Vergangene Narben
Mutter. Ich weiß nicht woher sie sich kennen, aber sie hat immer mal wieder Kontakt zu ihm. Und den Rudelführer kennt sie wohl auch schon längere Zeit persönlich, auch wenn sie keine Freunde sind.“
Na dann blieb nur zu hoffen, dass Ayden sich da nicht täuschte.
Als ich mit meinem Arm ausversehen seinen streifte, und an die Verletzung kam, zischte er. „Oh, ´tschuldigung, das wollte ich nicht.“
„Schon gut.“
Ich sah mir die Wunde genauer an. „Woher stammt die?“
„Einer der Wächter hat mich gebissen.“ Er seufzte. „Kurz vor Mitternacht haben mehrere Wölfe mein Zimmer gestürmt, und mich direkt angegriffen. Ich hab erst keine Ahnung gehabt, was hier da los war, aber wie es aussieht, wollten sie den Sohn der Betrügerin an die Gurgel. Dass es nicht schlimmer ist, hab ich Alina zu verdanken.“
„Alina?“ Wirklich? Meiner durchgeknallten Cousine?
Sie grinste mich an. „Ich hatte das Nebenzimmer, und da hab ich komische Geräusche gehört, also bin ich rüber. Du glaubst nicht wie ich mich erschrocken habe, als ich Ayden da am Boden sah, und die ganzen Wölfe, die sich da auf ihn stürzen wollten.“
„Und da bist du einfach reinmarschiert?“, fragte ich fassungslos. Die war ja wohl nicht mehr zu retten!
„Ist sie“, bestätigte Ayden. „Sie ist reinmarschiert, hat sich die Lampe vom Beistelltisch geschnappt, und sie dem Wolf der sich in meinem Arm verbissen hatte über den Schädel zogen. Der Kerl war sofort bewusstlos.“ Er schüttelte den Kopf, als könnte er es immer noch nicht glauben, obwohl er dabei gewesen war. „Ich hab immer gedacht, sowas funktioniert nur in Filmen.“
„Und dann?“, wollte ich wissen.
„Dann bin ich auf dem Plan getreten, und hab die Situation gerettet“, sagte Cio grinsend hinter mir. „Ist ja schließlich mein Job den Prinzen zu beschützen.“
„Du hättest ihn sehen müssen!“, schwärmte Alina sofort drauf los. „Ein Umbra in Aktion. Gott, ich bekomm jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.“
Das schmeichelte Cio natürlich so sehr, dass er gleich noch breiter grinste. „Und als die Typen alle im La-la-land waren, hab ich meinen Vater übers Handy angerufen, um zu erfahren, was hier verdammt noch mal los war.“ Dabei knurrte er leicht. „Es ärgert mich immer noch, dass sie mir nicht gleich gesagt haben, was Code Phönix bedeutet. Ich hab mir die beiden dann einfach geschnappt, und durch die Bedienstetengänge nach unten in die Tiefgarage gebracht.“
Und den Rest der Geschichte kannte ich ja bereits. Außerdem erklärte dieser Zusammenstoß Aydnes verwüstetes Zimmer. Gott sei Dank war Cio da gewesen. Wer wusste schon, wie das sonst ausgegangen wäre.
„Das einzige Problem ist, wir können meine Schwestern nicht erreichen“, sagte Ayden dann. „Auch nicht Tante Sadrija. Niemand geht ans Telefon, keiner weiß was da los ist, weil wir niemanden erreichen können. Auch nicht die Umbra und Wächter, oder Onkel Mikael. Mama ist deswegen auch schon völlig fertig mit den Nerven.“
Das hörte sich übel an. Wenn man eine Person nicht erreichen konnte, war das nervig, bei vieren im gleichen Haushalt konnte man anfangen sich sorgen zu machen, aber mit den Wächtern und Umbra zusammen, mussten das um die zwanzig Leute sein, und wenn niemand von denen ans Telefon ging, dann war Panik angesagt. „Glaubst du ihnen ist etwas passiert?“
„Keine Ahnung, ich hoffe nicht.“ Ayden kniff kurz die Lippen zusammen. „Wenn meinen Schwestern etwas passiert ist, dann wird jemand dafür sterben.“
Er sagte das so ernst, dass mir jede Erwiderung im Halse stecken blieb. Das waren keine leeren Worte, oder falsche Versprechungen gewesen, das war sein vollster ernst. Werwölfe waren keine Menschen, sie gingen viel rauer, wilder, und auch aggressiver miteinander um. Wenn Clover und Claire nicht in Ordnung waren, dann würde Blut fließen.
Schweigend folgten wir fünf den Erwachsenen die letzten Meter den Korridor hinunter, und dann nach rechts, wo wir vor einer Flügeltür zu stehen kamen. Dieser Nat klopfte einmal dagegen, und öffnete dann für uns weit genug, das wir an ihm vorbei in den Raum dahinter gehen konnten. Einen Raum, den ich nur mit dem Wort Protzig beschreiben konnte.
Im Grunde war er eingerichtet wie ein ganz normales Wohnzimmer mit modernen Designermöbeln. Die dominierende Farbe war weiß, doch an jeder Ecke, wurde sie mit Gold verziert. Dekoration, Bilderrahmen an den Wänden, Fäden in dem Teppich, auf dem der kleine, blonde Junge
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