Verfuhrt auf dem Maskenball
meinst.“
„Natürlich meine ich es ernst. Nie zuvor habe ich jemanden gebeten, meine Frau zu werden.“ Er schluckte schwer und zog sie fest an sich. „So wie jetzt habe ich noch nie im Leben empfunden, Georgina.“
Georgie nickte. Sie brachte kein Wort heraus, und Tränen liefen ihr übers Gesicht.
Rory griff in seine Tasche, und Lizzie sah, wie er einen herrlichen Diamantring hervorholte. Er war mindestens einen Karat groß, und sie fragte sich, woher er das Geld dafür hatte.
Als Georgie den Ring sah, schrie sie leise auf.
„Er hat meiner Mutter gehört“, sagte er heiser. Dann nahm er ihre linke Hand und schob ihr den Ring auf den Finger.
Wieder kamen Georgie die Tränen. Sie kämpfte dagegen an, und Lizzie wusste, sie wollte nicht, dass Rory etwas davon merkte, doch da wischte er ihr schon die Tränen ab. „Du hast es mir nicht leicht gemacht.“
„Nur weil du wesentlich charmanter bist, als gut für dich ist“, flüsterte sie.
Lizzie kam zu ihnen. „Das ist wundervoll. Für diesen Tag habe ich gebetet. Oh, wir müssen es gleich Eleanor erzählen. Und wir müssen an Mama und Papa schreiben. Ach! Wenn sie doch nicht gerade jetzt unterwegs wären, um Anna zu besuchen!“
Rory wurde sehr ernst. „Ich muss noch mit Mr. Fitzgerald sprechen“, erklärte er und wirkte schon bei dem Gedanken daran sehr feierlich.
„Papa wird nichts dagegen haben“, meinte Georgie lächelnd. „Es ist Mama, deren Zustimmung man erlangen muss, aber sie ist leicht zu betören.“
Lizzie wusste, dass Papa sich für Georgie freuen und dass Mama für Rorys Überredungskünste ein leichtes Opfer sein würde. Da er Eleanors Lieblingsneffe war, würde sie mit einer bevorstehenden Erbschaft rechnen. Jetzt begann Lizzie, über die Heirat und die spätere Zukunft nachzudenken. „Wann wollt ihr beide denn vor den Altar treten? Und wo?“
Inzwischen hielten Rory und Georgie einander an den Händen. „Am liebsten zu Hause in Irland!“, rief Georgie und sah Rory an. „Würde dir das nicht auch gefallen? Raven Hall ist sehr klein, aber vielleicht könnten wir in Glen Barry heiraten!“
„Ich würde alles gern so machen, wie es dir gefällt“, erklärte Rory sehr ernsthaft.
Sie errötete. Dann sah sie Lizzie an. „Es gibt so viel, das bedacht und entschieden werden muss. Oh Himmel! Ich werde heiraten !“
Tyrell kam gerade aus dem Kinderzimmer, wo er allein mit seinem Sohn gegessen hatte. Ned war das Licht seines Lebens geworden. Er war ihm eine stete Quelle der Freude und des Stolzes. Dennoch war es ihm nicht möglich, auch nur einen einzigen Moment mit seinem Sohn zu verbringen, ohne dabei an Elizabeth zu denken. Während er die Treppe hinunterging, fragte er sich, ob er den Sommer wohl je vergessen könnte, den sie gemeinsam in Wicklow verbracht und dabei so getan hatten, als wären sie eine richtige Familie, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden.
Die Erinnerungen an Elizabeth Fitzgerald überfluteten ihn geradezu – er sah sie mit Ned auf dem Rasen, in seinem Bett, in seinen Armen, sah, wie sie beim Essen miteinander gelacht hatten. Keine dieser Erinnerungen war ihm willkommen, und er wurde ärgerlich. Würde das denn nie aufhören?
Am Fuße der langen, gewundenen Treppe erwartete ihn der Butler. „Mylord, Sie haben Besuch.“
Er reichte Tyrell eine Karte, die der sofort erkannte. Sie war oft gebraucht und hatte Eselsohren und konnte daher nur Rory McBane gehören. Sosehr er sich über die Anwesenheit seines Freundes auch freute, so wurde er doch unruhig. McBane und Elizabeth waren einst befreundet gewesen. Seit dem Sommer hatte er Rory nicht mehr gesehen, und er fragte sich, ob er wohl noch immer Elizabeths Freund war. Und er fragte sich, ob Rory wohl irgendetwas über sie wusste. Er hasste sich für diese Schwäche. „Wo ist er?“
„Im Grünen Zimmer, Sir“, erwiderte der Butler.
„Bringen Sie uns eine Flasche Wein – Burgunder, bitte“, sagte Tyrell und wandte sich ab. Dann betrat er einen großen Salon mit auffallend dunklen smaragdgrünen Wänden und einer blassgoldenen Decke. Rory stand mit einer Hüfte an den Kamin gelehnt und schien die Hitze, die dort herrschte, gar nicht zu spüren. Er war tief in Gedanken versunken.
Dann richtete er sich auf. „Du siehst mich so finster an, Tyrell?“ Er schien belustigt. „Bin ich denn kein erfreulicher Anblick für ein Paar müder Augen? Hast du mich nicht vermisst, nicht einmal ein bisschen? Ohne meine Gegenwart stirbst
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