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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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ist.“
    „Nein!“ Lizzie riss sich los. „Was sollte das nützen? Er würde mir Ned wegnehmen.“ Die Worte ihrer Tante klangen nach Verrat. Und plötzlich begann sie Eleanor zu fürchten, die bisher doch ihre zuverlässigste Vertraute gewesen war.
    „Vielleicht würde er das nicht tun“, begann Eleanor leise. Jetzt klang ihre Stimme freundlich und sanft. „Vielleicht würde er das Richtige tun.“
    Aber Lizzie hörte ihr gar nicht zu. „Nein! Nein, du hast es versprochen! Wir haben es beide versprochen! Wir haben Anna versprochen, lieber zu sterben, als die Wahrheit zu verraten! Nein! Versprich es jetzt mir. Versprich mir, dass du Tyrell niemals etwas davon sagen wirst. Versprich mir, ihm nie zu sagen, dass Ned sein Sohn ist!“
    Stumm sah Eleanor sie an.
    „Tante Eleanor!“
    „Ich verspreche es“, erklärte sie dann langsam. „Aber Lizzie, das Ganze wird nicht leicht werden, das versichere ich dir. Dieser ganze Schwindel gleitet uns aus den Händen.“
    Unglücklicherweise ahnte Lizzie, dass ihre Tante recht hatte.
    Am nächsten Nachmittag saßen Lizzie, Georgie und Ned in Lizzies Schlafzimmer auf dem Fußboden. Das Kind beschäftigte sich mit kleinen Spielzeugsoldaten und den dazu passenden Pferden. Georgie baute ein Fort aus Pappmaché, und der Fußboden sah schrecklich aus.
    „Ned? Du kannst den Soldaten dort hineinlegen. Hinein“, redete Georgie ihm gut zu.
    Ned strahlte sie an und warf einen Spielzeugsoldaten auf das Fort.
    „Das ist nicht ganz so, wie ich es meinte“, erklärte Georgie lächelnd. „Hinein. Er kann dort schlafen“, sagte sie und richtete das Gebäude wieder auf.
    „Ja“, sagte Ned stolz. „Ja.“
    Lizzie sah ihnen lächelnd zu. Noch immer hatte sie sich nicht frei machen können von den bösen Ahnungen, die sie nach der gestrigen Begegnung in Limerick und Eleanors beunruhigenden Äußerungen überkommen hatten. Sie erhob sich und wanderte ziellos im Zimmer umher. Ihre Stimmung war grau und düster, was genau zu dem kühlen, nebligen Tag passte. Dann hörte sie, wie eine Kutsche vorfuhr, und fragte sich, wer um diese Zeit wohl zu Besuch kommen könnte. Keineswegs verspürte sie den Wunsch, mit Ned vor den Nachbarn zu erscheinen, nicht noch einmal.
    Georgie musste dasselbe gedacht haben, denn sie sagte: „Heute habe ich gar keine Lust, mich mit jemandem zu unterhalten.“
    „Gut.“ Lizzie versuchte zu lächeln. „Ich auch nicht.“
    Georgie, die noch immer mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saß, musterte Lizzie. „Du bist so traurig. Möchtest du darüber reden?“
    Den Rücken ihrer Schwester zugewandt, trat Lizzie ans Fenster.
    „Oder besser gesagt – möchtest du über ihn reden?“
    Lizzie stützte sich auf den Sims. Das Fenster stand ein wenig offen, damit frische Luft hereinkam. Nur zu gern wollte sie über Tyrell sprechen. „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, sagte sie.
    Georgie stand auf und klopfte den Staub von ihrem Kleid. „Lizzie, er interessiert sich für dich.“
    Lizzie fuhr herum. „Das ist unmöglich.“
    „Warum leugnest du das? Immerhin hat er dir dieses Kind geschenkt. Offensichtlich hat sein Interesse nicht nachgelassen.“
    Obwohl Lizzie den Kopf schüttelte, schlug ihr Herz schneller. Noch immer war sie bis über beide Ohren in Tyrell de Warenne verliebt, aber sie fürchtete sich vor ihm wie vor keinem anderen menschlichen Wesen sonst.
    „Wie … wie kommst du darauf, dass er an mir interessiert sein könnte?“
    Beinah hätte Georgie gelacht. „Rate mal! Er will uns einen Besuch abstatten. Er konnte den Blick nicht eine Sekunde von dir wenden. Er war ganz offensichtlich wütend auf dich, und so etwas spricht dafür, dass er zumindest interessiert ist. Hast du ihn irgendwie beleidigt?“
    „Ich habe ihn seit Allerheiligen im Jahre 1812 nicht mehr gesehen!“, rief Lizzie aus. „Das war vor anderthalb Jahren – nein, es ist sogar schon länger her!“
    „Vielleicht weiß er, dass du das Kind hast?“, meinte Georgie.
    Bekümmert wandte Lizzie sich wieder dem Fenster zu. „Nein.“ Plötzlich fragte sie sich, ob sie Georgie sagen sollte, dass Ned nicht ihr Kind war, sondern Annas. Sie brauchte eine Vertraute, so wie Eleanor es war. Und sie hatte das Lügen so satt. Aber sie hatte Anna versprochen, ihr Geheimnis zu wahren. Und Anna war jetzt so glücklich. In ihrem letzten Brief hatte sie angedeutet, dass sie hoffte, bald eine Familie zu haben. Sie schien Thomas von Herzen zu lieben.
    Lizzie sah, wie eine vertraute Gestalt aus der

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