Verfuehrung auf Probe
quetsche, also trete ich zur Seite und schaukele mit unseren Armen.
S ehr langsam schlendern wir durch diesen Raum. Inzwischen erkenne ich schemenhafte Gestalten, aber das war’s auch schon. Ich frage mich, was an diesem Club interessant sein soll. Haben die anderen Spaß daran, bei Extremschummerlicht mit Fremden schmerzhafte Dinge zu treiben?
„Bist du mit mir hierhergekommen, weil hier alles so undurchsichtig ist?“
„Wie meinen?“, fragt Eric und ich kann seine hochgezogene Augenbraue förmlich vor mir sehen.
„Sind Sie mit mir …“
„Schon gut“, flüstert er mir ins Ohr. Seine Lippen sind mir so nah, dass sich auf mir sofort alle Härchen aufrichten. „Ich wollte einfach nur in so einen Club. Keine Hintergedanken. Ich bin selbst ein wenig ratlos. Aber das ist ja auch mein Part. Du solltest mir erklären, was hier vorgeht.“
„ Dazu müsste ich mal was sehen“, seufze ich. „Du hättest mich ebenso gut in eine Geisterbahn schleppen können. Kann man sich hier irgendwo setzen?“
„Du meinst, ob es hier Sitzgelegenheiten gibt?“
„Hör auf, mich zu verarschen“, maule ich.
„Was ist das nur für ein Ton, Madame?“ , tadelt Eric und mir saust sofort das Wort Strafe durch den Kopf.
„Eric, ich würde mich gern irgendwohin setzen. Vielleicht können wir auch wieder nach oben ins Restaurant gehen, dann halte ich dir bei einigermaßen hellem Licht einen Vortrag über BDSM. Oder ich stehe dir Rede und Antwort für deine Fragen.“
Eric zieht mich weiter. Ich komme mir vor wie eine Blinde und stolpere hinter ihm her. Meine Augen gewöhnen sich nämlich überhaupt nicht an die roten Nebelschwaden. Dann fühle ich, wie Eric mich in einen weichen Sitz drückt. Als er sich neben mir niederlässt, beginnt der Sitz zu schaukeln. Na super. Ich sitze mit meinem Auftraggeber in einer Liebesschaukel.
Nein, diese Atmosphäre regt mich nicht an, sondern auf. Das einzig Anregende weit und breit ist Erics Nähe, die noch viel anregender auf mich wirken würde, wenn wir uns woanders befänden.
„Ich nehme an“, setze ich zu einer Schulungsrunde an, „dass die SMler, die hierher kommen, es gern unbeobachtet treiben.
Wie falsch ich mit meiner Vermutung liege, erfahre ich im nächsten Augenblick. Einige Meter von uns entfernt erstrahlt plötzlich ein Spot und erhellt eine Art Bühne. Unwillkürlich muss ich an den Lichtkreis denken, der gestern Morgen mein brummendes Handy angestrahlt hat. Ich komme allerdings nicht dazu, weiter in der Vergangenheit zu schwelgen.
Die Frau mit dem Umhang, die vorhin im Restaurant am Nebentisch saß, geht mit wiegenden Schritten über die beleuchtete Fläche. In der Mitte bleibt sie stehen. Genauso aufreizend wie sie zuvor gegangen ist, kniet sie sich nun auf den Boden und öffnet ihren Umhang, der über ihren weißen Rücken hinunterrutscht, und in einer edel dahingegossenen Seidenlache auf dem Parkett liegen bleibt. Sie legt ihre Hände auf die schmalen Oberschenkel und senkt ihren Kopf, so dass ihr das halblange Haar vor das Gesicht fällt.
„Kannst du dazu etwas sagen?“, flüstert Eric mir zu.
Was zum Henker gibt es da zu reden? Hat er keine Augen im Kopf? „Sie bereitet sich auf ihren Dom vor.“
„Aha.“
„Das geht natürlich auch anders. Sie könnte sich beispielsweise nur hinstellen. Aber die Beiden haben offenbar diese Art von Arrangement. Hinknien, nackig machen, demütig das Haupt senken, abwarten.“
Im nächsten Augenblick schwingt der züngelnde Schwanz einer Kutschergerte über ihren Kopf hinweg. Phosphorgelb. Beinahe muss ich lachen. Wird das hier eine Lichtershow, oder was? Warum verschwinden die Leute nicht einfach in ihre heimischen Folterkammern und besorgen es sich dort?
„Sie haben Spaß an der Zurschaustellung“, murmele ich, mich an meinen Auftrag erinnernd.
„Was ist mit dir?“, fragt Eric leise. „Macht es dir Spaß, zuzusehen?“
Mir wird unbehaglich. „Das tut nichts zur Sache. Du bist die Hauptperson. Erregt dich der Anblick einer nackten, am Boden knienden Frau?“
„Durchaus.“
Durchaus. So so.
„Sie hat eine gute Figur“ , liefert er die durchaus zutreffende Erklärung.
Ich jedoch sehe nur das ekelhafte Streifenmuster, das innerhalb der nächsten Minuten auf ihrem weißen Rücken entstehen wird. „Was ist mit dem Typen, der die Peitsche schwingt? Was hältst du von ihm? Erregt er dich?“
„ Ich sehe keinen Typen mit Peitsche.“
In dem Moment knallt die Gerte auf die zarte Haut der Frau und sie stößt
Weitere Kostenlose Bücher