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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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nicht dazu gedacht, dass der kleine Sam Moffat darauf herumhüpfte, ebenso wenig wie die schmalen Fensteröffnungen dazu geeignet waren, den Kopf hindurchzuzwängen, um mit gerecktem Hals zum Burgtor und dem Weg dahinter zu spähen. Nachdem der Ruf des Wächters die Rückkehr des Großvaters angekündigt hatte, stellte Sam zu seinem Leidwesen fest, dass es schwieriger war, den Kopf wieder einzuziehen, als ihn durch die Öffnung zu stecken. Der kleine Junge bekam es mit der Angst zu tun. „Mama!“ quietschte er. „Ich stecke schon wieder fest!“
    Seufzend beschloss Lady Ebony, ihrem Söhnchen diesmal eine Lehre zu erteilen und ihn zappeln zu lassen, nachdem sie ihm schon hundertmal verboten hatte, den Kopf aus der Maueröffnung zu stecken. Sie nahm ihr blaues wollenes Schlupfkleid vom Bett, streifte es über den Kopf und zog es über dem langen Untergewand aus Leinen zurecht. Ihre Schwägerin Meg war bereits an der Tür. „Ich komme gleich nach, wenn ich den Kleinen befreit habe“, rief Ebony ihr zu. „Geh du schon voraus.“
    „Hoffentlich kommst du allein zurecht“, meinte Meg schmunzelnd. Sams große Ohren brachten ihn immer wieder in diese Zwangslage.
    Lächelnd verschnürte Ebony den Schlitz ihres Gewandes am Ausschnitt. „Du bist schließlich Sir Josephs Tochter und musst ihn begrüßen, sonst fragt er gleich wieder, was geschehen ist. Geh hinunter und zeige dich interessiert. Ich bringe Sam dann nach.“
    Diesmal dauerte die Befreiung nicht so lange wie sonst. Mittlerweile hatte der Kleine gelernt, den Kopf in die beste Richtung zu drehen, um sich aus der engen Öffnung zu winden. Er verzichtete nun auch darauf, sich von seiner Mutter trösten zu lassen, da Großvater Moffat ihm gewiss etwas von seinem nächtlichen Raubzug mitgebracht hatte, in dem Sam in seiner kindlichen Unschuld so etwas wie einen Ausflug zum Jahrmarkt sah. Mit roten Ohren sprang er von der Fensterbank, und seine grauen Augen strahlten abenteuerlustig im rosigen Gesicht unter dem blonden Wuschelkopf. Drei Jahre nach dem Tod seines Vaters, dem er so verblüffend ähnlich sah, fragte Sam nur noch selten nach ihm.
    Ebony hatte es aufgegeben, Sir Joseph Vorhaltungen wegen der vielen nutzlosen Geschenke für seinen einzigen Enkelsohn zu machen. Ein Pony, das er nicht reiten konnte, weil ihm niemand das Reiten beibrachte, Münzen, für die er keine Verwendung hatte, Kleidung und Spielsachen, die Kindern wohlhabender Eltern entwendet worden waren. Ihre Einwände hatte Sir Joseph mit einer unwirschen Handbewegung abgetan, und sie brachte es nicht über sich, ihrem Sohn zu gestehen, dass sein Großvater sich den Besitz anderer Leute gewaltsam aneignete. Dessen nächtliche Raubzüge führten ihn entlang der schottisch-englischen Grenze, wobei er Häuser niederbrannte, Männer tötete, das Vieh der Bauern entwendete und auf seine schottischen Weiden trieb. Sie konnte nicht erwarten, dass ein sechsjähriges Kind dieses Tun verwerflich fand, und solange sie gezwungen waren, im Haus von Sir Joseph unter seinem Schutz zu leben, war sie darauf bedacht, ihrem Sohn Respekt vor den Erwachsenen zu lehren.
    Sams kindliche Schreie hallten durchs Stiegenhaus und durch die langen Flure und verloren sich bald in der großen Halle der Burganlage, die nicht nur seine Welt war, sondern auch die seiner Mutter und Tante. Es war zu gefährlich, die Mauern der Burg zu verlassen, da die Grenzregion zu beiden Seiten von Räubern und Plünderern heimgesucht wurde. In den fünf Jahren seit dem schottischen Sieg in der Schlacht von Bannockburn hatten die kriegerischen Grenzübergriffe in erschreckendem Maße zugenommen. Es gab wohl kein Gehöft, keine Kate und auch keine Wehrburg, wo nicht die Angst vor feindlichen Überfällen umging, die jetzt im Sommer, wenn die Tage länger und die Nächte kürzer wurden, allerdings seltener zu befürchten waren. Vielleicht war dies der letzte Raubzug von Sir Joseph bis zum Herbst, in dem hoffentlich ruhigere Zeiten anbrechen würden.
    Ebony fühlte sich nicht gedrängt, ihren Schwiegervater zu begrüßen, ließ sich in der gepolsterten Fensternische nieder, lehnte den Kopf gegen den Fensterladen und richtete den Blick ins schwere Dachgebälk. Die Einrichtung, bestehend aus einem Tisch, zwei Stühlen mit hohen Lehnen, zwei geschnitzten Truhen und einem Baldachinbett, schuf Behaglichkeit, die Wandbehänge gaben der Kemenate Wärme und Farbe. Im offenen Kamin knisterte ein Feuer, der Rauch wurde durch einen gemauerten Vorsprung

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