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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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der Wolf einfach in sich zusammen. Seiner Glieder erschlafften, und dann bewegte er sich nicht mehr. Und dann roch ich diesen kupferartigen Duft, der mir nur allzu vertraut war. Blut, das war Blut.
Ich schluckte, trat einen Schritt zurück. Meine Augen waren weit aufgerissen, und obwohl ich mich nicht bewegte, ging mein Atem so hecktisch, als liefe ich gerade einen Marathon.
Mühevoll schob Diego das Tier von sich herunter. In seiner Hand hielt er einen rotverschmierten Dolch, den er mit einer schnellen Bewegung in seinem Stiefel verschwinden ließ. Sein Arm, sein Hemd, überall war Blut, und um den leblosen Körper des Wolfes breitete sich langsam eine Lache aus.
Irgendwo schrie eine Frau, und wütende Stimmen wurden noch lauter.
Diego sprang auf die Beine, schnappte sich meine Hand, um mich tiefer in die Eingeweide des Schlosses zu ziehen.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, was ich denken sollte. Er hatte gerade jemanden umgebracht, direkt vor meinen Augen. Keinen Moment hatte er gezögert. Der Geruch seiner Tat hing mir immer noch in meinen Atemwegen, doch ich verspürte nicht wie sonst das Bedürfnis nach Nahrung, wie es bei dem Anblick von Blut normalerweise bei mir der Fall war. Mir war einfach nur schlecht.
Immer tiefer führte er Kian und mich in das Schloss. Überall war das gleiche Bild zu sehen. Aufgeregte Leute. Manche ängstlich, verunsichert, aber viele waren einfach nur wütend.
„Was ist hier los?“, versuchte ich noch einmal ihn zu fragen, als Diego mich in einen Seitengang zog, in dem es etwas ruhiger zuging. Dort öffnete er hastig die einzige Tür am Ende des Korridors, und schob mich schnell hinein. Nur um einen Moment später nach vorne geschubst zu werden, als er Kian hinter mir hineinschob. „Diego! Was geht hier vor?!“, verlangte ich zu wissen.
Der Raum in dem wir uns befanden, war sehr klein, und mit uns Dreien schon übervoll, obwohl keine Möbel darin standen. Da war nur noch eine weitere Tür. Eine Fahrstuhltür, wie es den Anschein hatte.
Diego quetschte sich an uns beiden vorbei zu der anderen Seite, und drückte mir die Brille in die Hand, bevor er sich dem eingelassenen Tastenfeld in der Wand widmete. „Cheyennes Geheimnis ist nicht länger eines“, sagte er grimmig. Dabei flogen seine Finger blitzschnell über die Zahlen, um einen ziemlich langen Code einzugeben. „Das Rudel weiß jetzt dass sie ein Dimidius ist, und fühlt sich von ihr betrogen.“
„Was?“ Das konnte ich nicht glauben. Das konnte nicht wahr sein.
„Irgendwer hat ihr Geheimnis gelüftet. Es hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer. Jetzt wollen die Wölfe Blut. Wir sind hier nicht mehr sicher.“ Er bestätigte die Eingabetaste, und die kleine rote LED wechselte auf grün.
„Code Phönix“, hauchte ich.
Der Umbra nickte nur grimmig, und schob uns zwei in den kleinen Fahrstuhl. „Wir haben bis zuletzt versucht zu retten, was noch zu retten ging, aber es hat nicht geklappt. Die Beweise die gegen sie spreche, oder fiel mehr für die Wahrheit, sind einfach zu erdrückend.“
Kian drängte sich leicht hinter mich, als die Aufzugtüren sich schlossen. Nähe war ihm zuwider, aber Nähe von einem Fremden ging mal gar nicht. Da ließ er sich gezwungenermaßen lieber von mir berühren.
Im Fahrstuhl befand sich ein weiteres Nummernfeld, über das Diego eilig seine Finger fliegen ließ. Dann setzte sich der Aufzug in Bewegung, und wir fuhren hinab in die Tiefe. „Cheyenne ist schon in der Tiefgarage, aber sie will nicht gehen, bevor sie nicht auch dich in Sicherheit weiß. Deswegen musste es so schnell gehen. Sie muss aus der Gefahrenzone raus.“ Er sah mich an. „Tut mir leid. Andernfalls hätte ich euch wenigstens noch die Zeit gegeben euch anzuziehen, und euch dann weggebracht, aber so wie es steht, drängt die Zeit einfach.“
„Schon gut“, sagte ich, obwohl gar nichts gut war. So wie ich jetzt war, fühlte ich mich absolut nicht wohl in meiner Haut. Da spielten sicher auch die äußeren Umstände mit rein, aber in nichts als Slip und Unterhemd hier zu stehen, machte es auch nicht gerade besser.
Diego tippte sich ans Ohr. Nein, er tippte sich an einen kleinen, schwarzen Ohrstöpsel, wie ich ihn nur aus Agentenfilmen kannte. „Ich bin unterwegs, hab das Küken bei mir. Der Schwarm soll sich in Stellung bringen.“ Er nickte seinem unsichtbaren Gesprächspartner zu. „Verstanden. Zwei Minuten, dann sind wir unten.“
Der Aufzug war so schnell, dass mir die Ohren davon summten, doch Diegos Ansicht nach

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