Verfuehrt von einem Highlander
Archie Fergussons Tochter ab.
Seine Absicht war es gewesen, sie für immer aus seinem Gedächtnis zu verbannen, doch in den sechs Stunden, seit er sie verlassen hatte, waren all seine Gedanken beharrlich um sie gekreist. Warum? Warum sie? Er hatte bisher nie ein Problem damit gehabt, ein Mädchen in dem Moment zu vergessen, in dem er es verließ. Selbst jene, mit denen er geschlafen hatte, verfolgten ihn nicht auf die Weise, wie Miss Fergusson es tat. Ihr reizendes Lächeln, die Schwielen in ihrer Hand, ihr verdammtes Gerede über Ritterlichkeit und ihr schweres Leben zu Hause, das in ihm den Wunsch geweckt hatte, dorthin zu stürmen und sie vor all dem zu retten.
Was zur Hölle hatte er sich nur gedacht?
Er war kein Ritter, wie er in den Büchern vorkam, die seine Mutter und sein Onkel ihm vorgelesen hatten. Er hatte den Versuch aufgegeben, jemals einer zu sein, und selbst wenn es anders wäre – wie könnte er Isolde vor dem Hass seiner Familie bewahren? Auch wenn er ihrem Vater nicht die Schuld an dem gab, was geschehen war, die übrigen MacGregors taten es.
»Und dort seht Ihr die Union Englands und Schottlands«, tönte Oxford weiter und zeigte nach oben links.
Tristan stürzte seinen Wein hinunter und winkte einem Diener, ihm nachzuschenken. Es würde ein langer Abend werden mit diesem Langweiler, der zwischen ihm und seiner Schwester saß. Kurz dachte er daran, sich an Lady Eleanor Hartleys Tisch zu flüchten. Er könnte sich an einem Biss in ihre hübschen Brüste erfreuen, aber sie würde so scharf werden wie der Falz eines gestärkten Bettlakens. Ehe er es verhindern konnte, glitt sein Blick auf der Suche nach einem bestimmten Gesicht durch die gut gefüllte Halle. Einem Gesicht ohne Puder und Arglist.
»Das ist höchst interessant, Mylord.«
Glücklicherweise riss ihn die Stimme seiner Schwester aus den Gedanken an die Tochter des schlimmsten Feindes seines Clans.
»Ich staune über Euer großes Wissen über die Geschichte Whitehalls.« Ihre Worte klangen wie gesäuselt. »Ich würde gern mehr hören.«
Tristan verdrehte die Augen und machte sich auf einen weiteren stundenlangen Diskurs über die Geschichte Whitehalls gefasst. Gerade als er dachte, er müsse gehen, bevor er Oxford und jeden anderen anwesenden Engländer beleidigen würde, erhob sich der Adlige von seinem Stuhl.
»Und Ihr werdet mehr hören, werte Lady«, balzte Oxford. »Aber zuvor muss ich ein Wort mit Lord Huntington wechseln, der, wie ich sehe, soeben zum Essen gekommen ist.«
Er entschuldigte sich. Tristan schaute kaum auf. »Sag mir die Wahrheit, Mairi!«, wandte er sich an seine Schwester. »Findest du seinen Vortrag über die Geschichte dieses Ortes nicht ebenso abstoßend wie die Narbe, die ihm vom Auge bis zum Kinn reicht?«
»Ich finde seine Narbe eher faszinierend.« Mairi verzog den Mund zu einem schwer definierbaren Lächeln, während sie die Tasse zum Mund führte. »Und falls du ein wenig Verstand in deinem hübschen Kopf hast, wüsstest du, dass man von einem Mann mit einer flinken Zunge viel erfahren kann.«
»Schwester«, seufzte Tristan, der nur zu gut wusste, worauf sie anspielte, »dein Eifer, Covenanters 1 aufzuspüren, bereitet mir allmählich Sorge. Ganz zu schweigen von den grauen Haaren, die unserem Vater deinetwegen im letzten Jahr gewachsen sind. Er ist noch immer nicht überzeugt, dass du nichts mit der Miliz zu tun hast, die im letzten Frühjahr diese vier Cameronians 2 vor der Küste von Skye getötet hat.«
»Du weißt, dass ich Verräter der schottischen Sache nicht ausstehen kann«, erwiderte sie so sanft wie ein schnurrendes Kätzchen. »Aber ich würde nie ein Schwert gegen einen Mann führen.«
Tristan warf ihr einen Blick zu, der ebenso wissend wie ihrer war, verbarg sie doch in den Falten ihres Rockes mindestens fünf Dolche, mit denen sie ebenso treffsicher umzugehen verstand wie mit ihrer scharfen Zunge.
Er wollte ihr sagen, dass sie in ihrem Unterfangen, Schottland vor seinen politischen und religiösen Feinden zu retten, vorsichtig sein sollte, als er Miss Fergusson an der Tür stehen sah. Sie wurde von zwei Männern begleitet und wartete darauf, angekündigt zu werden. Sie wirkte nervös und zwischen den vornehm gekleideten Damen des Hofes fehl am Platze. Hölle, er war ein Narr gewesen, sie nicht für so hübsch wie die anderen Frauen zu halten! Sie war so bezaubernd wie jede andere. Bezaubernder als die meisten sogar, mit ihren langen rötlich braunen Locken, die ihr bis über
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