Vergangene Narben
blitzen überall Wölfe auf, drei, vier gleichzeitig. Die Lichter wechselten zwischen ihnen hin und her, wie bei einer Lightshow. Das mussten beleuchtete Anzüge sein, die sie da trugen. Immer schneller wechselten die Lichter zwischen den Wölfen, bis plötzlich alle leuchteten, nur eine Sekunde. Dann wurde es wieder dunkel, und die Musik verstummte.
Nur langsam begann die Musik wieder, sanfter, fast verträumt. Bedächtig, fast wie ein Geist materialisierte sich eine Frau in der Dunkelheit. Erst war sie nur schwer zu erkennen, aber das Leuchten um sie herum wurde stärker. Das Kleid und das Haar selbst schienen das Licht abzustrahlen. Es war wahnsinnig schön, irgendwie mystisch.
Mit besinnlichen Schritten lief sie durch den Saal, als träumte sie so vor sich hin. Die Klänge der Musik wurden lieblicher, und dann, aus dem laufen heraus machte sie eine Drehung, und begann einen Tanz. Es war wunderschön anzusehen, wie sie sich dort über die Tanzfläche bewegte, aber irgendwie auch traurig. So allein in der Dunkelheit. Und auch ihre Bewegungen, sie hatten etwas Bekümmertes, und gleichzeitig Wunderschönes an sich.
Sie drehte sich, sah hinauf zum Himmel, und sank dann in sich zusammen.
Am äußersten Rand der Dunkelheit tauchte ein einsamer Wolf auf. Er sah die Frau, zögerte, ging mit langsamen Schritten auf sie zu, als wäre er neugierig, würde sich aber gleichzeitig fürchten. Sie streckte die Hand nach ihm aus, eine bittende Geste, der er folgte. Ein zweiter Wolf materialisierte sich aus der Finsternis, und folgte dem Beispiel des ersten. Dann noch einer, und noch einer. Ein halbes Dutzend blauleuchtender Wölfe, die sich um sie herum versammelten, und stumm hinauf zum Mond heulten. Und dann begannen sie mit ihr zu tanzen. Fröhlich, glücklich, frei.
Plötzlich veränderte sich die Musik, wurde düster, unheimlich, und aus dem Nichts in ihrer Mitte tauchte ein rotglühender Wolf auf. Die anderen sprangen zur Seite, nur nicht der erste Wolf, der stellte sich schützend vor die Frau.
Eine leichte Berührung am Arm ließ mich äußerst wiederwillig den Kopf drehen, aber außer Dunkelheit konnte ich nichts erkennen. Doch der Geruch der mir in die Nase stieg, der war mir wohl bekannt. „Cio?“, flüsterte ich leise.
Ich hörte sein leises lachen an meinem Ohr, und spürte dort seinen warmen Atem, der mir eine Gänsehaut über den Rücken trieb. „Ich dachte“, flüsterte er mir fast tonlos ins Ohr, sodass seine Stimme über der Musik nicht zu hören war, „ich nutzte die Dunkelheit und die Ablenkung der anderen mal schnell aus, um dir zu sagen, dass du wohl die schönste Prinzessin bist, die ich jemals gesehen habe.“
Was? Machte er sich etwas gerade lustig über mich, oder meinte er das ernst?
Sein Atem wurde wärmer, als käme er ein Stück näher, und ich konnte seine Lippen praktisch an meinem Ohr spüren, als er sich weiter zu mir beugte. So nah. Irgendetwas komisches passierte in dem Moment in meinem Magen, und der viel zu schnelle Herzschlag war sicher auch nicht normal.
„Aber meine Zsa Zsa hat mir besser gefallen. Ich steh auf diese Karohemden.“
Okay, jetzt war ich sicher, dass er mich veräppelte.
Etwas landete in meinem Schoß, etwas großes, eckiges, doch bevor ich mich nähr damit befassen konnte, hauchte er mir einen Schmetterlingskuss auf die Wange, der all meine Sinne erwachen ließ, und mein Herz zum trommeln brachte.
„Happy Birthday, Zsa Zsa.“ Und dann war er auch schon wieder weg, und ließ mich äußerst verwirrt hier sitzen.
Was bitte war das gerade gewesen? Ersten, wie hatte er mich in dieser Dunkelheit hier sehen können, und zweitens, warum hatte ich solches Herzklopfen? Das war doch nur Cio, der wieder irgendeins seiner Spielchen spielte, die ich nicht durchschauen konnte. Und dann die Schachtel in meinem Schoß. Was da wohl drinnen war? Ein Geburtstagsgeschenk? Warum schenkte Cio mir etwas? Gott, der Kerl verwirrte mich, und das gefiel mir nicht.
Als die Musik wieder lauter wurde, zwang ich meinen Blick zurück auf die Tanzfläche. Der rote Wolf war verschwunden. Genaugenommen war nur noch ein Wolf zurückgeblieben, und der lag tot auf der Tanzfläche. Die Frau hatte sich trauernd über ihn geworfen. Ihre Schultern bebten, doch langsam aber sicher verschwand das helle leuchten um sie herum, und wurde zu einem roten Glühen.
Wieder fragte ich mich, wie sie das machten.
Die Geschichte Schritt weiter voran. Es war ein Tanz, den sie dort vorführten, und der einen Kampf um Macht
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