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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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»Elderwood wird sich darum kümmern – wenn da überhaupt noch etwas zu machen ist.«
    »Hm«, brummt der Lord, offenbar für einen Moment überfordert mit der Situation. Dafür reagiert Matteo und erhebt sich.
    »Dann bringen Sie am besten noch mehr Kerzenleuchter her«, bittet er die Frauen, die sich sofort wieder auf den Weg machen, und geht selbst zum Kamin, der jetzt, im Sommer, natürlich nicht an ist. In einem dekorativen Flechtkorb daneben liegen aber einige trockene Holzscheite, die er zusammen mit Zeitungspapier im Rost aufschichtet. Geschickt überprüft er den Abzug – offenbar weiß er genau, was er da tut –, dann zündet er die Scheite mithilfe des Papiers und einer Kerze an, sodass innerhalb weniger Minuten ein flackerndes Feuer zusätzliches Licht spendet.
    »Feuern Sie auch in den Schlafzimmern und den Gästezimmern die Kamine an«, weist Lord Ashbury die Haushälterin an, die mit weiteren einzelnen Kerzenständern zurückgekehrt ist, und schickt sie wieder los. Er scheint aus seiner vorübergehenden Lethargie erwacht zu sein. »Und ich werde mal nachsehen, wie Elderwood vorankommt.«
    Als ihm einfällt, dass es vielleicht ein bisschen unhöflich ist, seine Gäste allein zu lassen, deutet er auf die Sessel vor dem Kamin. »Machen Sie es sich doch solange hier bequem.«
    »Ich würde lieber auf mein Zimmer gehen, wenn das möglich ist«, erkläre ich, weil ich absolut keine Lust mehr darauf habe, noch weiter als Statistin dem Gespräch von Rebecca Ashbury und Matteo zu lauschen. Und zu meiner Überraschung stimmt Matteo zu.
    »Ja, mir wäre das auch recht«, sagt er. »Der Tag war lang, und ich habe morgen noch viel vor.«
    »Natürlich.« Lord Ashbury nickt und scheint sogar erleichtert, dass er sich nicht länger um uns kümmern muss, sondern sich dem Problem mit dem Strom widmen kann. »Becca, zeigst du unseren Gästen, wo sie schlafen können?«
    »Gern«, versichert Rebecca Ashbury ihrem Mann und scheint es gar nicht zu bedauern, dass sie nicht länger mit Matteo reden kann. Was mich wundert. Doch als ich eine Viertelstunde später mit einem dieser kleinen Handkerzenleuchter ausgestattet in dem Gästezimmer stehe, das die Hausherrin mir zugedacht hat, verstehe ich warum.
    An dem Zimmer selbst ist nichts auszusetzen, es ist ein ganz normales Gästezimmer mit den gleichen dunklen Möbeln wie überall im Haus, und da Mary gerade damit beschäftigt ist, das Feuer im Kamin anzuzünden, wird es wohl gleich auch ganz heimelig sein. Doch dieser Raum liegt am Ende des Westflügels, so richtig weit weg von allem, während Matteo ein Zimmer im Ostflügel bekommen soll – auf der anderen Seite des Hauses, in dem Trakt, in dem sich auch Rebecca Ashburys eigenes Schlafzimmer befindet. Wenn ich das richtig verstanden habe, teilt sie es sich nicht mit ihrem Mann, also kann sie sich bequem noch mit Matteo treffen – während ich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Weg bin. Ein Gedanke, der mich massiv stört, obwohl ich versuche, das vor mir selbst zu leugnen.
    »Es tut mir leid, aber im Moment sind das die einzig bewohnbaren Gästezimmer«, versichert sie mir mit einem zuckersüßen Lächeln, das ihre Augen nicht erreicht. »Ich lasse Ihnen von Mary nachher noch etwas zu trinken bringen. Das Bad ist da vorn, und ansonsten sollte eigentlich alles da sein, was Sie brauchen. Sie können natürlich auch jederzeit nach jemandem vom Personal klingeln – wir haben diese alten mechanischen Züge, die auch bei Stromausfall funktionieren. Aber in Anbetracht der momentan sehr angespannten Situation hoffe ich, dass Sie davon nicht zu viel Gebrauch machen müssen.«
    Eine klare Warnung, ihre Angestellten gefälligst nicht wegen jeder Kleinigkeit rumzuscheuchen, sondern mich lieber möglichst still zu verhalten. Oder mich vielleicht am besten gleich ganz in Luft aufzulösen. Tatsächlich frage ich mich, warum sie sich überhaupt die Mühe gemacht hat, mich persönlich zu meinem Zimmer zu bringen. Man hätte fast erwarten können, dass sie sich direkt mit Matteo zurückzieht und mich meinem Schicksal überlässt.
    »Natürlich nicht«, versichere ich ihr mit zusammengepressten Lippen und möchte sie würgen, was leider nicht geht. Ich kann überhaupt nichts tun und muss es einfach ertragen, dass sie mit Matteo und Mary, die mit dem Kamin fertig ist, über den Flur irgendwohin verschwindet und mich allein mit meiner Kerze und dem brennenden Kamin zurücklässt.
    Danke für die Gastfreundschaft, denke ich, während ich

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