Verfuehrung auf Probe
unnötig in die Länge, nur um seinem Publikum zu beweisen, was für ein Super-Dom er ist. Ich würde am liebsten aufstehen, die Schnur von meinem Handgelenk reißen, sie um die Latte von diesem Yves wickeln und zuziehen.
Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten. Siedend heiß bahnen sie sich ihren Weg in meine Augenwinkel und laufen über meine Wangen . Von dort sickern sie auf Erics Bauch. Wütend über mich selbst reiße ich meinen linken Arm hoch und wische mir über die Augen, in der Hoffnung, dass Eric noch nichts von der Flennerei mitbekommen hat.
Aber was bilde ich mir ein? Murphy’s Gesetz: Was geschehen kann, geschieht.
„ Chérise? Geht es dir nicht gut?“ Eric streichelt mir über den Kopf und sammelt dann meine kreuz und quer über seinen Oberkörper verteilten Haare ein, um sie um sein Handgelenk zu schlingen und mir damit den Kopf in den Nacken zu ziehen. Jetzt überträgt er diese Geste auch noch auf andere Situationen …
„Wenn ich so etwas sehe, muss ich als Sub immer weinen vor Glück, Neid und Erregung“, schluchze ich.
„Ehrlich? Willst du auf die Bühne?“
„So weit bist du noch nicht.“ Ich ruckele mit dem Kopf. Er soll meine Haare loslassen. Ich will ihm nicht in sein in der Dämmerung liegendes Gesicht sehen.
Doch er lässt mich nicht los. Ganz im Gegenteil, er zieht nur noch fester. „Willst du etwa mit mir auf so eine Bühne?“
„Nein, verdammt! Und jetzt lass mich los.“
„Du hast mein Hemd zerstört.“
„Willst du mich dafür bestrafen?“ Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Isabelle das Gesicht spöttisch verzieht.
Sie erhebt sich. „ Ich wünsche euch viel Vergnügen bei eurem kleinen Streit“, säuselt sie mit ihrer knarzenden Stimme. „Du kannst jederzeit zu mir kommen, Eric, wenn du dich auf erwachsene Weise unterhalten willst.“ Dann verschwindet sie im roten Nebel.
Was soll denn das heißen? Wenn du dich auf erwachsene Weise unterhalten willst … Ich koche vor Wut. Fehlt bloß noch, dass Schaum aus meinem Mund kommt. Verdammt, diese Isabelle hat sich auf jeden Fall besser im Griff als ich.
Contenance, Nicolette, sage ich zu mir selbst. Ich atme tief, aber flach ein , damit Eric nicht auch noch davon was mitbekommt. Du bist ein Profi, du hast die Sache im Griff, Nicki. Isabelle reißt sich ebenso zusammen wie du selbst. Die Zicke ist eifersüchtig. Sonst hätte sie nicht einen solchen Satz rausgehauen. Und überhaupt: Was ist aus den Gedanken geworden, die ich mir vor nicht allzu langer Zeit über das Zusammenspiel dieser Beiden gemacht habe. Alles schon vergessen? Ich war doch so sicher, dass sie ein Spiel mit mir treiben. Das ich ihnen vermasseln will, vor allen Dingen ihr.
Leider fällt mir in dem Moment überhaupt nichts ein, was ich tun könnte. Also frage ich Eric, was er heute Abend noch vorhat.
Er räuspert sich. „Eigentlich wollte ich es hier so lange wie möglich aushalten.“
„Gute Idee“, stimme ich zu, obwohl ich am liebsten das Schiff entern und den Kapitän zwingen würde, vor Anker zu gehen. „Am besten, wir gehen näher an die Bühne ran und dann siehst du genau hin. Schließlich sollst du was lernen. Während der Peitschennummer hast du ja mehr mit Isabelle geredet als alles andere.“
Eric erhebt sich und zieht mich dabei ebenfalls auf die Füße . „Dieser Sitz hier ist alles andere als bequem“, er räkelt sich wie ein Kater, „dass ich mich hauptsächlich um Isabelle gekümmert habe, ist nicht korrekt. Ich kann mich da an jemanden erinnern, der mein Hemd zerstört hat. Aber … das war verdammt gut.“
„Pardon?“
„Es hat Isabelle rasend gemacht.“
„Ach, du hast es auch bemerkt?“
„Bin ich ein Holzklotz?“ Eric beugt sich zu mir hinunter. Ich spüre seinen warmen Atem hinter meinem Ohr. „Du bist wirklich gut, Chérise. Alles, was du tust, kommt so echt rüber. Als würdest du es gar nicht spielen. Du bist eine hervorragende Schauspielerin. Eine tolle Lehrerin. Ich denke, heute habe ich bereits eine Menge gelernt.“
Und ich dachte schon, er hätte bemerkt, dass ich mindestens so eifersüchtig bin wie Isabelle.
„Ich bin halt eine alte Sub“, murmele ich, um ihn weiter in seinem Glauben zu bestärken. Irgendwann jedoch werde ich diesen Sub-Scheiß wieder einstellen müssen. Ich will ja nicht, dass er sich daran gewöhnt.
„Als Dom müsstest du dich mal langsam um das Wohlergehen deiner Sub kümmern“, belehre ich ihn , denn von diesem fürchterlichen Nebel habe ich einen ganz trockenen
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