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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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„Er befindet sich in den allerbesten Händen.“
    „Wie sieht die Behandlung aus?“
    Der zweite Arzt räusperte sich bedeutungsvoll, ehe er mit einer ausführlichen und komplizierten medizinischen Erklärung begann. Hinterher wirkten alle Journalisten verunsichert, die englischsprachigen ganz besonders.
    Raphael saß am Tischende regungslos auf dem Stuhl und kritzelte zerstreut auf einem Notizblock herum. Er schien von der Aufmerksamkeit der Medien und aller anwesenden Frauen nichts mitzubekommen.
    Eve konnte nicht aufhören, ihn anzusehen. In seinem Gesicht stand Verzweiflung geschrieben, Verzweiflung und Erschöpfung. Zwei Jahre lang hatte sie sich alle möglichen langsamen und qualvollen Todesarten für diesen Mann ausgedacht, doch jetzt wäre sie am liebsten zu ihm gegangen, um ihm über die Wangen zu streicheln und allen Zorn und Schmerz wegzuküssen.
    Gereizt schüttelte sie den Kopf. Hatte dieser Magier sie tatsächlich gestern mit einem Zauberspruch belegt? Anders waren diese Gedanken nicht zu erklären.
    „Was ist mit der Markteinführung des Parfums?“, fragte die Reporterin einer britischen Zeitschrift. „Findet sie trotzdem statt?“
    „Wir sind der Meinung, dass Antonio das wünschen würde“, erklärte Alessandra Ferretti, ohne zu zögern. „Er hat sich intensiv um die Vorbereitungen gekümmert, und viele Berühmtheiten aus aller Welt werden zur Präsentation von Golden erwartet. Es handelt sich um Lazaros aufregendste Parfum-Kreation. Die Veranstaltung wird in jeder Hinsicht der glänzende Höhepunkt der Saison.“
    Nachdem sie das neue Produkt ausreichend gelobt hatte, lächelte sie mitfühlend und schlug einen respektvoll gedämpften Ton an.
    „Für Antonio stand das Label schon immer an erster Stelle. Die Firma ist sein Leben. Wenn wir nun sein Werk nicht fortführen wie gewohnt, würden wir alles missachten, was er geschaffen und wofür er hart gearbeitet hat.“
    Fast alle folgenden Fragen richteten sich an Raphael: Wie lange hatte er seinen Vater nicht gesehen? War er aus Südamerika zurückgekehrt, weil er wusste, dass sein Vater krank war? Welchen Eindruck hatte Antonio im Verlauf des Abends auf ihn gemacht?
    Raphael antwortete knapp, und seine Stimme klang rau vor Müdigkeit. Eve hielt den Kopf gesenkt und reckte den Arm mit dem Rekorder in die Luft, um Raphaels Antworten einzufangen. Hoffentlich hörte man später in der Aufnahme nicht ihren hektischen Herzschlag! Wie in Trance nahm sie wahr, dass die kühle Blondine neben ihr verzweifelt versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und eine Frage zu stellen.
    „Signor Di Lazaro! Raphael!“
    Plötzlich blickte er in ihre Richtung. Eve erstarrte.
    „Signor Di Lazaro, wo waren Sie gestern Abend, als Antonio zusammenbrach?“
    „Bei der Modenschau.“
    Eve wagte kaum zu atmen. Wenn sie den Kopf weiterhin gesenkt hielt und sich nicht bewegte, bemerkte er sie vielleicht nicht. Hätte doch bloß diese verdammte Journalistin neben ihr den Mund gehalten, damit er sich wieder anderen Fragern zuwandte!
    Doch die Frau redete weiter und schlug noch dazu einen anzüglichen Ton an. „Nach Aussage der Angestellten im Palazzo Salarino dauerte es eine ganze Weile, bis man Sie fand. Was haben Sie zu diesem Zeitpunkt getan?“
    Die einsetzende Stille schien ewig zu dauern. Ganz langsam und voll böser Vorahnungen löste Eve den Blick von dem Blumenmuster des Teppichs und hob den Kopf. Im nächsten Moment sah sie Raphael direkt in die Augen.
    Seine Miene verriet nichts, aber sein Blick war unverwandt auf sie gerichtet und löste süße, unbeschreiblich erotische Qualen in ihr aus. Als Raphael schließlich antwortete, klang seine Stimme sanft und leise.
    „Das ist eine sehr gute Frage.“
    Einen Moment glaubte Raphael, er hätte vor Müdigkeit bereits Wahnvorstellungen, doch ein Irrtum war ausgeschlossen. Er kannte diese Augen und auch diese sanften Lippen, die ihn in dieser Nacht immer wieder in seinem halb wachen Zustand heimgesucht hatten, während er Stunde um Stunde in einem Sessel am Bett seines Vaters dahindämmerte.
    Diese Frau war also kein Model, sondern etwas noch Schlimmeres.
    Sie war Journalistin.
    Seine Finger krampften sich um den Stift. Er machte sich die bittersten Vorwürfe. Schlafmangel hatte ihn unvernünftig und sorglos werden lassen, doch das war keine Entschuldigung für sein dummes Verhalten am Vorabend. Zum Glück hatte ihn das Personal aufgespürt, bevor sich die Dinge weiterentwickeln konnten! Nicht auszudenken,

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