Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Mal vereinte St. John seine Kräfte allerdings mit Máelodors. Die Kampfmagie des Amhas-draoi traf Lazarus voll in die Brust, trieb ihm den Atem aus der Lunge und versengte seine Nerven. Mit einem gequälten Aufheulen brach er zusammen. Die Unterbrechung seiner Konzentration war nur vorübergehend, aber mehr brauchte Máelodor auch nicht.
Tief drang er in Lazarus’ Bewusstsein ein und füllte die Lücken dort mit seiner giftigen Präsenz, der unerschütterlichen, unbeugsamen und immerwährenden Präsenz der Schlange. Und als Lazarus wieder zum Gesicht seines Herrn aufblickte, war im schwarzen Blick des Domnuathi nichts als Tod zurückgeblieben.
Sabrina spürte, wie ein Ruck durch ihr Bewusstsein ging und Nebel ihre Sicht verschwimmen ließ. Sie schrie nach Brendan und griff nach seiner Hand, als sie sich in einen dunklen Sog hineingezogen fühlte.
Dann klärte die Luft sich wieder, und ihre Augen gewöhnten sich langsam daran. Sie lag in einem warmen Bett in Daighs Armen und spürte seinen Körper dicht an ihrem Rücken. Eine seiner Hände ruhte auf ihrem Bauch und sein ruhiger Atem liebkoste ihren Nacken.
»Ein Mädchen, willensstark und temperamentvoll wie seine Mutter«, murmelte Daigh und streichelte ihren Leib, ohne sich auch nur bewusst zu sein, welch glutvolles Begehren die Zärtlichkeit in ihr entfachte. »Ich werde vor deiner Niederkunft zurück sein, und wir werden die Kleine zusammen auf der Welt begrüßen.«
Salzige Tränen rannen in Sabrinas Mund und tropften auf ihr Kissen. Er würde sein Kind niemals sehen. Weil er nie zurückkehren würde.
Das war das Ende.
Ein fürchterliches Dröhnen erfüllte ihre Ohren, und Nebel umhüllte sie wie ein Leichentuch. Das Bett, das Zimmer, die Welt – alles schrumpfte und schrumpfte, bis nicht mehr als eine endlose schwarze Leere blieb.
Das Dröhnen hämmerte gegen ihr Hirn, drückte ihre Organe zusammen, erschütterte ihre Knochen und brachte ihr Blut zum Rasen. Sie versuchte, die Hände an beide Seiten ihres Kopfs zu pressen, und fühlte wieder Brendans fieberheiße Finger an den ihren.
Sabrina öffnete die Augen, aber das Dröhnen verstummte nicht. Und erst jetzt erkannte sie, was es war. Schreie, die nicht enden wollten. Ein endloses, qualvolles Geheul schlug gegen ihren Kopf, während die gnadenlosen, starren Augen einer Schlange alles vor sich auslöschten und Mauern zerfielen, Schutzschilde zusammenbrachen und kein Rückzug mehr möglich war.
Das war das Ende.
Wie lange war er ohnmächtig gewesen? Lange genug für jemanden, ihn hier hereinzuschleifen und aufs Bett zu werfen, damit er sich erholte. Aber der von den dünnen, schmutzigen Laken ausgehende Gestank ließ Wellen der Übelkeit in Daigh aufsteigen. Von Würgekrämpfen geschüttelt, erhob er sich auf seine zittrigen Beine und rieb sich mit der Hand über das Gesicht, als könnte er die Schande wegwischen.
In dem sicheren Bewusstsein, dass er die letzte und kostbarste seiner Erinnerungen aufgegeben hatte und es dennoch nicht genug gewesen war, schloss er resigniert die Augen. Sabrina war für ihn verloren. Und er hatte sie enttäuscht.
Er zog den Ärmel hoch. Das Mal brannte, als lebten Tausende von Feuerameisen unter seiner Haut. Daigh kratzte sich, bis die langen Schrammen, die seine Fingernägel hinterließen, zu bluten begannen, aber die von einem gebrochenen Pfeil durchbohrte Mondsichel blieb sichtbar. Nichts vermochte Máelodors Zeichen des Besitzes auszulöschen. Nichts konnte den Magier aus seinem Geist entfernen, in den die Schlangenzähne jetzt schon so tief eingedrungen waren, dass nur noch der Tod Daigh von ihnen befreien konnte.
»Douglas bleibt stur.« St. John erschien in der Tür, bedachte ihn mit einem lüsternen Lächeln und ließ den Blick mit faunischem Vergnügen über den Körper seines Gefangenen gleiten.
Daigh biss die Zähne zusammen und beachtete ihn nicht. Was spielte das noch für eine Rolle? »Douglas wird eher sterben, als das Versteck des Steins preiszugeben. Das verlangt allein schon seine Ehre.«
»Er ist ein Verräter.« St. John nahm Haltung an. »Verräter kennen keine Ehre.«
»Sagt jemand, der weiß, wovon er spricht.«
St. John wurde blass, seine Augen schneidend wie geschliffenes Glas. »Meine Loyalität gilt meiner Rasse. Das ist das Einzige, was zählt. Artus’ Rückkehr wird ein neues Kapitel in einer gescheiterten und vergessenen Geschichte einleiten.«
»Oder Tod und Zerstörung bringen und jede Chance auf Frieden zwischen Anderen und
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