Verfuehrung auf Capri
ihm deutlich anzusehen, ich habe es mir nicht eingebildet! Er hat mich genau betrachtet – mich! Eine unbändige, überwältigende Freude erfüllte sie.
Laura hatte das Gefühl, plötzlich jemand anders zu sein. Ein verzaubertes Tor hatte sich geöffnet, durch das sie eine funkelnde neue Welt betreten hatte. Eine Welt, zu der ihr bisher der Zutritt verwehrt gewesen war. Es war einfach ein Wunder.
Während Luc noch mit der jungen Italienerin im roten Kleid flirtete, warf er Laura einen kurzen Blick zu. Das Funkeln seiner Augen war noch deutlicher zu sehen, als er kurz darauf mit zwei Gläsern Champagner auf sie zukam und ihr eins davon reichte, wobei er Alessandro geflissentlich ignorierte.
Wieder wurde Laura von einer wilden, nervösen Freude erfüllt. „Haben Sie schon viel von der Ewigen Stadt gesehen, Laura?“
„Nein, noch nicht“, erwiderte sie ein wenig atemlos.
Luc lächelte erfreut. „Dann müssen Sie mir erlauben, Ihnen Rom zu zeigen. Tagsüber ist es schon wirklich schön, aber nachts …“, er blickte ihr tief in die Augen, „… nachts ist es wie verzaubert. Lassen Sie es mich Ihnen beweisen – am besten gleich heute noch.“
Alessandro reichte es. „Ich sage es dir nur noch ein Mal“, sagte er mit höflicher Stimme auf Italienisch. „Sieh dich anderswo nach Beute um. Laura ist mit mir zusammen hier.“ Die Drohung, die nun folgte, war weitaus weniger höflich.
Luc sah ihn amüsiert und leicht spöttisch an. „Offenbar willst du die Gerüchte einer ganz persönlichen Viale-Vincenzo-Fusion widerlegen. Dann muss Tomasos geheimnisvolle Enkeltochter wohl auch weiterhin ein Geheimnis bleiben. Aber wer könnte schon mit einer Schönheit wie Laura mithalten?“ Wieder ließ er den Blick über Laura gleiten.
Alessandro biss die Zähne zusammen, denn es war natürlich von Vorteil, dass niemand wusste, wer Laura wirklich war. Momentan diente sie als willkommene Erklärung, warum eine Heirat mit Tomaso Viales Enkelin für Alessandro nicht infrage kam. Und sollte das Geheimnis um ihre Identität gelüftet werden, würde niemand ihm vorwerfen können, sie aufgrund ihres Äußeren nicht heiraten zu wollen – oder sie nur aus finanziellen Gründe zur Frau zu nehmen. Einfach perfekt, dachte er.
Er hatte Tomaso also einen Strich durch die Rechnung gemacht, nur das zählte. Und jetzt wollte er so schnell wie möglich Laura aus Lucs Nähe bringen – und aus der Nähe all der anderen Männer, die sie begehrlich betrachteten. Doch genau in diesem Moment begann Christa Bellini mit einer kurzen Ansprache. Während Alessandro ungeduldig auf das Ende wartete, bemerkte er, wie Laura neben ihm schon wieder zu Luc hinüberblickte. Und schlimmer noch, wie dieser sie anlächelte.
Sobald Christa ihre Rede beendet hatte, umfasste er Lauras Arm. „Wir gehen“, erklärte er knapp.
Dann führte er sie ohne Umwege zum Ausgang, wobei er nur kurz stehen blieb, um sich von der Gastgeberin zu verabschieden und ihr eine großzügige Spende für ihre Wohltätigkeitsorganisation zu versprechen.
Im Foyer befreite Laura sich aus seinem Griff. „Was ist denn los?“, fragte sie verwirrt.
„Ich habe Hunger“, verkündete Alessandro und steuerte auf den Lift zu. „Wir werden hier zu Abend essen, in dem Restaurant im obersten Stockwerk.“
„Was – nur du und ich?“, fragte Laura verwundert.
„Ist das etwa ein Problem?“
„Natürlich! Ich will nicht mit dir essen gehen.“
„Ein Tête-à-Tête mit Luc Dinardi wäre dir also lieber?“, fragte Alessandro sarkastisch.
„Ehrlich gesagt ja.“
„Habe ich gerade meinen Namen gehört?“
Luc kam gerade aus dem Festsaal geschlendert, mit einigen anderen jungen Leuten im Schlepptau. Eine bildhübsche blonde junge Frau in einem glamourösen Designerkleid wandte sich an Laura.
„Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich vorzustellen.“ Sie lächelte herzlich. „Ich heiße Stephanie. Wir wollen alle zusammen essen gehen – kommt doch auch mit!“ Sie hakte sich bei Laura unter. „Und du musst mir unbedingt verraten, wer dein Kleid entworfen hat. Es sieht einfach toll aus!“
„Das weiß ich leider nicht. Ich habe nämlich keine Ahnung von Designern“, erwiderte Laura ehrlich, woraufhin die junge Frau lachte wie über einen gelungenen Scherz.
„Das hier sind übrigens Maria, Gianni, Pietro und Lizzetta. Luc sagte, er würde dich schon kennen. Aber er kennt ja immer die schönsten Frauen, genau wie Alessandro. Wie dem auch sei, ihr müsst unbedingt mitkommen!
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