Verfuhrt auf dem Maskenball
an. „Du könntest von ihm noch ein oder zwei Dinge lernen, Papa.“
Papa schenkte Lizzie ein warmherziges Lächeln, und vor Freude schlug ihr Herz schneller. „Das sollte ich wohl wirklich, Mama.“
Lizzie fragte sich, ob Mama wohl Ned gesehen hatte. Natürlich lebte Ned bei seinem Vater in Wicklow, aber vielleicht war er zu Besuch auf Adare gewesen, als Mama auch dort war? Sie fühlte, wie ihr Lächeln schwand, und griff nach ihrem Weinglas.
Eleanor hatte bisher stumm am Kopf der Tafel gesessen und Mamas Geplauder genossen. Jetzt sagte sie: „Es tut gut, dich so glücklich zu sehen, Lydia.“
„Nun, ich vermisse meine Mädchen“, sagte Mama schnell. „Raven Hall ist nicht mehr das, was es einmal war! Natürlich werde ich Lizzie und Georgie niemals vorwerfen, dass sie ihre Zeit hier bei dir verbringen. Aber auch Anna geht es gut. Ich kann es kaum erwarten, bis ihr Kind geboren ist.“
„Es ist sehr schade, dass Anna nicht hier bei uns sein kann“, sagte Eleanor.
„Ach, ich freue mich schon so sehr darauf, mein liebes Mädchen wiederzusehen!“, rief Mama.
Papa wandte sich an Rory. „Die Zeichnung in der Times war ganz großartig.“
„Rorys Karikaturen zeugen von großer Klugheit“, sagte Lizzie.
Rory sah sie an und lächelte. Dann wandte er sich an Papa. „Welche Zeichnung meinen Sie?“
„Die, auf der das Parlament als Zirkus dargestellt ist, voll Flammenwerfer, Feuerschlucker und aller Arten von Narren. Und den Sprecher haben Sie mit Hufen, Hörnern und einem Schweif dargestellt.“
Rory lachte, aber Georgina schrie leise auf.
Er warf ihr einen raschen Blick zu, dann lächelte er Papa an. „Ich habe ihn als Teufel dargestellt, weil er unsere irischen Landsleute überredet, in politischer Hinsicht ihre Seelen zu verkaufen.“
Eleanor seufzte. „Wie ich sehe, haben sich deine radikalen Ansichten nicht geändert.“
„Radikale Ansichten!“, stieß Georgina hervor und wurde glutrot.
Lizzie zweifelte keinen Augenblick, wohin dieses Gespräch führen würde. Sie hüstelte. „Wollen wir das Dessert im Salon einnehmen?“
Doch Rory wirkte belustigt und lächelte Eleanor an. „Am liebsten hätte ich den Prinzen karikiert, daher solltest du froh sein, dass ich trotz allem noch sehr diskret vorgegangen bin, Tantchen.“
Ehe Eleanor etwas erwidern konnte, sagte Georgie: „Unsere Landsleute verkaufen wohl kaum ihre Seelen!“ Sie war sehr aufgebracht.
Immer noch lächelnd sah Rory Georgina über den Tisch hinweg an. „Ich würde hier gern Unterscheidungen treffen, Miss Fitzgerald, aber noch lieber würde ich darauf verzichten, mit einer Frau über Politik zu diskutieren.“
Lizzie verzog das Gesicht. Sie kannte die leidenschaftlichen Ansichten ihrer Schwester und sah eine interessante Diskussion auf sich zukommen.
Georgie versuchte erst gar nicht zu lächeln. „Warum nicht?“, fragte sie und beugte sich über den Tisch, ohne an ihre Ellenbogen zu denken. „Besitzen Frauen etwa keinen Verstand? Ist unsere Meinung nicht wichtig? Oder ist nur meine Meinung nicht wichtig, Mr. McBane?“
Rory richtete sich auf. „Natürlich besitzen Frauen Verstand, Miss Fitzgerald“, sagte er schnell. „Selbstverständlich! Und ich bedaure es sehr, falls ich den Eindruck erweckt haben sollte, dass das nicht der Fall ist! Und natürlich ist Ihre Meinung wichtig“, erklärte er, merkte dann aber, dass er ihr in die Falle gegangen war, und errötete.
Georgie lächelte ihn an. „Ich bin sehr beruhigt, das zu hören“, erklärte sie. „Meiner Meinung nach ist Ihre Zeichnung aufwieglerisch.“
Lizzie biss sich auf die Lippe und wusste nicht genau, ob sie lachen sollte oder besser nicht. Während Georgie sehr mit sich zufrieden schien, machte Rory große Augen. Mit einem ganz reizenden Lächeln wandte Georgie sich an ihre Tante. „Sollen wir dann jetzt für den Rum-Rosinen-Kuchen und den Brandy in den Salon gehen?“
Doch Rory beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber. Jetzt lächelte er nicht mehr. „Beim Abendessen beschuldigen Sie mich der Aufwiegelei?“
„Sehr richtig, Sir. Sie ziehen den guten Namen unserer Landsleute in den Schmutz, all der Männer, die sich für uns in allen wichtigen Belangen im Parlament einsetzen. Das ist Anstiftung zum Aufstand.“
Für den Augenblick war Rory sprachlos. Nie zuvor hatte Lizzie einen so komischen, ungläubigen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen.
„Aber selbstverständlich können Sie in einer Debatte versuchen, Ihren Standpunkt zu verteidigen.
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