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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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ihnen nachblicke und darauf hoffe, dass Matteo sich noch einmal umdreht. Doch das tut er nicht.
    Verdammt, denke ich, und schließe die Tür für meine Verhältnisse ziemlich heftig. Sie knallt zwar nicht – dafür ist sie zu dick und ich nicht stark genug, aber von mir aus hätte sie das ruhig tun können, weil ich so eine Wut im Bauch habe. Warum habe ich auf Sarah gehört und bin hergekommen? Das war ein verdammter Fehler.
    Mit einem Seufzen setze ich mich aufs Bett und starre in die Flammen, verfluche den Sturm, der immer noch vor dem Fenster heult und mich zwingt hierzubleiben. Erst dann erinnere ich mich daran, dass ich das auch noch meinen Eltern mitteilen sollte, damit sie sich nicht unnötig Gedanken machen.
    Als ich das Handy herauskrame, sehe ich auf dem Display, dass Nigel mich angerufen hat, und überlege kurz, ihn zurückzurufen. Doch stattdessen wähle ich lieber die Nummer meiner Eltern.
    »Sophie, Darling, ist dir was passiert? Das ist ja so ein schrecklicher Sturm draußen.« Mum klingt sehr besorgt, doch ich kann sie beruhigen. Als sie hört, wo ich bin und mit wem, freut sie sich sogar richtig. »Wenn Signore Bertani bei dir ist, dann ist ja alles gut«, findet sie, und ich würde ihr gerne mitteilen, dass sie da komplett falschliegt. Doch ich beiße die Zähne zusammen und mache das lieber mit mir selbst aus.
    »Wir sehen uns morgen, Mum«, sage ich und lege auf.
    Weil es sonst nichts weiter zu tun gibt, nehme ich mir ein Eisen aus dem Kaminbesteck und stochere ein bisschen im Feuer herum, um die Scheite richtig zum Brennen zu kriegen. Dummerweise ist das nach wenigen Minuten erledigt, und dann sitze ich wieder auf dem Bett und starre in die Flammen. Lange. Und ich stochere auch noch ein paar Mal im Kamin. Bis ich es irgendwann einfach nicht mehr aushalte.
    Es war meine Idee, auf mein Zimmer zu gehen, doch ich werde wahnsinnig, wenn ich hier einfach nur rumsitze und grüble. Deshalb beschließe ich, noch mal in die Bibliothek zurückzukehren und mir den Gedichtband von Keats zu holen – oder irgendeine andere Lektüre, mit der ich mich von meinem Frust ablenken kann.
    Doch als ich kurz darauf mit dem Kerzenhalter in der Hand den dunklen Flur hinuntergehe, schlucke ich beklommen. Wenn Ashbury Hall tagsüber wie die perfekte Kulisse für eine Jane Austen-Verfilmung wirkt, dann ist es nachts und bei Gewitter das perfekte Setting für einen dieser alten Gruselfilme. Jedenfalls komme ich mir gerade vor wie eine dieser armen unschuldigen Jungfrauen, auf die hinter jeder Ecke ein Geist, ein Monster oder sonst irgendetwas Unheimliches lauert.
    Die Kerze macht es nicht besser, denn ihr Schein erhellt zwar meine direkte Umgebung, erschwert es mir jedoch zu sehen, was dahinter liegt. Deshalb bin ich fast überrascht, als der Flur plötzlich zu Ende ist und nach rechts in einen weiteren Flur abbiegt.
    So richtig habe ich die Architektur des Hauses nicht verinnerlicht, eigentlich weiß ich nur, dass ich in der zweiten Etage bin und dass ich es irgendwie schaffen muss, zurück zum Treppenhaus zu finden, das mich in die Eingangshalle bringt, von wo aus es bis zur Bibliothek eigentlich nicht mehr weit sein kann.
    Doch das ist leichter gesagt als getan, denn als ich durch zwei weitere Flure gelaufen bin, stoße ich zwar auf ein Treppenhaus, doch es ist viel kleiner als das in der Halle, wahrscheinlich ein Dienstbotenaufgang. Als ich ihn betrete, spüre ich einen heftigen Luftzug – der Sturm muss irgendwo ein Fenster geöffnet haben – und ehe ich mich versehe, flackert meine Kerze heftig und geht aus.
    Na großartig. Ich muss tief durchatmen, um mich von der Angst, die auf einmal in mir aufsteigt, nicht überwältigen zu lassen. Vielleicht hätte ich mich über Rebecca Ashburys Panik im Dunkeln besser nicht lustig gemacht, denke ich ein bisschen kleinlaut. Ein Notstromaggregat ist in so einem Kasten definitiv eine gute Investition.
    Mit klopfendem Herzen wäge ich ab, was ich tun soll – weitersuchen oder zurückgehen –, und entscheide mich in Anbetracht der Tatsache, dass ich kein Licht mehr habe, für Letzteres.
    Vorsichtig taste ich mich an der Wand entlang zurück und hoffe, dass ich den Weg noch finde. Tatsächlich erkenne ich trotz der Dunkelheit recht viel, denn die Blitze, die zucken, erhellen immer wieder den Flur und erleichtern mir die Orientierung. Wenn ich eine hätte, denke ich ein bisschen verzweifelt, denn nachdem ich zweimal abgebogen bin, weiß ich nicht mehr wirklich, wo ich bin. Ich

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