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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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ruft sie aufgeregt, als ich mich melde. »Ich dachte, er wollte die Expertise nicht übernehmen.«
    Sie kennt Matteo, weil sie vor zwei Jahren mal eine Weile in Rom Kunstgeschichte studiert und an einigen seiner Kurse an der Uni teilgenommen hat. Und sie weiß auch als einzige, dass Matteo und ich uns sehr nahegekommen sind.
    »Er hat es sich anders überlegt«, erkläre ich ihr, was sie hörbar freut.
    »Hah, wusste ich es doch. Du bedeutest ihm mehr, als er zugeben will.«
    »Das glaube ich nicht«, widerspreche ich ihr. »Und deswegen ist er auch nicht hier.«
    »Ach nein? Warum denn dann? Weil der Auftrag so lukrativ ist?« Sie klingt amüsiert. »Matteo Bertani gehört zu einer der reichsten Familien Italiens, Sophie, also erzähl mir nicht, dass er nur wegen dieser Expertise quer durch Europa gereist ist«, sagt sie, was Hoffnung in mir weckt, obwohl ich mir das lieber verbieten würde. Aber Hoffnung auf was?, denke ich dann. Ist das, was ich mir wünsche, mit Matteo überhaupt möglich?
    Sarah ist schon beim nächsten Punkt, der sie interessiert. »Wo wohnt er denn? Bei dir?«
    »Nein, natürlich nicht – er zieht so lange zu seiner Mutter nach Chelsea«, erwidere ich.
    Das hat mich ehrlich gewundert, als ich es erfahren habe, denn eigentlich dachte ich, dass Matteo überhaupt keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter hat, die gebürtige Engländerin ist. Sie verließ die Familie, als Matteo noch jung war, und ließ ihre drei Söhne in Italien zurück. Matteo scheint ihr das jedoch vergeben zu haben, denn er klang liebevoll, als er sie auf der Fahrt erwähnt hat. Und sonst würde er ja auch wohl kaum während seines Aufenthalts in London bei ihr wohnen wollen.
    »Und wie lange bleibt er?«, will Sarah wissen.
    »Nur so lange, bis die Expertise fertig ist.« Ich seufze, weil sie so enthusiastisch klingt. »Sarah, aus Matteo und mir wird kein Paar. Das würde niemals funktionieren, dafür sind wir viel zu verschieden. Ganz abgesehen davon, dass er das auch gar nicht will.«
    Sarah lächelt, das höre ich ihrer Stimme an. »Na, ein bisschen Zeit bleibt dir ja noch, um herauszufinden, ob das tatsächlich stimmt.«
    Als wir aufgelegt haben, lasse ich mich erschöpft in den Sessel sinken und starre aus dem Fenster auf den kleinen Innenhof mit den bepflanzten Blumenkübeln.
    Weil ich einfach nicht mehr weiß, wie ich mich fühlen soll. Als Matteo mir auf dem Flughafen in Rom eröffnet hat, dass er doch mit nach London kommt, war ich glücklich. Wegen der Hilfe, die wir so dringend von ihm brauchen, aber auch, weil ich ihn noch nicht gehen lassen musste. Aber seitdem ist auch die Angst zurückgekehrt, die Angst, dass er mir noch viel schlimmer wehtun könnte, als er es schon getan hat. Ich hätte ihn gerade fast wieder geküsst, und meine Knie werden ganz weich, wenn ich nur daran denke. Doch was, wenn ich diesem Gefühl nachgebe? Was soll ich tun, wenn er dann wieder geht und ich feststelle, dass er mein Leben so durcheinandergebracht hat, dass ich die Teile nicht mehr zusammensetzen kann, wie sie waren?
    Ein Klopfen an meiner Wohnungstür reißt mich aus meinen Gedanken, und sofort schlägt mein Herz schneller, weil ich denke, dass Matteo noch mal zurückgekommen ist. Doch als ich die Tür aufmache, steht nicht er davor, sondern meine Mum.
    »Hallo, Sophie«, sagt sie und umarmt mich, geht dann an mir vorbei in die Wohnung.
    Sie sieht schick aus, trägt ein hellblaues Kostüm, und auch ihre blonden Haare liegen sehr schön, fast so, als wenn sie noch etwas vorhätte. Der Schnitt ist neu und etwas kürzer als vorher, und das steht ihr gut, lässt sie jünger wirken als vierundfünfzig. Doch mir fällt vor allem auf, wie ausgeglichen sie wirkt. Ihre Bewegungen, ihre Blicke – bilde ich mir das ein oder ist sie tatsächlich ganz entspannt?
    Mit gerunzelter Stirn suche ich in ihrem Gesicht nach den üblichen Anzeichen dafür, dass sie wieder einen ihrer manischen Schübe hat. Doch ihre Augen glitzern nicht fiebrig wie sonst so oft, wenn sie den Überschwang ihrer Gefühle nicht im Griff hat, und sie wirkt auch nicht bedrückt, wie in ihren depressiven Phasen – sondern eigentlich ganz normal. Aber das täuscht sicher.
    »Entschuldige, Mum, ich wollte gerade zu dir raufkommen«, sage ich und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich völlig verdrängt hatte, dass ich das noch tun wollte.
    Sie winkt jedoch nur ab. »Du hattest doch Besuch, oder nicht? Diesen blonden Mann? Ich habe ihn draußen gesehen.« Sie lächelt und setzt

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