Vergangene Narben
aber, nicht doch, Ihr braucht nicht gleich so zu erschrecken“, beschwichtige die betuchte Frau mal wieder als Alleinunterhalter. „Ich finde es war eine wunderbare Idee, Eure zukünftige Gefährtin dem Rudel auf diese Art vorzustellen. Als Prinzessin für eine Nacht zu präsentieren, ist eine phantastische Idee, um sie in die Gemeinschaft einzuführen. Der Rat wird höchst erfreut sein davon zu hören. Ihr beide gebt ein wunderschönes Paar ab, und ich kann es kaum erwarten …“
„Moment“, unterbrach ich sie, bevor sie noch damit begann, unsere Hochzeit in allen Einzelheiten zu planen. „Wir sind keine Gefährten. Ich meine, wir werden auch keine Gefährten sein.“
Sie winkte ab. „Ach Kindchen, mir müsst Ihr doch nicht vormachen. Ich kann ein Geheimnis für mich bewahren. Aber ich hoffe doch sehr, dass ihr nicht mehr zu lange damit wartet, bis ihr es offiziell macht. Der Rat wird nur ungeduldig werden, und ich …“
„Nein, Sie verstehen nicht“, versuchte ich ihr eilig klar zu machen. „Ich kann nicht Ayden Gefährtin werden.“
„Ach, und warum bitte nicht, wenn ich fragen darf?“
„Weil …“ Ja super, jetzt musste ich mir auch noch ein Ausrede einfallen lassen, und zwar ganz schnell. Ich konnte ihr ja wohl schlecht sagen, dass er mein Bruder war, und Inzest unter Strafe stand. „Weil ich schon einen Gefährten habe“, sagte ich ohne großartig darüber nachzudenken.
„Einen Gefährten?“ Selbst unter der voluminösen Maske war ihr Stirnrunzeln zu erkennen. „Und wo ist er wenn ich fragen darf? Ich habe Euch heute Abend mit noch keinem Mann gesehen, der mir nicht bekannt war. Heißt das, dass ich Euren Gefährten kenne?“
„Nein“, gab ich zögernd zu. „Sie kennen ihn nicht, und sie können ihn auch nicht gesehen haben, weil er gar nicht hier ist.“
„Und wo ist er dann? Warum ist er nicht auf diesem bezaubernden Ball, auf dem seine Gefährtin der Ehrengast ist. Also mein Gefährte hätte mir so etwas nie angetan.“
Verdammt, jetzt musste ich mir auch noch eine Ausrede dafür einfallen lassen, warum mein imaginärer Gefährte durch Abwesenheit glänzte. „Er konnte nicht kommen, weil er krank ist, aber keine Sorte, so schlimm geht es ihm nicht, er ist nur – Au!“ Ich funkelte Cheyenne an. Hatte sie mich gerade wirklich getreten? Ich konnte es kaum fassen.
„Was Prinzessin Zaira damit sagen möchte“, begann sie. „Ihr Gefährte musste aus beruflichen Gründen zurückbleiben. Er ist Arzt, und hat einen Patienten in einem kritischen Zustand, den er nicht allein lassen wollte. Natürlich tut es ihm leid, bei diesem Ereignis nicht dabei sein zu können, aber dieser Patient liegt ihm sehr am Herzen.“
„Oh, Arzt. Das entschuldigt ihn natürlich.“ Sie sah zu Ayden, der damit beschäftig war, mit der Serviette die Sektreste vom Tisch zu wischen. „Seht Ihr, Prinz Ayden, dieses Mädchen ist jünger als Ihr, doch auch sie hat sich schon einen Gefährten erwählt.“
„Sie muss ja auch nur einen Gefährten für sich, und nicht für das ganze Rudel nehmen, und wenn sie sich wieder von ihm trennen will, ist das auch kein Problem.“
Hörte ich da etwas unterschwellige Verärgerung aus seiner Stimme, weil wir auf dieses leidliche Thema gekommen waren?
„Aber seht doch nur, was ihr durch Euer Zögern erreicht“, fuhr die Baroness ohne Erbarmen fort. „Dieses junge Mädchen ist bereits weg, und andere werden ihrem Beispiel folgen. Irgendwann wird es keine Heiratskandidaten mehr geben, und was macht Ihr dann?“
„Ich bin sicher, dass der Rat auch dafür eine Lösung finden wird.“
Oh, oh, das klang ja fast schon nach einer Herausforderung. Hm, da sollte ganz schnell jemand eingreifen, bevor er blutig wurde.
„Aber …“
„Oh mein Gott!“, unterbrach Alina die Baroness bereits im Ansatz, und griff nach ihrer Hand. „Ist das da ein echter Rubin auf ihrem Finger?“
Der Stolz im Gesicht der Baroness, sprühte bis zu mir. „Oh ja. Ein altes Familienerbstück. Er hat einst meiner Großmutter gehört, der Baroness of Winterfield. Habt Ihr von ihr gehört?“
„Nein, leider nicht“, musste Alina zugeben.
Jeder am Tisch schien Alinas Spielchen sofort durchschaut zu haben, nur nicht die Baroness. Das war von ihr ein einfaches Manöver, um diese penetrante Frau – wie Cheyenne sie genannt hatte – vom eigentlichen Thema anzubringen.
Gut gemacht, Alina.
„Prinzessin Zaira“, wurde ich da von der Seite angesprochen.
Ein hochgewachsener, junger Mann machte eine leichte
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