Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
wirkte.
Felicity war eine elegante, äußerst gepflegte und schlanke junge Frau.
Sie trug ein kurzes, figurbetontes Kleid, und das rote Haar fiel ihr offen auf die Schultern. Ihr ebenmäßiges Gesicht wirkte durch das freundliche Lächeln noch schöner. “Nach diesem Abend werde ich mir ein neues Service leisten und diesen alten Plunder wegwerfen können.”
“Dieser alte Plunder” war ein feines Porzellan, das sich bestimmt nicht jeder leisten konnte. “Die Gesellschaft war also ein Erfolg?”
fragte Jane höflich und fegte die Scherben von der Kehrschaufel in den Abfalleimer.
“Und was für einer!” Felicity klatschte in die Hände. “Meine liebe Jane, nach dem Abendessen, das Sie uns serviert haben, wird sich Richard von mir scheiden lassen, um Sie zu heiraten.”
Jane lächelte verbindlich, doch innerlich schauderte sie. Der Gedanke, verheiratet zu sein, war einfach zu schrecklich - selbst wenn der Mann so nett wie Richard Warner sein mochte, der seine Frau und seine beiden kleinen Töchter regelrecht vergötterte.
Jane freute sich, dass der Abend für dies sympathische Ehepaar ein Erfolg gewesen zu sein schien. Felicity hatte erst vor einigen Tagen angerufen und sie gebeten, zu diesem Anlass zu kochen. Zufällig hatte gerade ein anderer Kunde kurzfristig abgesagt, und so hatte sie den Auftrag annehmen können. Wie Felicity ihr am Nachmittag erzählt hatte, waren die letzten Monate für Richards Unternehmen nicht gerade rosig gewesen. Die Warners konnten also etwas Glück durchaus gebrauchen.
Obwohl Jane das erste Mal für Felicity arbeitete, hatte diese sie sofort mit offenen Armen empfangen und ihr den ganzen Nachmittag von sich und ihrer Familie erzählt. Sie hatte gespürt, wie aufgeregt Felicity war, und sie deshalb einfach reden lassen.
Jane war schon am späten Vormittag bei den Warners erschienen, denn sie hatte Stunden für die Vorbereitungen des festlichen Abendessens gebraucht. Alle Gerichte hatte sie eigenhändig in Felicitys Küche zubereitet, auch das Konfekt, das Paula und Rosemary gerade zum Kaffee servierten. Während der ganzen Zeit war Felicity ihr nicht von der Seite gewichen und hatte unablässig geredet, so dass sie, Jane, jetzt bestens über die Warners und ihre Probleme informiert war.
“Natürlich steht noch nichts fest”, fuhr Felicity aufgeregt fort.
“Aber Gabriel hat Richard für morgen früh in sein Büro bestellt, um mit ihm zu reden. Das hört sich doch schon ganz anders an!
Ursprünglich hieß es, er wolle die Firma aufkaufen und Richard zum Teufel jagen. Ich bin mir ganz sicher, dass es Ihr leckeres Essen war, das ihn milde gestimmt hat.”
Felicity lächelte verschwörerisch. “Er hat behauptet, er würde nie Nachtisch essen. Doch dann habe ich ihn überredet, wenigstens einen Löffel Ihrer wunderbaren weißen Mousse au chocolat zu probieren, und er hat den ganzen Teller leer gegessen, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Und als er fertig war, war er so satt und zufrieden, dass er sich bereit erklärt hat, morgen früh mit Richard zu sprechen.”
Also hatte nicht der potentielle Käufer den Vorschlag gemacht, sondern Richard Warner! Na ja, dachte Jane, in Anbetracht der Umstände darf Felicity schon etwas großzügig mit der Wahrheit umgehen. Richard war der Inhaber einer angeschlagenen Computerfirma, und dieser Gabriel schien dafür bekannt zu sein, dass er solche Unternehmen rücksichtslos seinem Konzern einverleibte.
Allein die Tatsache, dass er die Einladung zum Essen angenommen hatte, war mehr, als Richard je zu hoffen gewagt hatte - so lautete jedenfalls Felicitys Version.
Ihr, Jane, schien dieser Gabriel ein eiskalter Geschäftemacher zu sein, mit dem man sich besser nicht einließ. Aber den Warners war anscheinend keine andere Wahl geblieben.
“Ich freue mich für Sie, Felicity”, sagte Jane aufrichtig. “Aber sollten Sie jetzt vielleicht nicht doch lieber wieder zu Ihren Gästen gehen?” Dann konnte sie nämlich endlich mit dem Aufräumen beginnen. Sie verließ nie eine Küche, die nicht blitzblank und ordentlich aussah. Es gehörte zu ihrem Service, dass der Auftraggeber keinen Handschlag zu tun brauchte, weder vor noch nach dem Essen.
Paula und Rosemary würden gehen, nachdem sie den Kaffee serviert hatten, aber sie würde noch spülen.
Ihr machte das nichts aus. Wenn es sein musste, arbeitete sie auch achtzehn Stunden am Tag - sie hatte es zu Anfang sogar sehr oft tun müssen. Sie wollte nur eins: unabhängig und frei sein
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