Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
und er die glänzenden schwarzen Schuppen schon direkt unter seiner Haut spüren konnte. Mit jeder Sekunde verlor er mehr von seiner Menschlichkeit.
»Hier sind sie, Sir.«
St. John winkte die Geschwister in den Raum.
»Daigh!« Sabrina wollte sich in seine Arme stürzen, wurde von ihrem Bewacher aber brutal zurückgerissen.
Neben ihr hing Brendan Douglas kraftlos zwischen den Männern, die ihn auf beiden Seiten stützten. Doch obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, hob er den zerzausten Kopf und musterte Daigh mit einem seiner goldbraunen Augen. »Also hat Máelodor es doch geschafft. Ein Domnuathi .«
Daigh versteifte sich und wandte sich an St. John. »Sie waren bereit, die beiden im Austausch gegen den Wandbehang freizulassen.«
»Nein«, entgegnete St. John. »Ich war bereit, im Austausch gegen den Wandteppich deine Geliebte nicht in mundgerechte Stückchen zu zerschneiden. Wusstest du, dass die See nur eine Meile südöstlich von hier liegt? Meine Partner sind Fischer, wenn sie nicht gerade etwas für mich erledigen. Sie meinten, eine mit Gewichten beschwerte, nur wenige Meter von der Küste entfernt ins Wasser geworfene Leiche würde nie gefunden werden.«
»Sie haben mich belogen!« Daigh riss die Sense aus seinem Gürtel, um sich auf St. John zu stürzen, hielt jedoch abrupt wieder inne, als Sabrinas Bewacher ihr eine entsicherte Pistole an die Schläfe drückte.
»Vorsicht!«, warnte St. John und streckte eine Hand nach der provisorischen Waffe aus. »Du willst doch sicher nicht die Schuld an einer verirrten Kugel tragen?«
»Bastard«, zischte Douglas, aber ein brutaler Faustschlag ließ ihn zwischen seinen Bewachern wieder in sich zusammensacken.
»Was ist mit Sabrinas Bruder?«, fragte Daigh, als er St. John die Sense aushändigte.
Gervase St. John zuckte mit den Schultern. »Er war nicht Teil unserer Abmachung.«
»Sabrina nützt Ihnen doch nichts mehr. Lassen Sie die beiden gehen!« Daigh versuchte, den bittenden Unterton aus seiner Stimme fernzuhalten, aber St. Johns selbstgefälligem Lächeln nach zu urteilen, wusste er ganz genau, wie weit Daigh gehen würde, um Sabrinas Freilassung zu erreichen.
»Und warum sollte ich das tun?«, entgegnete St. John und musterte Daigh mit neu erwachtem Interesse.
Vor Ekel lief Daigh eine Gänsehaut über den Rücken, und ihm drehte sich der Magen um, als er seinem Gegenüber in die Augen blickte. »Weil ich Sie darum bitte.«
St. John öffnete den Mund, als wollte er Daighs Ansinnen zurückweisen, doch dann wechselte sein Ausdruck. St. John schien etwas in Daighs Blick zu lesen, das ihm gefiel, und wortlos deutete er auf einen schwach erhellten Gang.
Ohne Sabrina oder ihrem Bruder auch nur einen Blick zu gönnen, folgte Daigh St. John hinaus.
Die Geschwister waren zu ihrem Gefängnis zurückgebracht worden, wo Brendan unsanft auf das Bett geworfen und mit einem gut gezielten Stiefeltritt in die Rippen zur Ruhe gebracht worden war. Sabrina dagegen hatten die Männer mit einem lüsternen Grinsen und einer schmutzigen Bemerkung, die sie heiß hatte erröten lassen, nur in den Raum gestoßen. Als endlich die Tür hinter ihnen zufiel, empfand sie das Geräusch des sich umdrehenden Schlüssels wie einen Messerstich in die Brust.
Kraftlos ließ sie sich an einer Wand hinuntergleiten, kauerte sich auf den Boden und schlang die Arme um ihre angezogenen Knie.
»Verdammt noch mal! Sieben Jahre konnte ich mich verstecken, und dann auf einmal, einfach so …« Ein Hustenanfall unterbrach Brendans Tirade, worauf er sich aufs Bett zurückfallen ließ und einen Arm über das Gesicht legte, wie um sich davon zu erholen.
»Daigh hat den Wandbehang nicht gestohlen, weil er es wollte, sondern nur, um mich zu retten.« Sabrina drückte eine Hand auf die Stelle unter ihrem Brustbein, wo sie den dumpfen Schmerz verspürte.
»Warum sollte ein Soldat von Domnu einen Tauschhandel eingehen, um dich zu retten? Und warum geht St. John davon aus, dass ihr ein Liebespaar seid?«
Sabrina warf ihm einen Blick zu.
Brendan nahm den Arm von seinem Gesicht, um sie mit fragend erhobener Braue anzusehen. »Du dachtest, ich hätte das nicht mitgekriegt, was? Dies ist nicht das erste Mal, dass St. John dich als Waffe gegen den Domnuathi einsetzt.«
»Nein?«
»Was ist zwischen dir und Máelodors Kreatur?«
Sie ertappte sich dabei, dass sie schon wieder an einem Nagel knabberte, und versteckte die Hand schnell hinter dem Rücken. »Versprichst du, nicht zu lachen,
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