Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
Vom Netzwerk:
Wir müssen uns jetzt erst mal verkriechen, und sehen was weiter geschieht. Vielleicht beruhig sich die ganze Angelegenheit ja wieder.“
Auch wenn er das von sich gab, er glaubte selber nicht daran. Das sah ich in seinen Augen.
„Und wo verkriechen wir uns?“, wollte ich wissen. Cheyenne war bekannt wie ein bunter Hund, die würde sich in der Verborgenen Welt nicht einfach so in einem Hotelzimmer einmieten können, und darauf vertrauen können, dass sie schon niemand erkennen würde.
Cio zuckte sie Schultern. „Keine Ahnung. Die sicheren Orte, die Cheyenne für den Notfall hat, sind jetzt alle öffentlich, da kann sie nicht mehr hin, und über einen anderen Platz haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Für uns hat einfach nur gezählt schnell und unbeschadet da rauszukommen.“
Ja, bevor sie meine Erzeugerin lynchen konnten. 
„Hey“, sagte er, und berührte vorsichtig meinen Elenbogen. Als ich mich ihm nicht wieder entzog, strich er dort mit rauen Fingern sanft über die Haut. „Mach dir keine Sorgen, das kommt schon alles wieder in Ordnung. Wir müssen eben einfach nur ein bisschen Geduld haben.“
Ich zögerte, sprach meine Gedanken dann aber doch aus, einfach weil ich es wissen musste. „Und was ist mit meinen Eltern?“ Denn in diesem Chaos würde Cheyenne bestimmt nicht die Macht haben nach ihnen zu suchen.
„Ich weiß es nicht“, sagte Cio leise, und senkte seinen Blick auf meinen Arm, folgte mit den Augen den streichelnden Fingern, die langsam aber sicher eine Gänsehaut bei mir auslösten, und meine nervenenden kribbeln ließen. „Ich weiß es wirklich nicht.“
Natürlich nicht, woher sollte er das auch wissen? Im Moment war alles so unbeständig. Wir wussten ja nicht mal, was in einer halben Stunde sein würde, wie sollten wir da wissen, wie wir meine Eltern finden sollten?
Seine Finger strichen meinen Arm hinauf, bis er meine Knöcheln erreichte, die verschrammten Stellen. Besorgnis erschien in seinem Gesicht. „Was hast du da gemacht?“
„Ich habe auf den Gehweg vor unserem Haus eingeschlagen. Gestern, als ich das mit meinen Eltern erfahren habe.“
Behutsam ließ der einen Finger über die Wunden gleiten. „Warum machst du sowas nur?“, fragte er ganz leise. Es schien nicht, als wollte er eine Antwort darauf haben, und er bekam auch keine. Ich wollte mich ihm nicht erklären.
Vorne klingelte das Handy von Diego. Es dauerte keine Sekunde, da hatte er es schon am Ohr zu kleben. „Ja? … Moment, ich schalt dich auf Lautsprecher.“ Er fummelte das kleine Gerät in die Halterung am Armaturenbrett, und drückte ein paar Knöpfe, bevor er seine Hände wieder ans Lenkrad legte. Vorher aber tätschelte er noch kurz beruhigen das Bein seiner Gefährtin, die schon die ganze Zeit ungewöhnlich still war. „So, jetzt können dich alle hören.“
„Zaira?“
Das war Cheyenne am anderen Ende.
„Ja?“
„Oh Gott, geht es dir gut?“
„Ja, bei uns ist alles bestens. Mach dir keine Sorgen.“
Etwas wie ein abgehacktes Schluchzen drang durch die Leitung. „Dafür danke ich Chaim.“
„Cheyenne“, unterbrach Diego sie. „Hast du jemanden erreicht?“
„Ja, ich … ich hab mit Ibo gesprochen, und der hat mich an Gero weitergeleitet. Wir können uns erst mal bei ihnen verstecken.“
„Haben wir eine Adresse?“
„Nein.“ Sie schniefte wieder. „Wir sollen einfach nach Itzehoe fahren, zu
Nathaniels Hell
, dort werden sie uns abholen.“
„In Ordnung, verstanden.“ Er gab ein erleichtertes Geräusch von sich.
Ich beugte mich leicht zu Cio. „
Nathaniels Hell
, was bedeutet das?“ Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass wir jetzt in eine Hölle fuhren, wo wir einer anderen doch gerade erst entkommen waren.
„Das bedeutet wir sollten uns vor Flöhen in acht nehmen.“ Er grinste mich etwas schief an. „Denn wir besuchen jetzt die Streuner.“
 
    °°°
     
    Mit einem Rattern schloss sich das Gitter automatisch hinter uns, und sperrte uns in das kleine Parkhaus. Der blaue Wagen vor uns parkte in der nächsten Parklücke, die er finden konnte. Auch Diego schien nach den vielen Stunden der Autofahrt nicht mehr großartig suchen zu wollen, und schnappte sich den nächstbesten Platz, um den Wagen dort schlafen zu schicken.
Nur langsam stiegen wir aus, konnten unsere müden Beine dazu bringen, sich zu bewegen. Wir waren alle erschöpft. Nicht körperlich, nein, geistig. Es war gerade mal Mittag, und wir waren alle mit unseren Nerven schon so am Ende, dass es für mehrere Wochen gereicht

Weitere Kostenlose Bücher