Vergangene Narben
kniff die Lippen zusammen, und schluckte heftig. „Ich bin nicht schwul.“
O-kay, langsam glaubte ich, dass da mehr dahinter steckte. Oder warum wiederholte er das ständig. Sollte ich fragen, oder lieber die Klappe halten? „Kann es sein, dass du ihn auch magst, und deswegen …“ Bei seinem scharfen Blick brach ich sofort ab, und senkte den Blick. „Sorry, geht mich ja auch nichts an.“
„Nein, das ist es nicht, es ist …“ Wieder drückte er die Lippen aufweinender, hämmerte dabei mit der Faust auf sein Knie. „Ich darf nicht schwul sein, verstehst du?“
Ganz langsam schüttelte ich den Kopf. „Nein, das verstehe ich nicht.“
„Ich bin ein Prinz. Alpha dürfen nicht das gleiche Geschlecht lieben, das ist Gesetz. Wir dürfen nicht, damit die Linie erhalten bleibt.“ Er schlug die Hände vors Gesicht, und rieb grob darüber, bevor er sich einfach rücklings auf mein Bett fallen lief. „Warum muss das nur immer wieder mir passieren?“, fragte er wie für sich selber.
Ich hätte ihm gerne geantwortet, aber ich wusste auch nicht, warum … Moment, immer wieder? Hieß das, dass er schon mal mit einem Kerl rumgemacht hatte? Verdammt, warum hatte er damit nur ausgerechnet zu mir kommen müssen? Es gab in diesem Hotel bestimmt hundert andere, die für dieses Gespräch besser geeignet waren. „Ayden, kann ich dich was fragen, ohne dass du mir an die Gurgel springst?“
„Von mir aus.“
Okay, aber wie sollte ich das jetzt formulieren? „Ähm … hast du … wie viel … wie oft wurdest du schon von Kerlen geküsst?“
Ayden ließ die Luft aus den Lungen, und schloss resigniert die Augen, als hätte er genau mit dieser Frage gerechnet. „Zwei Mal.“
Sowas hatte ich mir schon gedacht. „Kian hat dich nur einmal geküsst, oder?“
Er zögerte einen Augenblick, nickte dann aber.
„Und wer war der andere?“
Eine ganze Weile blieb er still auf meinem Bett liegen, als müsste er sich selber überwinden diese Frage zu beantworten. „Ich kenne nur seinen Spitznamen. Alle haben ihn Kid genannt.“ Er öffnete die Augen, und sah wie vorhin Alina schon hinauf zur Decke. „Er hat in der Küche eine Ausbildung zum Koch gemacht. Ich habe ihn kennengelernt, als ich nach einem Ausflug abends hunger bekam. Er war da, und wollte etwas Neues ausprobieren. Als ich reinkam, warf er gerade fluchend eine Pfanne in die Spüle. Irgendwie hatte er es geschafft sie in Brand zu setzen. Ich hab ihm geholfen die Sauerei zu beseitigen, und danach haben wir uns mit ein paar Sandwiches an den Tisch gesetzt.“ Bei der Erinnerung daran huschte ein leises Lächeln über seine Lippen. „Er war … ich weiß nicht. Irgendwie bin ich danach öfter mal in die Küche gekommen, und wir haben uns angefreundet. Es wurde zu unserem Ritual, dass ich abends noch mal hinging, und … naja, irgendwann standen wir in der Speisekammer, um … ich weiß gar nicht mehr warum.“ Langsam gingen seine Augen wieder zu, als wäre es einfacher für ihn weiterzusprechen, wenn er nichts sah. „Da drin war es ziemlich eng, und dann hat er mich geküsst, und … und ich ihn auch.“
Dieses Geständnis war ihm wohl sehr schwer gefallen. „Und du fandest es unangenehm.“
Er schnaubte. „Wenn es nur so gewesen wäre. Es war … es hat sich richtig angefühlt, aber er hat mich so überrumpelt.“ Er drückte die Lippen fest aufeinander.
„Was hast du gemacht?“
„Ich habe ihn geschlagen.“ Er schüttelte wie über sich selbst den Kopf. „Erst habe ich mitgemacht, aber als ich kapiert habe, was er da tat, und vor allen Dingen, was
ich
da tat, habe ich ihn weggestoßen, und zusammengeschlagen. Danach bin ich aus der Küche gestürmt, und habe dafür gesorgt, dass er gefeuert wird.“ Er wandte mir sein Gesicht zu, aber ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Doch, ich wusste es.
„Hast du dich danach besser gefühlt?“, fragte ich ziemlich kalt. Ich mochte keine Gewalt, egal aus welchen Gründen, und das was er da erzählte, war für mich überhaupt kein guter Grund.
Er schnaubte. „Schön wär´s, aber nein, ich habe mich nur noch schlechter gefühlt. Danach ging es mit mir ziemlich berg ab. Die nächsten Monate habe ich jede Frau abgeschleppt, die ich bekommen konnte, einfach um mir zu beweisen, dass ich nicht schwul bin. Ich habe ziemlich oft ziemlich viel getrunken, hab gar nicht mehr so richtig gepeilt, was ich da eigentlich trieb, aber dann … eines Morgens bin ich auf gewacht, und …“ Er verstummte, und wandte
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