sofort wieder wegzulegen. Maggie mag mich nicht in Schwarz! Stattdessen legte sie das weiße Seidenkleid an, das sie bei der Krönung getragen hatte. Als sie ihr Haar bürstete, bemerkte sie den bohrenden Kopfschmerz, der sie beinah blendete. Sie legte die Bürste aus der Hand, nicht mehr imstande, sich zu frisieren. Ich brauche aus der Bibliothek ein Gebetbuch. Die Andacht am Grab ... ich werde sie halten müssen.
Der einzige Pferdeknecht, der geblieben war, um sich um die Ställe zu kümmern, zimmerte einen rohen Sarg, den er und Mr. Burke in den Obstgarten trugen. Dort wurde Maggies sterbliche Hülle in das frisch ausgehobene Grab gesenkt. Catherine ergriff mit zitternden Fingern eine Hand voll Erde und ließ sie auf Maggies Sarg rieseln. Sie schlug das Gebetbuch auf und sagte klar und deutlich: »Ich bin die Auferstehung und das Leben, spricht der Herr. Wer an mich glaubt, wird ewig leben.« Ein Schluchzen hinderte sie am Weitersprechen, sie musste sich erst fassen. Ihr Kopf dröhnte, ihre Ohren hämmerten, das Würgen in ihrer Kehle drohte sie zu ersticken.
Nach einem tiefen, bebenden Atemzug zwang Catherine sich fortzufahren. »Da es Gott dem Allmächtigen in seiner großen Gnade gefallen hat, die Seele unserer teuren Maggie zu sich zu nehmen, übergeben wir ihren Leib der Erde. Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub. In der Gewissheit der Auferstehung zum ewigen Leben durch unseren Herrn Jesus Christus ...«
Das Gebetbuch entglitt ihren gefühllosen Fingern. Cat brach entkräftet zusammen und spürte, wie sie von einem dunklen Strudel aufgesogen wurde.
Als Mr. Burke sich bückte und sie aufhob, war jeder Blutstropfen aus seinem Gesicht gewichen. »Hoffentlich ist es nur eine Ohnmacht. Ich bete darum, dass sie nicht ...«Er war zu abergläubisch, um die gefürchteten Worte auszusprechen.
Die Köchin trat ihm in der Haustür entgegen. »Ich habe Maggies Bettzeug verbrannt und das Bett frisch bezogen. Mylady ist sicher nur erschöpft von der Pflege ihrer Dienerin. Sie ist nicht krank!«
Mr. Burke legte seine Herrin auf das saubere Bett in der Kinderstube, und als sie die Augen aufschlug, stieß er ein Dankgebet aus. »Ihr seid ohnmächtig geworden. Kann ich Euch etwas bringen, Lady Catherine?«
Sie griff sich an den Kopf und versuchte, den Schmerz wegzumassieren. »Ich bin so durstig, Mr. Burke. Würdet Ihr mir wohl etwas Wasser holen?«
Er scheuchte die Köchin in ihr Küchenreich. »Ich übernehme die Pflege. Ich weiß, dass du glaubst, diese Krankheit befiele nur Dienstboten, doch es ist besser, Vorsicht walten zu lassen. Ich bringe ihr kaltes Wasser vom Brunnen.«
Cat trank es begierig. »Der Schock, Maggie zu verlieren und sie zu begraben, hat mir alle Kräfte geraubt, Mr. Burke. Aber ich würde trotzdem lieber in einem Sessel sitzen als im Bett liegen.« Als sie aufstand, fühlte Cat sich benommen und hatte irgendwie die Orientierung verloren. Dankbar ließ sie sich in den Sessel sinken und griff nach dem Wasserglas.
Sie schloss die Augen und schlief ein. Einige Stunden später wurde sie geweckt, als Mr. Burke ihr das Abendessen brachte.
»Die Köchin hat Brühe und eine kleine Waldhuhnbrust zubereitet. Ihr müsst essen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt, Mylady.«
Catherine fasste sich an ihre heiße Wange.
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