Verfuehrung in Florenz
Raphael mit aller Kraft um Selbstbeherrschung. Die Fäuste hatte er so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Doch dann bekam die Vernunft wieder die Oberhand, kühl und so messerscharf wie nie zuvor. Luca würde es ihm büßen – aber ein Schlag ins Gesicht war noch zu gut für ihn. Wortlos drehte Raphael sich um und verließ das Penthouse.
13. KAPITEL
London – sechs Monate später
„Darum möchte sie wissen, ob du einen Artikel darüber schreiben willst. Eve? Eve!“
Eve löste den Blick von dem Pärchen in der Ecke der Sandwich-Bar und sah Lou an, die sie ernst betrachtete. „Tut mir leid. Was hast du gesagt?“
„Marissa. Sie möchte wissen, ob du für das Magazin einen Artikel über die Schwangerschaft einer alleinstehenden Frau schreibst. Uns ist nämlich aufgefallen, dass eine Menge über alleinstehende Mütter geschrieben wird, aber nichts über alleinstehende schwangere Frauen.“
„Das kommt wahrscheinlich daher, dass die meisten wenigstens neun Monate mit ihrem Partner zusammen sind“, sagte Eve düster.
Lou ließ sich nicht ablenken. „Du fängst ganz einfach mit dem Test an. Du weißt schon – die gemischten Gefühle beim Ergebnis und dieses Zeug. Die Frage, wer zuerst davon erfahren soll. Das alles beschreibst du, bis hin zur Wahl der Person, die mit in den Kreißsaal soll.“ Strahlend fügte sie hinzu: „Ich hoffe natürlich, dass ich in diesem Artikel eine große Rolle spielen werde.“
Eve nahm einen Schluck Tee und hoffte, damit die drohenden Tränen aufzuhalten. Dabei hätte sie eigentlich gar keine Tränen mehr übrig haben dürfen.
„Das wird bestimmt eine tolle Sache, du wirst schon sehen“, fuhr Lou fort. „Warum soll immer der Lebenspartner bei der Geburt dabei sein? Was der kann, kann die beste Freundin oder eine Ärztin auch, vielleicht sogar besser.“
Eve schloss für einen Moment die Augen. Und wer versicherte einem, dass man schön war? Wer nahm einen mitten in der Nacht in die Arme und flüsterte einem beruhigende Worte ins Ohr, wenn man nicht schlafen konnte?
Der Mann hinten in der Ecke streckte die Hand über den Tisch und strich der Frau eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In der kleinen Sandwich-Bar war es so warm, dass er die Jacke ausgezogen hatte. Darunter trug er ein blaues Hemd, und obwohl das dunkle Haar kurz geschnitten und sein Gesicht nicht sonderlich faszinierend war, erinnerte er Eve an Raphael.
Doch das passierte ihr oft, und es waren nicht nur Menschen, die sie an ihn erinnerten.
In diesem Moment bewegte sich das Baby, und Eve fasste sich an den Leib. Raphael hatte seit ihrer überhasteten Abreise aus dem Palazzo bestimmt keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. Sie dagegen konnte ihn nicht vergessen. Niemals.
„Du machst es doch, oder?“, drängte Lou. „Abgabetermin ist Mittwoch in einer Woche.“
„Ich kann nicht.“
Lou verschluckte sich fast an ihrem Milchkaffee. „Eve, du musst es tun! Das ist für dich eine großartige Gelegenheit, noch schnell etwas zu verdienen, bevor das Kind geboren wird. Außerdem hilfst du damit Frauen, die das Gleiche durchmachen. Na schön, du musst es ja nicht positiv wenden. Schreibst du eben, wie schwierig es ist und dass du dich sorgst, deine Depressionen während der Schwangerschaft könnten sich auf das Baby auswirken. Und du fragst dich, was du dem Kind später über seinen Vater erzählen sollst.“
„Tut mir leid, Lou, aber ich kann wirklich nicht. Ich habe heute eine Vorladung als Zeugin im Prozess gegen Luca Di Lazaro erhalten. Ich fliege am Montag.“
„Du lieber Himmel, wieso hast du mir nichts davon gesagt?“, rief Lou aus.
Eve winkte ab. „Sie sind sich noch nicht völlig sicher, ob sie mich aufrufen werden und wann das sein wird, falls sie sich dazu entschließen. Die Anklage möchte aber, dass ich jederzeit bereitstehe.“
„Wirst du ihnen von Ellie berichten?“, erkundigte sich Lou.
Eve zuckte mit den Schultern und spielte mit ihrem Löffel. „Ich weiß es nicht. Ich habe ihnen die Fotos zugesandt, die Ellie mir aus Florenz geschickt hat. Darauf ist sie auf den Stufen vor den Uffizien zu sehen. Anhand dieses Bilds können sie Ellie auf etlichen ziemlich anrüchigen Fotos identifizieren, die man in Lucas Wohnung gefunden hat. Vielleicht soll ich aussagen, was auf dem Rückflug von Venedig geschehen ist. Du weißt schon – dieses Zeug, über das ich damals die Polizei informiert habe.“
Lou schüttelte betroffen den Kopf. „Nein, Eve, also wirklich, du kannst
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