Verfuhrt auf dem Maskenball
und unverzeihliches Benehmen gesehen!“, rief Mama empört.
„Mama, Cliff de Warenne kommt für unsere Anna nicht infrage“, erwiderte Lizzie ruhig und sah sich suchend im Raum um.
Ihre Mutter warf ihr einen zornigen Blick zu. „Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
Lizzie seufzte. „Wir verkehren nicht in denselben Kreisen“, sagte sie vorsichtig.
„Er ist der jüngste Sohn. Er wird kaum eine erstklassige Partie machen können.“
„Er ist ein de Warenne. Er wird ein Vermögen erben, und ich denke, er wird heiraten, wen er will.“
Mama stöhnte.
„Ich habe gehört, dass er ein Taugenichts ist, und ich will nicht, dass meine Anna mit so einem Mann zu tun hat“, verkündete Papa.
„Wenn er uns seine Aufwartung macht – und ich weiß, dass er das tun wird, so wie er unsere Anna angesehen hat –, dann wirst du sehr erfreut sein über eine solche Verbindung“,widersprach Mama.
Georgie und Lizzie sahen einander an und entschlüpften dann ihren Eltern, die sich mitten in einem handfesten Streit befanden. „Er sieht gut aus“, bemerkte Lizzie lächelnd.
„Aber er ist nichts für uns“, stimmte Georgie zu und lächelte ebenfalls. „Manchmal mache ich mir Sorgen wegen Mama, Lizzie. Sie steht unter einem solchen Druck, mit drei heiratsfähigen Töchtern und ohne nennenswertes Vermögen. Wenn wenigstens Anna heiratete, dann würde bestimmt ein Teil dieses Drucks von ihr genommen.“
„Mama würde vor Langeweile sterben, wenn sie uns nicht in die Gesellschaft einführen müsste“, erklärte Lizzie ernsthaft. „Was sollte sie denn sonst tun?“
Georgie runzelte die Stirn. „Gestern fand ich sie im Speisezimmer. Sie sah sehr blass aus, saß in einem Lehnstuhl und fächelte sich Luft zu, als könnte sie kaum atmen.“
Lizzie blieb abrupt stehen. „Glaubst du, sie ist krank?“
„Sie behauptete, nur ein wenig kurzatmig zu sein. Aber ich mache mir Sorgen. Ich wünschte, sie würde sich ein wenig ausruhen.“
Lizzie war beunruhigt. „Dafür werden wir sorgen“, entschied sie.
Plötzlich griff Georgie nach ihrer Hand. „Ist das nicht Sam O’Neill, der Stiefsohn, von dem Mama meinte, du solltest ihn kennenlernen?“
Lizzie erkannte den dunkelhaarigen jungen Mann sofort. Er war als Ritter verkleidet und unterhielt sich sehr ernsthaft mit einem anderen jungen Mann. „Ganz gewiss werde ich nicht zu ihm gehen und mich vorstellen.“
„Warum nicht? Er sieht gut aus – und entspricht eher unserem Stand, denn er trägt keinen Titel.“
Lizzie runzelte die Stirn und fragte sich, warum Georgie sie so zu überreden versuchte. „Ich frage mich, wo Tyrell ist.“ Sie suchte die Menge ein zweites Mal ab und war doch sicher, dass er nicht hier war. Ihr Herz stand schon beinah still, wenn sie nur seinen Namen aussprach. „Lass uns in den Ballsaal gehen“, sagte sie.
Aber Georgie hielt sie fest und zwang sie dadurch, ebenfalls stehen zu bleiben. „Um dich mache ich mir auch Sorgen.“
Lizzie erstarrte. „Georgie …“, begann sie.
„Nein. Es ist lustig, sich für diesen Abend zurechtzumachen, um ihn zu beeindrucken nach allem, was gestern in der Stadt passiert ist, aber tatsächlich hat diese Verliebtheit schon viel zu lange angehalten. Wie soll denn ein anderer Mann jemals eine Chance haben, wenn du so empfindest, wie du es behauptest?“
Abweisend verschränkte Lizzie die Arme vor der Brust. „Ich behaupte gar nichts. Und meine Gefühle kann ich nicht ändern. Außerdem habe ich das ernst gemeint, was ich neulich sagte. Mein Schicksal ist es, eine alte Jungfer zu werden.“
„Das bezweifle ich! Glaubst du denn wirklich, ihn so sehr zu lieben, dass du niemals den Mut findest, einem echten Bewerber gegenüberzutreten?“
Lizzie stockte der Atem. „Ja“, sagte sie. „Ich liebe ihn wirklich. Ich habe ihn immer geliebt und werde ihn immer lieben. Ich habe kein Interesse daran, einen anderen zu finden.“
„Aber er ist nicht für dich bestimmt.“
„Deswegen werde ich allein alt werden und mich um Mama und Papa kümmern. Und jetzt lass uns in den Ballsaal gehen.“ Sie wollte nicht länger darüber reden.
Aber Georgie war dazu fest entschlossen. „Ich habe Angst, dass du dich hinter deiner Liebe zu ihm versteckst, so wie du dich hinter deinen Romanen versteckst. Lizzie, da draußen gibt es eine wirkliche Welt, und ich wünsche mir so sehr, dass du ein Teil davon wirst.“
„Ich bin ein Teil davon“, sagte Lizzie erschüttert. „Genauso wie du.“
„Ich lese nicht jeden
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