Verfuehrung im Palast der Liebe
nichts sagen“, gab sie scharf zurück. „Ich habe noch nie den Wunsch verspürt, dieses Buch zu lesen.“ Sie hoffte, ihm damit klargemacht zu haben, dass sie lediglich über das Geschäftliche reden wollte.
„Weil Sie meinen, nichts mehr daraus lernen zu können?“
„Aus Büchern, die Frauen anweisen, sich zum Vergnügen des Mannes zu unterwerfen, will ich gar nichts lernen“, konterte sie.
„Von Unterwerfung steht in diesem Buch kein einziges Wort. Vielmehr geht es darum, das gemeinsame Vergnügen zu steigern, sowohl für den Mann als auch für die Frau, damit sie es zusammen genießen können. Es überrascht mich, dass Sie das nicht wissen.“
Wäre es möglich gewesen, Keira hätte auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre gegangen. Alles nur, um dieser samtenen Stimme zu entfliehen, die Bilder in ihr heraufbeschwor, die ihren Körper in Flammen setzten und sie zu verbrennen schienen. Bilder, die sie nicht sehen wollte!
„Wir sollten zurückfahren.“
Der abrupte Themenwechsel war Keira nur recht. Sie hielt es für klüger, einen gewissen Abstand zu ihm zu halten, als sie über unebenes Gelände zurück zum Wagen gingen. Jay marschierte mit ausholenden Schritten voran, seine langen Beine trugen ihn schneller über den staubigen Weg. Keira wollte nicht unerfahren wirken und beschleunigte ihre Schritte, ohne wirklich auf die Löcher und Furchen zu achten, die die schweren Bauwagen in den sandigen Boden gefahren hatten.
Sie waren fast bei dem Geländewagen angekommen, als es passierte. Keira stolperte über einen losen Stein und verlor das Gleichgewicht.
Jay hörte Keiras erschreckten Ausruf und drehte sich um. In Sekundenbruchteilen eilte er zu ihr zurück und fing sie gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie stürzen konnte.
Mit klopfendem Herzen lag sie an seiner Brust. Sie spürte seinen schnellen Atem, der herbe Duft seiner Haut berauschte sie und ließ sie schwindeln. Die Sonne brannte ihr auf den Rücken, doch das war nichts im Vergleich zu der Hitze, die seine Hände an ihren Oberarmen ausstrahlten.
Dabei tat er nichts weiter, als sie vor einem Sturz zu bewahren, das wusste sie. Doch ihr Körper erinnerte sich jäh daran, wie er sie gehalten hatte, als er sie küsste. Nur mit Mühe kämpfte sie gegen den Wunsch an, sich noch dichter an ihn zu pressen. Wenn er sie jetzt küsste, dann würde er nach Salz und Hitze und Männlichkeit schmecken …
Es konnte nur an dem Schock über ihre ungewollte körperliche Reaktion liegen, dass die Zeit auf einmal stehen geblieben zu sein schien, wie in einem magischen Bann. Keira erkannte den beginnenden dunklen Bartschatten auf Jays Wangen, und das Bedürfnis, die rauen Stoppeln unter ihrer Hand zu spüren und mit den Fingern die Konturen seiner sinnlichen Lippen nachzuzeichnen, drohte sie zu überwältigen. Der Kontrast würde sich in ihre Haut einbrennen, das wusste sie. Das Sehnen, diesen Kontrast überall auf ihrem Körper zu fühlen, wurde immer stärker. Es wäre so einfach, dieser Sehnsucht nachzugeben …
Er wusste doch, worauf sie aus war! Jay wusste genau, dass sie seine Männlichkeit gegen ihn selbst einsetzte, sie nutzte die Wirkung aus, die ihre Nähe auf ihn hatte. Niemals war ihm eine Frau begegnet, die ihre Sinnlichkeit so geschickt zu gebrauchen wusste. Andere warfen sich ihm offen an den Hals, lieferten sich seiner Laune aus, sie entweder abzuweisen oder auf ihr Angebot einzugehen. Doch Keira ging sehr viel subtiler vor. Und damit war sie auch viel gefährlicher. Dass sie die Unnahbare spielte, hatte ihn schon bei ihren letzten Begegnungen erregt. Er hätte das Kamasutra nicht erwähnen sollen, wurde ihm zu spät klar. Die Bilder, die er damit vor seinem geistigen Auge heraufbeschworen hatte, hatten auch seine eigene Selbstbeherrschung geschwächt. Szenen eines sinnlichen Liebesspiels, bei dem ihr lilienweißer Körper ganz ihm gehörte, um ihm Vergnügen zu bereiten und seine Leidenschaft zu schüren.
Wenn er sie jetzt küsste …
In Panik über die eigenen Gedanken fühlte Keira nichts als Erleichterung, als Jay seinen Griff lockerte und sie automatisch einen Schritt zurück trat. Was war nur los mit ihr? War ihr denn nicht klar, wie dumm und gefährlich diese ständigen unerwünschten Gedanken waren? Fast so, als hätte eine fremde Macht von ihr Besitz ergriffen und sie selbst hätte keine Kontrolle mehr über ihren Verstand und ihre Gefühle.
„Danke“, sagte sie heiser und bemühte sich, so normal wie möglich zu wirken. Allerdings
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