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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Immer nur reden. Reden, reden. Dabei ist es so einfach. Ich würde das schaffen, ich weiß das. Ich weiß das ich gut bin in dem was ich mache, alle sagen ich bin gut, verstehst du? Die Königin sagt ich bin gut, ja sogar der Tribunus Umbra sagt ich bin gut, nur mein Vater nicht. Egal was ich tue, nie kann ich es ihm recht machen. Nie.“ Er schlug mit den Fäusten auf seine Knie. „Er hält mich für ein selbstverliebtes Großmaul, ohne jeglichen Sinn für Anstand und Verantwortung, das nur Scheiße im Hirn hat, und das nur weil ich nicht so steif und diszipliniert bin wie er.“
    Wie er diszipliniert aussprach, als sei es ein Schimpfwort. Ich legte ihm eine Hand auf die Faust. „Ich glaube nicht dass er das denkt, er …“
    „Doch, das tut er. Er hat es mir ins Gesicht gesagt.“
    „Was?“
    Cio wandte mir den Blick zu. „Vor ein paar Wochen hatten wir Streit, und da hat er mir genau diese Worte um die Ohren gehauen.“ Seine Lippen drückten sich zu einem dünnen Strich zusammen. „Ich bin eine einzige Enttäuschung für ihn.“
    Aber … das sollte Umbra Diego gesagt haben? Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Nicht so wie Cheyenne von ihm sprach, und auch nicht so wie ich ihn erlebt hatte. Okay, er war immer ein wenig hart zu Cio, das hatte ich schon mehr als einmal überlebt, aber das? Es war einfach schwer sich das vorzustellen.
    „Er sagt … er sagt immer, dass er es in meinem Alter viel schwerer gehabt hat. Er sagt, dass aus mir nie ein richtiger Umbra wird, nicht wenn …“ Er schlug die Hände vors Gesicht, als sei ihm das ganze aufs übelste peinlich. „Gott, warum erzähle ich dir das nur?“
    Wenn ich raten müsste, hätte ich auf den Alkohol getippt. Ich rückte ein wenig näher an ihn, und zog seine Hände aus seinem Gesicht, verschränkte seine Finger mit meinen, damit er sich nicht wieder versteckte. „Du erzählst mir das, weil du Ayden nicht finden kannst, und jemand zum reden brauchst.“ Ich strich mit dem Daumen über sein Handgelenk, fühlte den starken Puls darunter, und konnte gar nicht anders, als den Blick darauf zu senken. Mist, jetzt war sicher nicht der richtige Moment für Bluthunger. Ich hatte erst vor ein paar Tagen getrunken, dass müsste noch ein Weilchen halten. Trotzdem war es ziemlich verlockend. „Und weil ich dir gerne zuhöre.“
    Als ich meinen Blick hob, traf ich genau auf seine Augen.
    „Tu es“, sagte er leise.
    „Was?“
    „Beiß mich. Lass uns diesen ganzen Scheiß einfach für einen Augenblick vergessen, okay?“
    Das hörte sich schon nicht schlecht an, aber … „Ich glaube nicht, dass das die Lösung des Problems ist.“ Als ich meine Hand zurückziehen wollte, hielt er sie blitzschnell fest.
    „Vielleicht nicht, aber schaden kann es auch nicht. Und wir sind doch jetzt sowieso wach.“
    „Cio …“
    „Komm schon. Willst du dass ich bettle, und auf die Knie gehe? Ich tu es.“
    Als er Anstalten machte aufzustehen, hielt ich ihn am Arm fest. Das war doch wirklich albern. „Du willst den Rausch spüren, oder?“, fragte ich leise.
    „Ich will einfach dass du bei mir bist, und das ist eben ein kleiner Bonus.“ Er rutschte etwas nähr, legte die Hand auf meine Wange, was mein blödes Herz gleich einen Tackt schneller schlagen ließ. „Komm schon, Zsa Zsa, dass tut doch keinem weh.“
    „Wenn ich abrutsche, dann tut es dir weh“, gab ich zu bedenken.
    Das ließ ihn grinsen. „Ich denke, dass ich damit umgehen könnte. Also los, beiß mich. Vorher gebe ich eh keine Ruhe.“
    Das glaubte ich ihm aufs Wort. „Lässt du mich danach dann wieder schlafen?“
    Daraufhin lachte er bellend los. „Jetzt tut doch nicht so, als wäre es dir zuwider. Du magst das doch auch.“ Er stockte kurz, das Lächeln verschwand. „Oder?“
    War er so leicht zu verunsichern? Das musste am Alkohol liegen. „Du bist ein Leckerbissen“, scherzte ich, und hoffte das Lächeln so zurückzubekommen.
    Es klappte.
    „Na dann solltest du dir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.“
    Wahrscheinlich wäre es besser, wenn ich genau das täte, aber diesen Worten, diesen Augen, und vor allen Dingen diesem Blut war es schwer zu wiederstehen. Und es war ja auch nicht so, dass ich nicht wollte. Meine Fänge kribbelten bereits allein bei dem Gedanken daran, ihn zu beißen.
    Na dann hör endlich auf dich dagegen zu wehren, und tu es! Er will es doch auch!
    Konnte man seine innere Stimme irgendwie abstellen? Wenn ja, hatte ich in den letzten neunzehn Jahren noch nicht

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