Vergangene Narben
wohl nicht schnell genug. Und als die Türen an unserem Ziel dann aufglitten, schnappte er sich wieder meine Hand, um mich hinter sich herzuziehen.
Ein kleiner Raum, baugleich wie der, in dem wir eben schon gewesen waren. Wieder eine Tür, durch die ich gezogen wurde, doch dieses Mal landete ich nicht in heillosem Durcheinander, sondern in einer Tiefgarage mit Betonpfeilern.
Hunderte von Autos mussten das sein, die hier standen. Kleine Limousinen, Strechlimos, und ganz normale PKW´s. Doch eines hatten sie alle gemeinsam, die Farbe. Jeder dieser Autos war schwarz.
Der Boden unter meinen nackten Füßen war rau und kalt, und während ich hinter Diego herstolperte, und mir einen Weg zwischen den Autos bahnte, trat ich mich mehr als einmal ein Steinchen in die Fußsohle ein. Das piekte unangenehm, aber der Umbra ließ mir keine Zeit etwas dagegen zu tun. Unerbittlich zog er mich vorwärts, vorbei an den Fahrzeugen.
Kian folgte uns still, ließ sich nicht abhängen.
Etwas weiter vorne stand eine kleine Gruppe von Leuten an zwei Fahrzeugen, auf die wir uns nun zubewegten. Ein riesiger Kerl mit weißem Haar. Er wirkte nicht alt, das schien einfach seine Haarfarbe zu sein. Daneben stand eine ziemlich aufgelöste Cheyenne, die sich strickt weigerte in den Wagen zu steigen. Ihre Stimme war bis zu mir nach hinten zu hören.
Ach Cio sah ich bei ihnen. Er sprach hecktisch in sein Handy, bemerkte uns dabei, und zeigte dass wir im Anmarsch waren. Die Blicke der kleinen Gruppe richteten sich auf uns, und Diego rief quer durch die Tiefgarage, dass Cheyenne ihren knochigen Hintern endlich in das verdammte Auto bewegen sollte! Doch wir waren schon fast am Wagen angelangt, als sie sich endlich von dem weißhaarigen Mann in den Wagen schieben ließ, bevor er selber um das Auto rumlief, und sich eilig hinters Steuer setzte.
Cio sah seinem Vater entgegen – oder mir? –, und wirkte erleichtet, während er weiter ins Handy sprach. „… unbedingt verriegelt lassen … ist mir egal. Das hier drinnen können wir noch kontrollieren, wenn die von draußen reinkommen, haben wir keinen Überblick mehr!“ Er klappte das Handy zu. „Die Schwalben sind startklar“, sagte er, während Diego mir die Wagentür aufriss, und mich praktisch mit einem „Beeilung“ in den Innenraum schubste.
„Die Geier sind bereits am Tor, und fordern lautstark Zutritt.“
Diego knurrte, rannte um den Wagen herum zur Fahrerseite. Währenddessen startete bereits das Auto, in dem meine Erzeugerin saß.
Rechts nahm Kian eilig neben mir Platz, und zog die Wagentür mit einem dumpfen Knall zu.
„Die sollen das verdammte Tor unten lassen!“, knurrte Diego, und rammte den Schlüssel in den das Schloss. Einen Moment später schnurrte der Motor unter der Haube.
„Die Wächter wollen nicht, sie sind verunsichert, und fühlen sich verarscht. Eddi versucht sie zu beruhigen, aber lange lassen die sich nicht mehr aufhalten.“ Cio rutschte links neben mir auf den Sitz. Er sah so ganz anders aus als sonst, was nichts mit der weiten Jogginghose, oder dem lässigen Shirt zu tun hatte. Auch nicht der ernste Ausdruck in seinem Gesicht. Es lag daran, dass seine Wollmütze nicht da war. Zum ersten Mal seit dem ich ihn kannte, konnte ich mehr als nur ein paar braune Fuseln auf seinem Kopf sehen.
„Eddi soll tun was er kann, aber aufpassen das er nicht zwischen die Fronten gerät“, befahl Diego. Er schien in diesem Durcheinander das Kommando zu haben. „Er soll sich rechtzeitig zurückziehen.“
„Verstanden.“ Cio tippte sich gegens Ohr, in dem auch so ein kleiner, schwarzer Ohrstöpsel steckte, während er konzentriert mit den Fingern auf seinem Handy herumtippte. „Der Phönix ist gestartet, die Schwalben sollen ausschwärmen“, sagte er laut und deutlich. „Der Falke ist beim Phönix, haben wir endlich Kontakt zu den Spatzen?“ Seine Lippen wurden vor ärger ganz dünn. „Verdammt.“ Er steckte das Handy wieder weg, und sagte zu seinem Vater: „Wir können die Spatzen nicht erreichen, und dort oben gibt es keine Schwalben, die wir schicken können. Tote Leitung.“
Schwalben? Spatzen? Falke? Was hatten die hier nur mit den Vögeln.
Diego lenkte ihn aus der Parklücke, und folgte dem Wagen von Cheyenne. „Hat schon jemand versucht sie auf ihren Handys zu erreichen?“
„Scheiße“, fluchte Cio, und riss sein Handy wieder aus der Hosentasche. „Warum bin ich da nicht selbst draufgekommen?“
Um uns herum wurden noch andere Autos gestartet. Bis sie zum leben
Weitere Kostenlose Bücher