Vergangene Narben
hätte.
Träge ließ ich meinen Blick schweifen. Hier sah es aus wie in jedem anderen Parkhaus. Außer vielleicht der Blumentopf hintern an der Tür, den hatte sicher nicht jedes Parkhaus.
Diego half Fira aus dem Wagen, die nichts als ein langes, weißes Nachthemd trug, und ging mit ihr Hand zu dem blauen Wagen, der uns hergeführt hatte. Dem entstieg gerade ein junger Typ, der sich uns mit dem Namen Ibo vorgestellte hatte. Das war ein Kerl, wie aus einem Traum. Der sah beinahe zu gut aus, um wahr zu sein. Das braune Haar, die wolkengrauen Augen. Der hatte nicht mal ´nen Pickel, oder eine kleine Narbe, oder wenigstens einen Leberfleck. Nichts. Der war einfach nur … perfekt. Zu perfekt, wie ich fand.
Von hinten legte Cio mir einen Arm um die Schulter, und drückte mich leicht an sich. „Alles in Ordnung?“
„Musst du das wirklich fragen?“ Ich sah zu der Ausfahrt, wo sich das Gitter wieder ratternd öffnete, und zwei weitere Fahrzeuge in die Garage fuhren. Ein Rotes und ein Schwarzes. In dem hinteren mussten Cheyenne und Alina sitzen, denn es sah ganz genau wie das aus, mit dem wir gekommen waren.
Kian beäugte sehr misstrauisch die Hand, die da auf meiner Schulter lag. „Musst du sie eigentlich ständig angrapschen?“, haute er dann auch geradewegs heraus.
Und ich? Ich wurde feuerrot.
Ein leicht arroganter Blick war alles was Cio für meinen besten Freund übrig hatte. „Was ist los? Bist du etwa eifersüchtig?“
Das war Kian mit Sicherheit nicht, aber irgendwo hatte er schon recht. Jetzt war wohl nicht der passende Moment Cio so nahe zu sein. Hier wo uns alle sehen konnten … ich fühlte mich einfach nicht wohl dabei, und schob seinen Arm runter, ohne ihn dabei anzusehen.
„Das ist jetzt nicht sein Ernst, oder?“, fragte Cio nicht nur entgeistert, sondern auch noch empört. „Nur weil dieses Frettchen da ´nen blöden Spruch …“
„Erdmännchen“, verbesserte Kian sofort, und stellte sich ihm mit verschränkten Armen gegenüber. Das sah ziemlich lächerlich aus, wenn man bedachte, dass Kian nicht nur einen Kopf kleiner war, sondern auch noch wesentlich schmaler. „Du hast mich das letzte Mal als Erdmännchen bezeichnet, aber von so ´ner Hohlbirne ist wohl nicht zu erwarten, dass er sich die einfachsten Beleidigungen merken kann.“
Aber hallo, was war denn jetzt los?
Cio schnaubte nur abfällig. „Tja, in meiner Hohlbirne ist halt nur Platz für wichtige Gedanken. Kein Wunder also dass da so ein kleiner, unbedeutender Mensch da kein Platz ist.“
„Wichtige Gedanken, ja klar. So wie du Zaira vorhin auf die Titten gestarrt hast, kann ich mich schon vorstellen, was das für Gedanken sind.“
„Kian!“, rief ich empört. Dem ging es wohl zu gut!
Natürlich ließ Cio sich von dieser Anschuldigung nicht aus der Ruhe bringen. „Ich weiß schöne Anblicke eben zu würdigen.“
„Cio!“ Merkten die überhaupt, dass ich hier zwischen ihnen stand, und sie hören konnte?
„Was?!“, fragte er, sich keiner Schuld bewusst.
„Zaira!“, schrie da Cheyennes Stimme quer über die Autos hinweg. Sie war gerade noch dabei aus dem Wagen zu steigen, und im nächsten Moment rannte sie auch schon auf mich zu. Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es mir nicht möglich gewesen, mich vor der kommenden Umarmung in Sicherheit zu bringen. Ich fand es immer noch ein bisschen seltsam, sie einfach mal zu drücken, aber sie schien damit überhaupt keine Probleme zu haben.
„Oh Gott sei Dank, Zaira, dir geht es gut, dir ist nichts passiert.“ Immer fester drückte sie mich, als hoffte sie, so mit mir verschmelzen zu können, damit ich ihr nie wieder von der Seite rücken könnte. „Alles wird gut, jetzt wird alles gut.“
Von dem blauen Wagen nährten sich Diego und Fira mit diesem Ibo, und aus der anderen Richtung kamen Sydney, und der weiße Umbra angelaufen. Hinter ihnen folgte Alina, die sich an Aydens Arm geklammert hatte, als ginge es um ihr Leben. Die beiden trugen auch nur Schlafsachen.
„Hey, warum werde ich so nie begrüßt?“, wollte Cio da schon fast empört wissen. „Ich … ahhh!“
Diego hatte seinen Sohn kräftig im Nacken gepackt, und drückte ihn leicht herunter. Dabei grollte ein warnendes Knurren in seiner Kehle.
Oh wow, warum war er denn gleich so grob? Cio hatte sich doch nur einen kleinen Spaß erlaubt.
„Diego, nicht.“ Fira legte ihm die Hand auf den Arm, und schüttelte ganz leicht den Kopf. „Nicht heute, bitte.“
Nicht heute?
Cio drückte die Augen zusammen. Das musste wirklich
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