Verfuehrung im Palast der Liebe
Kissen und einem prächtigen, seidenen Baldachin?
„Ich muss noch einige Anrufe erledigen. Wir treffen uns unten in einer halben Stunde.“ Keira nickte nur stumm, sie traute ihrer Stimme nicht. Dann folgte sie dem Boy.
Der Gästeflügel musste ursprünglich die Frauen des Palastes beherbergt haben, mutmaßte Keira. Es gab einen eigenen abgegrenzten Garten mit Springbrunnen und Swimmingpool, wie Keira aus den hohen Fenstern des riesigen Raumes, in den Kunal sie geführt hatte, sehen konnte.
„Gefällt es Ihnen?“, fragte der junge Diener schüchtern. „Der Palast wurde vor vielen, vielen Jahren vom Maharadscha gebaut. In Ralapur gibt es viele Paläste, und alle sind wunderschön.“
„Ralapur erinnert mich an Jaipur“, sagte Keira.
„Nein“, bestritt Kunal vehement. „Ralapur ist viel besser und schöner als Jaipur.“ Jetzt lachte er sie offen an, lud sie damit ein, die Loyalität zu seiner Heimat mit ihm zu teilen.
Keira wartete, bis Kunal gegangen war, bevor sie sich in ihrem neuen Quartier umsah. In dem großen Schlafzimmer stand ein riesiges Bett im französischen Empire-Stil, es schien speziell für diesen Raum angefertigt worden zu sein. Das Bad, das hinter einer Tür neben dem Bett lag, war praktisch ebenso groß wie das Wohnzimmer in ihrem Londoner Apartment und opulent ausgestattet mit einer in den Boden eingelassenen Badewanne und verspiegelten Wänden.
Diese Gemächer waren für eine sexuell aktive und sinnliche Frau hergerichtet worden, entschied Keira. Möglichweise für eine Kurtisane, nicht für eine offizielle Ehefrau? Hatte Jay ihr deshalb diese Suite zugeteilt? Sozusagen als Bestätigung, dass er sie ebenfalls für eine solche Frau hielt?
Keira machte sich frisch und zog ein sauberes Shirt und einen leichten Rock an, dann machte sie sich auf den Weg nach unten in die Halle, wo Jay bereits auf sie wartete.
„Ich dachte mir, wir könnten hier essen.“ Jay zeigte auf den reich verzierten Bogeneingang eines Restaurants auf der Hauptstraße der Altstadt. „Sie servieren typisch indisches Essen. Allerdings sollte ich Sie wohl vorwarnen, dass es sehr scharf ist. Wenn Sie also lieber woanders hingehen möchten …“
Keira hatte gar nicht gewusst, dass sie hungrig war, doch als ihr der Duft der köstlichen Gewürze in die Nase stieg, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. „Nein, das hier sieht sehr gut aus“, versicherte sie.
Es war voll im Restaurant, Kellner in bunter traditioneller Kleidung, mit makellos gebundenen Turbanen, bedienten Gäste, die auf Kissen auf dem Boden um niedrige Tische saßen. Köpfe drehten sich bei Jays Eintreten, sicher weil er ein Mitglied der königlichen Familie war. Die Kellner verbeugten sich tief vor ihm, und der Restaurantbesitzer, der einen westlichen Anzug trug, kam auf sie zugeeilt. Als er Keira erblickte, wollte er die Neuankömmlinge zu einem höheren Tisch mit Stühlen führen, doch Keira schüttelte den Kopf.
„Es sei denn, Sie ziehen das vor“, wandte sie sich an Jay. Mit einem Schulterzucken machte er klar, dass es ihm gleich war. Mit einer gleitenden geschmeidigen Bewegung ließ er sich an dem neuen Platz in den Schneidersitz nieder, ebenso wie Keira, die ihren Rock über Beine und Füße zog. „Wir offerieren heute die traditionellen geräucherten sul e kebas “, hob der Besitzer an, „und die vegetarische Küche der Mashewari . Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf … Nehmen Sie unser da l baati . Das ist unsere Hausspezialität.“
„Ja bitte.“ Keira nickte lächelnd.
Während des Mahls konnte Jay feststellen, dass Keira mit den Gebräuchen und dem indischen Essen ganz offensichtlich vertraut war, denn sie verspeiste ihre Mahlzeit mit größtem Vergnügen.
Als sie eine gute Stunde später aus dem Restaurant auf die von Bäumen beschattete Straße traten, war die größte Mittagshitze vorbei, und die Ladenbesitzer öffneten gerade wieder ihre Geschäfte. Jay erklärte Keira, dass der Wasservorrat aus den Quellen unter dem Felsplateau stammte, auf dem die Stadt im siebzehnten Jahrhundert gebaut worden war. Der Dichterprinz, der die Stadt gegründet hatte, ließ damals auch eine Art unterirdisches Kanalsystem anlegen, sodass nicht nur die Stadt und sein Palast mit Wasser versorgt wurden, sondern ebenso die Gärten.
Während sie Jay lauschte, konnte Keira den Stolz auf seine Vorfahren und die Geschichte seines Landes aus seiner Stimme heraushören. Sie hingegen empfand nur Scham für ihren Hintergrund. Er war der Sohn
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