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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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sollte das Bukett bedeuten? Sie streckte die Arme aus und nahm es entgegen, wobei sie heftig errötete. „Vielen Dank.“ Sie presste die Blumen an ihre Brust.
    „Wie es scheint, geht es dir gut, Elizabeth“, sagte er sehr ernst und ließ seinen Blick über ihr königsblaues Abendkleid gleiten, ehe er ihr wieder in die Augen sah.
    Sie wagte es, seinen Blick zu erwidern. Dabei ging es ihr nicht gut, ganz und gar nicht. Es ging ihr nicht gut, seit sie ihn und ihren Sohn verlassen hatte, aber darüber wollte sie jetzt nicht sprechen. „Auch dir scheint es gut zu gehen“, sagte sie, und ein leises Zittern lag in ihrer Stimme. Aber jetzt sah sie einen Schatten in seinen Augen, den es dort vorher nicht gegeben hatte, und sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Etwas quälte ihn oder schmerzte ihn sehr.
    Plötzlich wurde sein Tonfall spöttisch. „Es geht mir gut genug“, sagte er.
    Lizzie wurde mutiger. „Das ist eine große Überraschung.“
    „Ja, das ist mir klar“, sagte er, ohne ihr eine Erklärung für seinen unerwarteten Besuch zu bieten.
    Sie holte tief Atem. „Warum …? Warum bist du hergekommen, Tyrell?“
    Er lächelte finster. „Ich wusste nicht, dass du in der Stadt bist. Erst als ich heute Morgen mit Rory sprach, erfuhr ich davon“, sagte er, als wäre das eine Erklärung für alles.
    Aber es erklärte gar nichts. „Ich verstehe“, erwiderte Lizzie.
    „Wir sind alte Freunde“, fügte er hinzu und beobachtete sie dabei genau.
    „Freunde“, wiederholte sie. Das Wort entsprach so gar nicht ihrer früheren Beziehung, und das musste er auch wissen. Oder dachte er jetzt wirklich so an sie zurück – wie an eine alte Freundin? Sie wusste, dass ihre Wangen dunkelrot geworden sein mussten. „Natürlich bleiben wir Freunde“, sagte sie so ruhig wie möglich. „Du wirst immer mein Freund sein, Tyrell.“
    Er schien etwas in ihrem Gesicht zu suchen, sie wusste aber nicht, was es war. „Du hältst also zu mir, nach all der Zeit?“
    Lieber Gott, was sollte das nun wieder heißen? Er verursachte ihr Unbehagen. „Natürlich. Freunde stehen füreinander ein. Das ist die Natur einer Freundschaft.“ So wollte sie nicht mit ihm sprechen, so indirekt und in der ständigen Furcht vor Zweideutigkeiten. „Bestimmt kennst du mich gut genug, um zu wissen, dass ich es immer ernst meine. Du wirst immer mein Freund bleiben“, sagte sie leidenschaftlich. Und sie meinte es ehrlich.
    Er sah sie an, dann sagte er plötzlich: „Du hast dich verändert. Du bist schöner und betörender denn je, und deine Haltung und deine Ausstrahlung sind jetzt die einer reifen Frau.“
    Sein unverhohlenes Kompliment verwunderte Lizzie, und gegen ihren Willen war sie bezaubert. Doch sie wollte sich über seine Schmeichelei nicht freuen. „Wir alle verändern uns, Tyrell. Ich glaube, man nennt es Erwachsenwerden.“ Sie zögerte. „Ich glaube, auch du hast dich verändert.“
    Erschrocken sah er sie an. Dann sagte er leise: „Das Leben steckt voller Überraschungen, Elizabeth. Nicht alle sind schön.“
    Lizzie überlegte, was er damit wohl meinte. Doch sie hatte Angst, danach zu fragen. „Wie geht es deiner Familie?“ Jetzt dachte sie an Ned.
    „Es geht allen sehr gut“, erwiderte er.
    Lizzie biss sich auf die Lippe. So gern hätte sie sich nach ihrem Sohn erkundigt, doch sie durfte dieses Thema nicht ansprechen. Wenn sie das täte, würde der Kummer sie wieder überwältigen. Ein unbehaglicher Augenblick entstand. Sie dachte an Blanche und seine bevorstehende Heirat. „Und wie geht es Lady Blanche?“
    Er mied ihren Blick. „Es geht ihr gut.“ Seine nächsten Worte erschreckten sie in ihrer Direktheit. „Wir bleiben einander fremd.“
    Sie erstarrte. Zuerst Blanches seltsamer Besuch, jetzt sein unerwartetes Erscheinen hier. Zuerst hatte sie ihr ein merkwürdiges Geständnis gemacht und jetzt er. Wieder erwachte die Hoffnung in ihr. Lizzie erinnerte sich daran, dass er eine Frau seines Ranges heiraten musste und dass sie zu arm und zu unbedeutend war, um jemals seine Frau werden zu können.
    Sie schloss die Augen. Seit dem letzten Sommer war dies ihr geheimster Traum geworden – ein Traum, den sie nur in den dunkelsten Stunden der Nacht träumte. Tief in ihrem Herzen sehnte sie sich danach, seine Gemahlin zu werden, egal, was ihre Vernunft dazu sagte, und die Vernunftgründe sprachen für sich. Selbst wenn es zwischen ihm und Blanche eine tiefe Kluft gab – und die gab es zweifellos –, so änderte sich im Grunde

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