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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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mit Ellies Tod begonnen hatte. Ihre eigene Tragödie war im Vergleich dazu unwichtig.
    Endlich hielt der Wagen vor einem abweisend wirkenden Gebäude. Der Fahrer stieg aus und spannte einen Regenschirm auf, ehe er Eves Tür öffnete. Einen Moment stand er einfach nur da und wartete darauf, dass sie sich aus dem Sitz erhob. Dann bemerkte er jedoch die Tränen, die ihr über die blassen Wangen liefen, und sah, wie heftig sie zitterte. Hastig beugte er sich zu ihr und bot ihr seinen Arm an. Er war jünger, als sie angenommen hatte, doch seine Stimme klang tief und beruhigend.
    „Keine Sorge. Bitte, nicht weinen.“
    Behutsam stützte er sie beim Aussteigen aus dem Wagen und half ihr die Stufen zum Eingang hinauf. Wahrscheinlich wären ihr ohne seine Hilfe die Beine einfach weggeknickt.
    Während er auf Italienisch in sein Funkgerät sprach, führte er sie einen Korridor mit Marmorsäulen entlang, den auf beiden Seiten Bänke säumten. Schließlich deutete er auf eine Sitzgelegenheit.
    Eve schüttelte den Kopf. Der Rücken schmerzte sie von dem verkrampften Sitzen im Wagen. Darum drückte sie die Hände ins Kreuz und reckte sich vorsichtig.
    „Kaffee, Signorina?“
    „Nein, grazie, ich werde …“
    Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als sich Schritte näherten – rasch und energisch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals herauf, und im nächsten Moment blickte sie in die Augen, die sie seit sechs qualvollen Monaten bis in ihre Träume hinein verfolgten.
    Raphaels Gesicht wirkte in dem trüben Licht geisterhaft bleich, und die Wangen waren schmal geworden. Doch Eve nahm nichts wahr außer seinen Augen.
    Ehe er vor ihr im Gerichtssaal verschwand, traf sie ein Blick, der an Hass grenzte.
    „Würden Sie bitte Ihren vollen Namen nennen?“
    Obwohl Gianni Orseolos Stimme sanft klang, bebte Eve am ganzen Körper. Es kostete sie ihre ganze Kraft, dem Blick des Mannes auszuweichen, der weiter hinten saß.
    „Eve Maria Middlemiss“, sagte sie leise.
    Im Gerichtssaal war es still. Luca saß ihr gegenüber zwischen uniformierten Polizisten. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Nichts war mehr von dem fröhlichen und eleganten Lebemann übrig. Luca wirkte grau und angespannt. Auch sein Gesicht war verändert, obwohl sie den Unterschied zu früher nicht hätte beschreiben können.
    „Signorina Middlemiss, Sie sind Engländerin? Können Sie dem Gericht sagen, wann Sie das erste Mal Italien besucht haben?“
    „Im letzten Sommer. Im August.“
    Der Staatsanwalt lächelte andeutungsweise. „Das ist vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, um Florenz von der ruhigen Seite kennenzulernen“, bemerkte er und entlockte damit den meisten Anwesenden ein Lächeln. Danach wurde er wieder ernst. „Was war der Grund Ihres Besuchs, Signorina?“
    „Ich hatte von einer Zeitschrift den Auftrag erhalten, einen Artikel über Lazaros Jubiläumsmodenschau zu schreiben. Es sollte ein Hintergrundbericht werden. Deshalb habe ich eines der Models begleitet und bin auch selbst kurz in der Show aufgetreten.“
    „Verstehe“, bemerkte der Ankläger, der sich ihr als Gianni Orseolo vorgestellt hatte. „Bei dieser Gelegenheit haben Sie Luca Di Lazaro zum ersten Mal getroffen?“
    Eve schloss für einen Moment die Augen und bot ihre ganze Willenskraft auf, um nicht zu Raphael zu blicken. Sein Gesicht war zwar zur Maske erstarrt, aber es waren immer noch die attraktiven Züge, die sie liebte. Am liebsten hätte sie in den Saal hinausgeschrien, dass sie damals Raphael Di Lazaro zum ersten Mal getroffen hatte.
    „Ja“, antwortete sie knapp.
    „Danke, Signorina.“ Gianni Orseolo ließ einige Sekunden verstreichen, ehe er etwas energischer fortfuhr. „Sie sagen, dass Sie einen Artikel schreiben sollten für …“ Er unterbrach sich und warf einen Blick auf seine Notizen. „Für die Zeitschrift Glitterati. Sie sind also Journalistin?“
    „Nicht direkt. Eine Freundin hatte mich für diesen Auftrag empfohlen.“
    Der Ankläger nickte. „Verstehe. Und was machen Sie hauptberuflich, Signorina Middlemiss?“
    „Ich bin Assistentin an einer britischen Universität, am Lehrstuhl für Dichtung der Renaissancezeit.“
    Der Magen krampfte sich ihr zusammen, als Raphael ungläubig zu ihr blickte.
    „Man könnte sagen“, fuhr Gianni Orseolo fort, „Sie wären für einen dermaßen belanglosen Artikel überqualifiziert gewesen. Warum hat Ihre Freundin Sie für diese Aufgabe empfohlen?“
    „Weil sie wusste, dass ich ein besonderes Interesse an

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