Verfuhrt auf dem Maskenball
sich vor ihr. „Dann entschuldige ich mich. Bitte lassen Sie nicht zu, dass wir Sie von Ihren Verabredungen fernhalten. Und das Vergnügen war ganz auf meiner Seite.“ Er lächelte.
Aber Tyrell war offensichtlich noch nicht bereit zu gehen. „Wo wohnen Sie?“, fragte er Lizzie.
Ihr Herz setzte aus. „Wie bitte?“
„Rory sagte, Sie seien von hier. Hier gibt es ein halbes Dutzend Fitzgeralds. Wo wohnen Sie? Wer ist Ihr Vater?“ Er sprach sehr schnell und wartete offenbar ungeduldig auf die Antworten.
Lizzie blinzelte und errötete. Während sie darüber nachdachte, wie sie es vermeiden konnte, ihm zu sagen, wo sie zu finden war – wo sie und sein Sohn zu finden waren –, ergriff Rory das Wort. „Sie wohnen in Raven Hall.“
Sehr zu seiner Verwirrung warf Lizzie ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Sie wohnen in Raven Hall“, wiederholte Tyrell langsam, und sie sah, dass er über etwas nachdachte, auch wenn sie nicht verstand, warum. Er kniff die Augen zusammen. „Dann sind Sie also die Tochter von Gerald Fitzgerald.“ Das war eine Feststellung.
„Ja“, sagte sie angstvoll. Leugnen konnte sie es nicht, aber jetzt kannte er ihren Namen, ihre Familie und wusste, wo sie und Ned wohnten.
Wieder verschränkte er die Arme vor der Brust und wirkte seltsam zufrieden.
„Darf ich euch einen Besuch abstatten?“, fragte Rory, und sie erkannte, dass der Wortwechsel ihn verwirrt hatte.
Lizzie war entsetzt. Schlimmer hätte es kaum werden können. Sosehr sie Rory auch mochte, er durfte nicht nach Raven Hall kommen.
Georgie trat vor und versuchte zu retten, was noch zu retten war. „Leider ist unsere Mutter sehr krank. Seit Tagen schon hat sie ihre Zimmer nicht mehr verlassen. Es wäre jetzt sehr unpassend.“
Rory war irritiert, Tyrell aber schien nur belustigt. „Also werden wir Ihnen Ende der Woche unsere Aufwartung machen“, sagte er und senkte die Lider, sodass sie seine Augen nicht sehen konnte. Dann verbeugte er sich. „Guten Tag.“
Es war Lizzie unmöglich, etwas zu erwidern.
Rory verbeugte sich ebenfalls, und ohne sich noch einmal umzudrehen, gingen die beiden Männer davon.
Mit großen Augen sah Lizzie Georgie ungläubig an. „Er will bei uns vorsprechen?“
Zuerst schien Georgie sie nicht zu hören. Sie blickte den beiden Männern nach, und es dauerte einen Moment, ehe sie erwiderte: „Ja. Er will bei uns vorsprechen, und wenn ich mich nicht irre, wird nichts und niemand ihn daran hindern.“
9. Kapitel
Ein schockierendes Ansinnen
In der Hoffnung, in ihrem Zimmer über die Geschehnisse dieses Nachmittags nachdenken zu können, flüchtete Lizzie ins Haus. Noch immer zitterte sie, und allmählich überkam sie die nackte Angst. Auf keinen Fall durfte Tyrell hierherkommen! Aber als sie am Salon vorbeiging, vernahm sie die Stimme ihrer Mutter. „Lizzie! Wo bist du gewesen?“
Lizzie erschrak, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Mutter endlich ihre Gemächer verlassen würde. Also änderte sie die Richtung und eilte in den Salon, wo Mama mit Eleanor zusammensaß, die ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß hielt. Sie fühlte sich sehr erleichtert, dass Mama sich nicht mehr nur ihrem Kummer hingab, sondern aufgestanden war. „Mama? Wie fühlst du dich?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
Mama zuckte die Achseln. Abgesehen davon, dass sie weder lächelte noch in der üblichen Weise aufgeregt war über dies oder jenes, schien sie bei guter Gesundheit zu sein. Ihre Wangen hatten wieder Farbe – Rouge, ohne Zweifel –, und sie trug ein schönes bronzefarbenes Kleid mit dunklen Streifen. Schmuck aus Topasen vervollständigte das Ensemble. „Es ging mir schon besser, aber es ist an der Zeit, in die Gesellschaft zurückzukehren“, erklärte sie. „Wo bist du gewesen?“
Lizzie richtete sich auf. „Georgie und ich wollten einen Stadtbummel machen.“
Mama musterte sie. „Hast du irgendjemanden getroffen?“, fragte sie schließlich.
Lizzie wusste, sie meinte damit wichtige Damen. „Nein.“
„Lizzie, wie war das, als Lady O’Dell und Lady Marriott hier waren?“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, du musst es mir nicht erzählen – ich weiß es schon.“
Lizzie ging zu ihrer Mutter und ergriff deren Hände. „Mama, es tut mir leid, dir so viel Kummer und Schmerz bereitet zu haben“, sagte sie und meinte es genau so. „Ich wollte nie, dass so etwas passiert. Aber ich liebe Ned so sehr. Ich dachte, du würdest ihn auch lieb haben. Wenn du es wünschst, werde
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