Verfuhrt auf dem Maskenball
nachdrücklich.
„Du könntest – und solltest – es sehr viel besser treffen“, sagte Rory mit heiserer Stimme.
Und wenn er es nun wirklich ernst meinte? „Ich will es nicht besser treffen“, hörte sie sich leise sagen. Und das war die Wahrheit – die Wahrheit, die sie nicht länger verleugnen konnte.
Er nahm ihre Hand, hob sie an die Lippen und küsste sie. Dann sah er sie an, und Georgie wurde schwach vor Verlangen. „Ich bin völlig verarmt“, flüsterte er. „Ich muss arbeiten für meinen Lebensunterhalt. Vielleicht erbe ich ein kleines Vermögen von Tante Eleanor, vielleicht aber auch nicht. Ich habe kein Recht, das hier zu tun, nicht unter den gegebenen Umständen.“
„Was zu tun?“, rief sie, aber tief in ihrem Innern wusste sie, dass ihre geheimsten Träume sich jetzt erfüllen würden.
Er beugte sich vor und küsste sie behutsam, und Georgie glaubte, sterben zu müssen bei diesem Gefühl von Liebe und Lust. „Ich möchte dich zur Frau nehmen, Georgina, aber ich könnte es begreifen, wenn du so viel Verstand hast, meinen Antrag abzulehnen.“
Fassungslos sah Georgie ihn an.
Und Rory küsste sie.
Nachdem Blanche gegangen war, stand Lizzie in der Halle, unfähig zu begreifen, was gerade geschehen war. Blanches Geständnis, nicht heiraten zu wollen, verblüffte sie. Doch sie erkannte: Das hieß noch lange nicht, dass sie auch tatsächlich nicht heiraten würde. Nur eines stand fest – Blanche war eine freundliche und liebenswürdige Frau. Lizzie schüttelte den Kopf und schlang die Arme um ihre Schultern. Sie entschied, dass sie den Sinn dieser Begegnung wohl niemals begreifen würde. Dabei gewann sie ein wenig von ihrer Fassung zurück und bedauerte jetzt im Rückblick, Blanche nicht gefragt zu haben, wie es Tyrell und Ned erging.
Als sie an der Bibliothek vorüberkam, hörte sie von drinnen ein Geräusch. Sie dachte sich nichts dabei und vermutete, dass eines der Hausmädchen dort aufräumte. Dass die Tür geschlossen war, schien ihr merkwürdig, doch auch darüber dachte sie noch nicht nach. Dann vernahm Lizzie Stimmen.
Die männliche Stimme, die sie gerade gehört hatte, war nicht zu verkennen – es war Rory, der da sprach. Plötzlich erinnerte sich Lizzie daran, wie Rory ihre Schwester vor ein paar Tagen angesehen hatte. Eine Ahnung überkam sie, und sie zögerte keinen Augenblick. Auf keinen Fall sollten er und Georgie hinter einer verschlossenen Tür allein sein.
Georgie saß auf dem Sofa in Rorys Armen, und beide waren damit beschäftigt, sich leidenschaftlich zu küssen.
Und Lizzie hatte Angst. Ihr eigenes Leben zog an ihren Augen vorbei – ihre Liebe zu Tyrell, ihre kurze und heftige Affäre, ihr Niedergang und ihr Ruin. Und der Kummer ihres Herzens.
In diesem Augenblick wusste Lizzie: Niemals würde sie zulassen, dass Georgie dasselbe Leid ertragen musste wie sie. Sie wusste, sie würde ihre Schwester um jeden Preis beschützen. Obwohl die Tür inzwischen offen stand, klopfte sie vier- oder fünfmal laut an.
Rory sprang auf und drehte sich mit hochrotem Kopf zu ihr um.
Georgie hatte sich aufgesetzt und war noch so benommen, dass sie nur blinzelte, während Lizzie sie fassungslos ansah.
Und Lizzie geriet in Wut, die sie nur mühsam beherrschen konnte. „Bitte verzeiht mir die Störung“, begann sie sehr zurückhaltend, doch dann gab sie es auf. „Was tust du denn da, Georgie?“, rief sie. „Hast du den Verstand verloren?“
Georgie sah sie aus großen Augen an, schüttelte den Kopf und konnte offensichtlich nicht sprechen.
Dann fuhr Lizzie herum und wandte sich an Rory. „Ich weiß nicht, was genau du beabsichtigst“, sagte sie kühl, „aber ich werde nicht zulassen, dass du meine Schwester ruinierst. Eine gefallene Frau in diesem Haus ist mit Abstand genug.“
Rorys Gesicht war noch immer gerötet, doch als er Lizzie antwortete, klang seine Stimme ganz ruhig. „Ich habe deine Schwester gerade gebeten, meine Frau zu werden.“
Georgie erhob sich lächelnd, obwohl sie noch immer völlig fassungslos wirkte.
Und Lizzie begann zu verstehen. Sie lächelte breit, obwohl sie eigentlich am liebsten laut jubelnd herumgesprungen wäre. „Georgie?“
Georgie hatte nur noch Augen für Rory. „Ja“, flüsterte sie mit Tränen in den Augen. „Ja. Ja!“
Jetzt hüpfte Lizzie wirklich herum. „Du wirst heiraten!“
Rasch ergriff Rory Georgies Hände. „Heißt das, du nimmst den Antrag an?“
Georgie holte tief Luft. „Ja. Aber nur, wenn du es wirklich ernst
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