Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
zubereitet. Es braucht schon etwas mehr, um ihn davon zu überzeugen, dass mein Unternehmen es wert ist, selbstständig weiter zu bestehen. Gabriel Vaughan ist nur darauf aus, seinen Konzern noch größer zu machen.”
Nach allem, was sie erlebt und später aus den Medien erfahren hatte, musste sie Richard leider Recht geben. Das Gespräch am nächsten Tag würde für ihn bestimmt mit einem niederschmetternden Ergebnis enden. Dennoch legte sie ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm.
“Ich drücke Ihnen die Daumen”, versprach sie. “Aber jetzt muss ich los. Und Sie sollten zu Felicity gehen und sie ganz fest in den Arm nehmen. Sie haben zwei hübsche Töchter, Richard, und eine loyale Frau, um die man Sie nur beneiden kann”, fügte sie aufrichtig hinzu, denn sie war überzeugt davon, dass Felicity Warner ihrem Mann auch in Krisenzeiten treu zur Seite stehen würde. “Was wollen Sie mehr?”
Richard sah eine Weile nachdenklich vor sich hin. “Sie haben Recht, Jane”, stimmte er ihr dann aus vollem Herzen zu. “Sie haben wirklich Recht.”
Jane wusste aus eigener Erfahrung, dass man manchmal erst die Meinung eines Außenstehenden hören musste, um zu erkennen, wie glücklich man eigentlich war. Und ganz egal, was mit seiner Firma passierte, Richard würde immer seine schöne Frau, seine niedlichen Töchter und dieses noch ungeborene Kind haben. Und das war schon mehr, als viele Menschen besaßen.
Auch sie hatte vor drei Jahren alles verloren und hart arbeiten müssen, um sich mit ihrem Partyservice eine Existenz aufzubauen.
Ein zweites Mal würde sie sich ihre Karriere nicht zerstören lassen, auch nicht von einem Gabriel Vaughan.
Der Abend war für sie alles andere als erfolgreich gewesen. Erst die zerschlagene Tasse - die sie natürlich trotz Felicitys Protesten ersetzen würde - und dann die Begegnung mit Gabriel Vaughan, den sie nie hatte wieder sehen wollen, weil er eine Bedrohung für sie darstellte. Doch Felicity, naiv und romantisch, wie sie war, hatte ihm auch noch ihre Visitenkarte gegeben!
Was kann mir da heute noch passieren? dachte Jane, als sie das Haus der Warners verließ.
Einige Minuten später wusste sie es. Ihr Lieferwagen sprang nicht an.
3. KAPITEL
Jane verschluckte sich fast an ihrem Croissant. Sie musste husten und vergoss dabei etwas vom Inhalt ihrer Kaffeetasse auf der Zeitung, die offen vor ihr lag. Ein hässlicher brauner Fleck verunzierte das Bild eines Mannes, der strahlend lächelte.
Gabriel Vaughan!
Seit sie ihn am vergangenen Abend so unverhofft getroffen hatte, schien sie nur noch Pech zu haben. In der Nacht war es schon nach ein Uhr gewesen, als sie die Hoffnung hatte aufgeben müssen, ihren Lieferwagen wieder in Gang zu bringen. Ein Blick zurück zum Haus hatte ihr gezeigt, dass nirgends mehr Licht brannte. Und unter den gegebenen Umständen hatte sie nicht mehr stören wollen.
So hatte sie sich auf die Suche nach einer Telefonzelle gemacht, um sich ein Taxi zu bestellen. Aber das war in dem exklusiven Villenviertel gar nicht so einfach gewesen. Zu allem Überfluss hatte es dann auch noch angefangen zu regnen. So war es fast halb drei gewesen, als sie ihr Apartment übermüdet und völlig durchnässt endlich erreichte.
Und jetzt das! Es war neun und für sie eigentlich die schönste Zeit des Tages, weil sie die nächsten Stunden ganz für sich allein hatte. Sie war schon joggen gewesen und hatte sich die Zeitung und ihre geliebten Croissants mitgebracht, die sie gewöhnlich mit großem Appetit aß. Aber nicht heute. Sie hatte kaum einen Happen gegessen, und schon war ihr der Appetit vergangen. Und alles wegen Gabriel Vaughan!
Sie würde ihn bestimmt nie wieder sehen, das jedenfalls hatte sie sich eingeredet, während sie vorhin durch den Park gelaufen war.
Soviel sie wusste, war er während der letzten drei Jahre nur ganz selten in England gewesen. Und dass er sich für drei Monate ein Apartment gemietet hatte, hieß noch lange nicht, dass er auch wirklich so lange bleiben würde.
Wahrscheinlich wollte er nur die Übernahme von Richard Warners Firma abwickeln, um dann schnellstens wieder nach Amerika zurückzukehren und dort zu bleiben - das jedenfalls hoffte sie.
Doch das Foto in der Zeitung - es zeigte Gabriel mit einer verführerischen Blondine im Arm - schien dagegen zu sprechen. Trotz seiner seltenen Besuche in England schien Gabriel sich hier ganz wie zu Hause zu fühlen und über die besten gesellschaftlichen Kontakte zu verfügen, denn das Bild
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