Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
wäre sie darin verwickelt - wenn sie es nicht sowieso schon längst war.
Eigentlich kannte sie die Warners auch gar nicht richtig. Die beiden waren lediglich, das hatte Felicity ihr erzählt, schon zu zahlreichen Essen eingeladen gewesen, die sie ausgerichtet hatte. Deshalb hatten sie sie auch für die Gesellschaft am vergangenen Abend gebucht.
Es gehörte zu ihren eisernen Grundsätzen, sich mit ihren Auftraggebern nicht anzufreunden, denn sie sah sich als deren Angestellte und verhielt sich entsprechend. Aber bei Felicity war es anders gelaufen, denn diese war ängstlich und nervös gewesen und hatte jemanden gebraucht, mit dem sie reden konnte. Wahrscheinlich hatte sie ganz richtig erkannt, dass sie, Jane, es sich in ihrer Position nicht leisten konnte, über die Privatangelegenheiten ihrer Kunden zu tratschen, und nichts weitererzählen würde.
Für Klatsch hatte sie sich noch nie interessiert, aber selbst wenn sie es getan hätte, hätte sie niemanden gehabt, mit dem sie sich über die Probleme der Warners hätte unterhalten können.
Es mangelte ihr wirklich nicht an Kontakten, denn durch ihre Arbeit lernte sie viele Menschen kennen, doch richtige Freunde hatte sie nicht. Es gehörte zu ihrer Berufsauffassung, die Privatsphäre ihrer Auftraggeber zu respektieren und weder über deren noch über ihre eigenen Probleme zu reden.
Seit sich ihr Leben vor drei Jahren so dramatisch verändert hatte, hatte sie sich voller Eifer ihrem neuen Beruf gewidmet, und der Erfolg war nicht ausgeblieben.
Deshalb konnte sie sich auch dieses großzügige Apartment leisten.
Der helle Raum war mit hübschen antiken Einzelstücken möbliert und wirkte vor allem durch den polierten Holzfußboden, der nur hier und da von einer Brücke bedeckt wurde. Einen Fernseher besaß sie nicht, dafür beanspruchte das Regal mit ihren Büchern und CDs eine ganze Wand. Lesen und Musikhören waren ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen. Die Stunden, die sie so verbrachte, zählten zu ihren schönsten, denn Partys, wie sie sie früher geliebt und jedes Wochenende besucht hatte, übten schon lange keinen Reiz mehr auf sie aus.
Aber irgendwie schienen die letzten drei Anrufe den Frieden und die Harmonie ihres kleinen Reichs zerstört zu haben.
Sie mochte Felicity ausgesprochen gern und hatte tiefes Mitgefühl und Verständnis für deren Situation. Aber sie scheute sich, sie anzurufen.
Sie brachte es einfach nicht über sich.
Als Jane in der nächsten Nacht um ein Uhr nach Hause kam, war sie todmüde. Das Essen war wieder einmal ein großer Erfolg gewesen, und alles hatte wie am Schnürchen geklappt. Was sie jedoch so belastete und sie so viel Kraft kostete, war ihr Privatleben, das in den letzten vierundzwanzig Stunden so durcheinander geraten war.
Die Anzeige ihres Anrufbeantworters zeigte ihr, dass sechs Gespräche registriert waren. Wie viele davon mochten wohl von Gabriel Vaughan sein?
Oder bildete sie sich nur ein, dass er etwas von ihr wollte? So, wie dieser Mann aussah, hatte er es nicht nötig, den Frauen hinterherzulaufen, am allerwenigsten Frauen, die ihren Lebensunterhalt mit Kochen verdienten. Dennoch lautete die letzte Nachricht, die er hinterlassen hatte, dass er sich wieder melden würde.
Jane seufzte. Es war spät, sie fühlte sich erschöpft und wollte ins Bett. Aber würde sie ruhig schlafen können, ohne das Band mit den sechs Nachrichten vorher abgehört zu haben? Wahrscheinlich nicht.
Und das ärgerte sie am meisten. Warum reagierte sie auf Gabriel Vaughan derart emotional? Warum ließ sie zu, dass er ihren inneren Frieden störte?
Energisch drückte sie den Knopf, um den Anrufbeantworter in Gang zu setzen.
“Hallo, Jane. Hier spricht Richard Warner. Felicity hat mich gebeten, bei Ihnen anzurufen. Sie musste ins Krankenhaus, und die Ärzte befürchten eine Fehlgeburt. Ich … Felicity … Vielen Dank, dass Sie uns gestern geholfen haben.”
Offensichtlich hatte Richard schnell aufgelegt, weil er nicht recht gewusst hatte, was er weiter sagen sollte. Und was gab es da auch noch hinzuzufügen?
Doch sie wollte sich auf keinen Fall in diese Geschichte hineinziehen lassen. Sie hatte ganz einfach Angst davor. Aber konnte sie den Hilferuf der Warners ignorieren? Felicity schien am Morgen dringend ihren Rat gebraucht zu haben und hatte deshalb wohl so verzweifelt um Rückruf gebeten. Nur konnte sie, Jane, ihr denn überhaupt helfen?
Was geschehen war, war geschehen, auch wenn sie Richard jetzt noch anrufen würde. Und
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