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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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zugleich. »Sobald Máelodor erscheint, wird es kein Problem mehr sein, fürchte ich.«
    Sabrina wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab und starrte zu dem regennassen Fenster hoch. Betäubung beschlich sie mit jedem weiteren Moment, den sie in dieser fürchterlichen Ungewissheit zubrachten.
    Brendan brach zuerst das Schweigen. »Du hast meine ursprüngliche Frage noch nicht beantwortet.«
    Sie schaute ihn aus müden, vom Weinen geröteten Augen an.
    »Sagte St. John die Wahrheit, als er dich MacLirs Geliebte nannte?«
    Sabrina nickte trotzig. »Ja.«
    Brendan stieß einen betrübten Seufzer aus, rieb sich mit einer Hand das stoppelige Kinn und schüttelte den Kopf. »Ach, Sabrina!«
    »Habe ich dich schockiert? Bist du empört, dass deine Schwester mit einem Mann das Bett geteilt hat, ohne mit ihm verheiratet zu sein? Fürchtest du, dass kein anständiger Mann mich jetzt, da ich verdorben bin, noch zur Frau haben will?«
    »Nein, ich mache mir Sorgen wegen des Kummers, der dich erwartet.«
    »Daigh hofft, Máelodor dazu hinreißen zu können, ihn zu töten«, erklärte sie tonlos, und trotzdem schienen ihre Worte widerzuhallen wie ein Echo in der kalten Luft.
    Brendans Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich. »Der Tod wäre erträglicher. Aber ich fürchte, dass das eine unerfüllbare Hoffnung ist«, murmelte er.
    Doch bezog sich Brendan damit auf Daighs Hoffnungen oder die seinen? Sabrina konnte es nicht sagen.

Kapitel Sechsundzwanzig
    D ie Kutsche hielt auf dem schlammigen Hof eines heruntergekommenen Bauernhauses. Hühner stoben auseinander. Ein magerer Hund am Ende einer Kette bellte wild. Eine dünne weiße Rauchsäule stieg von einem mit Unkraut überwachsenen, durchhängenden Strohdach auf.
    Máelodor stieg aus seinem Wagen, als ein langgliedriger, bärtiger Mann aus der Scheune kam und den Hund anbrüllte, ruhig zu sein. Als er die Kutsche sah, versetzte er dem Tier noch einen Tritt, rannte dann durch den Regen zum Haus hinüber, stürmte mit eingezogenem Kopf zur Tür hinein und verkündete lauthals die Neuigkeiten.
    Sogleich erschien St. John an der Tür, schlüpfte in seinen Mantel und begrüßte den Meistermagier mit einem unterwürfigen Lächeln auf dem schweißglänzenden, geröteten Gesicht. »O Großartiger, ich hatte Euch nicht so bald erwartet! Sonst hätte ich angemessenere Arrangements getroffen.«
    Máelodor umklammerte den Gehstock und registrierte erfreut, wie die Hitze der Erregung seinen sonst immer so kalten Körper wärmte. »Douglas. Er ist hier, in Glenlorgan. Ich habe es selbst gesehen.«
    St. Johns Lächeln wurde noch breiter, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. »Er ist sogar noch näher: hier im Haus. Ich habe ihn vor vier Tagen gefasst.«
    Konnte die Vergeltung endlich nahe sein? Máelodors Herz begann, wie wild zu pochen, und ihm wurde heiß und kalt zugleich. Seine Lunge pfiff, als er nach Atem rang. »Zeigen Sie ihn mir!«
    »Da ist noch jemand, den Ihr vielleicht sehen wollt.«
    St. John reichte Máelodor den Arm und führte ihn durch die Eingangstür in einen karg möblierten Raum. Und sogar diese wenigen Möbelstücke waren alt und angeschlagen. Auf einem Tisch stand ein vergessenes Abendessen. Das Feuer im Kamin war bis auf ein paar verglimmende Stücke Kohle auf dem Rost heruntergebrannt. Und ein Mann stand in einer gegenüberliegenden Tür, das Gesicht starr wie ein Götzenbild und finster wie Gewitterwolken.
    Máelodor packte St. Johns Arm noch fester. »Lazarus.«
    Die Kehle des Mannes zuckte, seine Hände ballten sich zu Fäusten, und sein ganzer Körper zitterte vor Ekel, Wut und Hoffnungslosigkeit.
    Máelodor weidete sich an diesen dunklen Emotionen und nutzte sie, um die unterschwelligen Verbindungen wiederherzustellen, die den Domnuathi wieder gefügig machen würden.
    Lazarus’ Gesicht wurde völlig ausdruckslos, als er sein Bewusstsein vor Máelodors Neugierde verschloss. Selbst jetzt noch versuchte er, sich seinem Herrn zu widersetzen und zu werden, was er niemals sein konnte: menschlich und frei.
    Máelodor drang noch tiefer vor, stieß jedoch nur wieder an dieselbe gut verschanzte Mauer, die keine Magierenergie zu überqueren wagte. Überrascht von der Stärke der Missachtung, zog der Meistermagier sich zurück und ließ Lazarus einen vorübergehenden Erfolg verspüren. Dann, nachdem er St. John einen Wink gegeben hatte, versuchte er es ein weiteres Mal.
    Seine geistigen Tentakel schossen heraus und ergriffen den Soldaten von Domnu. Dieses

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