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Verfuehrt in Las Vegas

Verfuehrt in Las Vegas

Titel: Verfuehrt in Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella
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    „Das könnt e ich nie tun!” erwiderte sie fest.
    Kerry sah sie kopfschüttelnd an. „Du weißt doch, dass du dir damit eine Menge Ärger einhandelst, oder?”
    „Kann schon sein.” Caitlin sah sich unruhig im Laden um. Eva, die Aushilfskraft, bediente vorn gerade ein paar Kundinnen. „Ich habe es mir ja auch nicht ausgesucht.
    Aber ich könnte niemals einen Mörder frei herumlaufen lassen.”
    Caitlin ist wirklich sehr nobel, dachte Kerry bei sich. Das hatte wahrscheinlich mit ihrer Herkunft zu tun. Wo sie, Kerry, herkam, waren Verbrechen an der Tagesordnung gewesen, und jedes Kind wusste, wie es sich schützen musste, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten.
    „Was willst du denn machen, wenn dir der Kerl aufs Dach steigt?” fragte sie stirnrunzelnd. „Nehmen wir einmal an, du identifizierst ihn, er kommt ein paar Jahre hinter Gitter und wird dann wieder entlassen. Wie gefällt dir die Vorstellung, dich für den Rest deines Lebens verstecken zu müssen?”
    Caitlin hielt den Atem an, es schauderte sie. „Vielen Dank, Kerry. Ich muss sagen, du machst mir wirklich Mut.”
    „Ich will dich ja nur vor einer Dummheit bewahren, das ist alles”, entgegnete ihre Freundin störrisch.
    Caitlin entspannte sich wieder. Sie wusste, dass Kerry es gut mit ihr meinte. Aber nach allem, was geschehen war, stand es um ihre Nerven nicht gerade zum besten.
    Sie beschloss, den Zwischenfall fürs erste zu vergessen und sich um ihre Kundinnen zu kümmern. Das brachte sie immer auf andere Gedanken. Sie liebte es, sich mit Leuten zu unterhalten. Ihre Mutter hatte ihr stets vorgeworfen, dass sie viel zu nett wäre.
    Ihre Mutter - was würde sie wohl sagen, wenn sie davon erführe? Caitlin hoffte, dass der Fall nicht in die Zeitungen kam. Sie konnte sich das Theater schon vorstellen, wenn die Freunde ihrer Mutter Wind von der Sache bekämen. Jedenfalls hatte sie nicht vor, Regina davon zu erzählen. Ihr Kontakt beschränkte sich nur noch auf das Nötigste.
    Wenn Caitlin sie überhaupt anrief, geschah es aus Pflichtgefühl. Es war ihr nicht mehr wichtig, was ihre Mutter von ihr dachte, ob sie mit dem, was sie tat, einverstanden war.
    Inzwischen hatte sie resigniert einsehen müssen, dass sie es Regina Langford Cassidy nie recht machen konnte.
    „Lass uns jetzt nicht mehr darüber reden”, schlug sie vor. „Schließlich gibt es eine Menge zu tun.”
    Ein Blick in den Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing, zeigte ihr an, dass sie ziemlich blass war. Kein Wunder, das Erlebnis hatte sie wirklich sehr erschüttert.
    „Hier!” Kerry reichte ihr einen Lippenstift. „Ein bisschen Rot, und du fühlst dich gleich besser.” Sie lächelte ihr zu. Auch wenn sie mit Caitlin nicht immer einer Meinung war, war sie doch ihre beste Freundin.
    Caitlin war froh über ihre Unterstützung und ihre frische, unbekümmerte Art. Sie hatte inzwischen Zeit gehabt, das Erlebte zu verdauen, aber noch immer verfolgten sie die Bilder der grausigen Tat. Das Entsetzen auf dem Gesicht des kleinen, dünnen Mannes und der Blutstrom, der sich aus seiner Brust aufs Pflaster ergossen hatte, waren Erinnerungen, die sicher nicht so schnell verblassen würden.
    Nachdem sie den Lippenstift aufgetragen hatte, ging sie entschlossen nach vorn. Das elegante Interieur ihres Ladens beruhigte ihre angespannten Nerven. Sie hatte von Anfang an gewusst, wie sie das Geschäft ausstatten wollte. Es sollte ein europäisches Flair haben, einen Hauch von Paris. Das war ihr gelungen.
    „Gott, wie gewöhnlich!” hatte ihre Mutter angewidert gesagt, als sie davon erfahren hatte. Für Regina Cassidy war alles gewöhnlich, was irgendwie mit Geldverdienen zusammenhing. Sie war von Anfang an dagegen gewesen, dass ihre Tochter den Laden kaufte. Besonders die Vorstellung, dass sie selbst dort arbeiten wollte, entsetzte sie. Ihre Mutter war stolz auf ihre Herkunft und den Reichtum der Familie. Ihrer Meinung nach durfte man sich niemals die Hände schmutzig machen, indem man sich mit dem gemeinen Volk einließ.
    Als sie noch jünger gewesen war, hatte Caitlin versucht, den Erwartungen ihrer Mutter zu entsprechen. Sie war stets die gehorsame Tochter gewesen, bis sie auf die High School gekommen war. Und mit fünfzehn hatte sie dann den ersten Emanzipationsversuch unternommen. Sie hatte darauf bestanden, in die örtliche Schule zu gehen, anstatt in ein teures Pensionat, das ihre Mutter für sie ausgesucht hatte. Es hatte erbitterte Kämpfe gegeben, aber schließlich hatte

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