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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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wehtun. Diego ließ nicht sofort von seinem Sohn ab, drücke noch einmal fester, aber sobald seine Hand weg war, nahm Cio Reißaus, und brachte sich hinter Ayden in Sicherheit. Dabei rieb er sich über dem Nacken, und warf seinem Vater böse Blicke zu.
Als Cheyenne mir ein wenig Luft zum atmen ließ, nutze ich die Gelegenheit, um mich von ihr loszumachen. Aber ganz kam ich nicht weg, denn sie schnappte sich meine Hand, und hielt sie eisern fest. In ihren Augen stand Panik, und sie wirkte etwas durcheinander, aufgedreht, konfus. Die ganze Situation schien sie ganz schön mitzunehmen. Wie sollte es auch anders sein? Schließlich ging ihr ganzes Leben gerade den Bach hinunter.
Aus dem roten Wagen stieg ein Kerl, der im Alter von meiner Erzeugerin sein musste. Er war etwa so groß wie mein Vater, hatte dunkelbraunes Haar, und graue, seelenvolle Augen. Am Leib trug Lederhosen, und ein schwarzes T-Shirt, mit einem Totenschädel darauf. Seine Lippe wurde von einem Piercing geschmückt.
Wenige Schritte reichten, bis er bei uns war. „Probleme?“, fragte er Ibo.
„Ne, alles esay.“
„Na dann kommt, Gero wartet schon auf uns.“ Er legte Cheyenne auf sehr vertrauensvolle Art den Arm um die Schulter. „Na los, wird sich schon alles wieder einrenken. Und wenn nicht, hast du ja immer noch die Möglichkeit, wieder in einen Wohnwagen zu ziehen.“
Den Witz fand wohl nur er lustig, denn in den anderen Gesichtern war nicht der Hauch von Belustigung zu finden. Trotzdem ließ Cheyenne sich von ihm mitziehen.
Ein Fahrstuhl brachte uns rauf in siebente Etage, und führte uns auf einen langen, mit rotem Teppich ausgelegten Korridor. Die Wände waren cremefarben, und alle drei Meter hingen Wandlampen, die mit ihrem sanften Schein unseren Weg erhellten. Türen gab es zu beiden Seiten. Aus edlem, dunklem Holz luden sie dazu ein, doch mal einen Blick dahinter zu werfen.
„Das hier erinnert mich irgendwie an ein Hotel“, sagte Kian zu mir.
Dieser Ibo warf einen Blick über seine Schulter zu uns. „Was daran liegen könnte, dass wir uns in einem befinden.“
„Aber ich dachte, ein Hotel ist im Moment zu gefährlich“, überlegte ich. Das hatte Cio im Wagen doch gesagt.
„Aber dies ist ja auch nicht irgendein Hotel, dies hier ist das Hotel meines Rudels“, erklärte Ibo, und ließ sich an meiner Seite zurückfallen.
„Das heißt, es ist kein echtes Hotel?“
„Doch, aber nur etwa die Hälfte der Räume sind für menschliche Gäste. Der Rest wird von unserem Rudel bewohnt. Nur die unteren Etagen sind für die Menschen zugänglich, ab der siebenten gehört alles uns.“
„Und wie viele Etagen hat das Hotel?“
„Siebzehn. Da ist also immer genug Platz, wenn wir mal Zuwachs bekommen.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Oder eben unerwartete Gäste.“
„Das heißt also“, fasste Kian zusammen, „das hier ist ein richtig echtes Hotel, in dem ihr die Leute bewirtet? Und nebenbei habt ihr es auch noch zu eurem Wohnsitzt auserkoren.“
„Nein, andersherum, nebenbei bewirten wir die Leute, aber ja, und …“
„Ibo!“, rief vorne der Typ in den Lederhosen. „Komm mal her.“
„Sorry, muss los, aber wir können uns ja später noch mal unterhalten.“ Er zwinkerte mir zu, und joggte dann nach Vorne, zu dem anderen Kerl.
„Ein besseres versteckt könnten wir gar nicht finden“, erklärte Ayden hinter mir. Alina klammerte sich noch immer an seinen Arm, aber sie schien unverletzt. Ganz im Gegenteil zu dem Prinzen. Der Seidenpyjama war am Arm zerfetzt und blutig, als hätte sich ein starker Kiefer darum geschlossen.
Ich ließ mich ein wenig zurückfallen, um neben ihm laufen zu können. „Wieso? Glaubst du hier finden uns die Werwölfe nicht?“
„Das ist der Sitz eines eigenständigen Rudels, zwar eines kleinen, aber trotzdem ein Rudel, und jeder Wolf würde es sich dreimal überlegen, uneingeladen mitten ins Herz eines fremden Rudels zu marschieren. Die Abtrünnigen sind da nämlich ein wenig angriffslustiger als wir.“
Das verstand ich. Dem Rudel der Könige waren sie Zahlenmäßig bei weitem unterlegen, und irgendwie mussten sie sich ja vor den rauen Gesellen schützen.
„Und es wird wohl niemand auf die Idee kommen, dass ein Rudel von Streunern uns aufnehmen würde. Dafür sind die Rudel untereinander zu misstrauisch.“
„Und wie kommt es dann, dass wir trotzdem hier sind?“
„Siehst du den Mann bei meiner Mutter da vorne?“
„Du meinst den mit den Lederhosen?“
Ayden nickte. „Das ist Nat, ein alter Freund meiner

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