Verführung über den Wolken
legte ihr die Hände auf die Oberschenkel, um sie am Aufstehen zu hindern.
Ein paar Sekunden lang sah Lauren ihn schweigend an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Danke, aber es geht schon.“ Sie machte sich los und stand auf. Gage war plötzlich kalt, aber nicht, weil er ihren warmen Körper nicht mehr in den Armen hielt, sondern weil sie ihm nicht traute. Lauren suchte ihre Sachen zusammen und verschwand in dem kleinen Bad. Auch Gage richtete seine Kleidung. Als Lauren zurückkam, blickte sie ihn mit erhobenem Kinn an, ganz die professionelle Pilotin.
„Hast du Angst, ich könnte das Flugzeug jetzt nicht mehr richtig beherrschen?“, fragte sie lächelnd.
„Nein.“
Sie sah kurz zu Boden. „Du musst mir einen Gefallen tun.“
Beunruhigt sah er sie an. Was war jetzt los? „Ja. Was denn?“
„Bitte, sag Trent nichts von uns.“
„Natürlich nicht.“ Er war irgendwie erleichtert. „Das habe ich dir doch schon vorher versprochen.“
„Ich weiß. Ich wollte nur sichergehen.“ Sie trat auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn kurz auf den Mund. „So, und nun wollen wir endlich los.“ Sie wandte sich um und ging auf das Cockpit zu.
Plötzlich hatte Gage das Gefühl, eine große Last senke sich auf seine Schultern. Was war nur mit ihm los? Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte sich unsterblich in Lauren Lynch verliebt.
9. KAPITEL
Das Ergebnis schockierte Lauren bis ins Mark. Der Unfallbericht fiel ihr aus den zitternden Händen und segelte zu Boden. Sie hatte den dicken Umschlag sofort aufgerissen, nachdem der Zustelldienst ihn abgegeben hatte, und sank jetzt auf den nächsten Stuhl.
Kummer, Erleichterung und Verzweiflung überkamen sie gleichzeitig. Hier stand es schwarz auf weiß: Der Tod ihres Vaters war kein Selbstmord gewesen. Ein kleiner Konstruktionsfehler hatte das Flugzeug zum Absturz gebracht, ausgerechnet den Typ Maschine, an dessen Entwicklung sie beteiligt gewesen war. Sie war zwar kein Flugzeugingenieur, aber sie war doch sozusagen in einem Hangar aufgewachsen und wusste alles über Flugzeuge. Viele Jahre hatte sie an der Seite ihres Vaters an diesem Projekt gearbeitet. Sie hatten immer wieder alles überprüft, und er hatte die Maschine auch schon mehrere Male geflogen, ohne dass etwas passiert war.
Verzweifelt fuhr Lauren sich durchs Haar, sprang auf und ging rastlos im Zimmer auf und ab. Wenn sie doch bloß mal einen Probeflug gemacht hätte. Vielleicht hätte sie gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, und das Unglück hätte vermieden werden können. Aber ihr Vater hatte sie nie ans Steuer gelassen. Dieses Modell war seins ,war sein Baby.
Lou, sie musste unbedingt Lou anrufen! Lauren blickte auf ihre Armbanduhr. Es war zu spät, um ihn im Büro zu erreichen. Aber vielleicht über sein Handy? Er nahm nicht ab. Sie hinterließ eine kurze Nachricht. Wahrscheinlich war er beim Kegeln. Aber sie musste jetzt einfach mit jemandem sprechen, der Verständnis für ihre Verwirrung und gemischten Gefühle hatte.
Gage.
Schon von Berufs wegen war er in der Lage, eine Situation von den verschiedensten Blickwinkeln aus zu betrachten. Vielleicht würde er ihr helfen können. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit Trent sie in offensichtlich schlechter Laune bei ihrer Rückkehr aus San Francisco in Empfang genommen hatte. Und merkwürdigerweise hatte Gage ihr in den letzten drei Tagen gefehlt. Ob es ihm genauso ging? Ob ihm ihr Zusammensein überhaupt etwas bedeutete? Hatte er jetzt bereits genug von ihr, nachdem sie ein paar Mal mit ihm geschlafen hatte? Der Gedanke schmerzte, obgleich Lauren wusste, dass es keine Zukunft für sie und Gage geben konnte.
Und doch. Er war anders als Männer wie Whit, die eine Frau benutzten und dann fallen ließen, sobald eine andere auftauchte, die ihnen größere Vorteile und bessere Verbindungen versprach. Wenn sie davon nicht überzeugt wäre, hätte sie nie mit Gage geschlafen.
Dennoch konnte sie ihn nicht anrufen. Er war zu eng mit Trent befreundet, als dass sie ihm hätte sagen können, wie die finanzielle Situation von Falcon Air aussah, dass ihr Vater sich nicht umgebracht hatte und dass der neu entwickelte Flugzeugtyp einen Konstruktionsfehler hatte. Wenn die Hightowers erfuhren, wie viele Schulden sie hatte, würden sie nur in ihrer negativen Meinung über die Halbschwester bestärkt werden.
Ihr blieb nur noch Jacqui, sofern sie wieder erreichbar war. Als Lauren aus San Francisco zurückgekehrt war, war
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