Vergangene Narben
herausgefunden, wie das funktionierte. „Du hast recht“, sagte ich mutiger, als ich mich fühlte, und rutschte ein keinen wenig zu ihm heran, doch mein Bein war im Weg, so würde ich nicht rankommen. Ich rutschte ein Stück herum, aber dann war sein Bein im Weg. „So klappt das nicht.“
„Und ob das klappt.“ Kurzerhand rutschte er mit dem Rücken an die Wand, packte mich dann an der Taille, und hievte mich über seinen Schoß.
Genau wie beim letzten Mal,
ging es mir durch den Kopf.
„Komm schon, Zsa Zsa“, sagte er, als ich schon wieder zögerte. „Lass mich ein wenig vergessen.“
Und das tat ich dann auch.
Es war genau wie beim letzten Mal, nur dass er dieses Mal seinen Pulli anbehielt. Aber alles andere? Es war praktisch eine Kopie, und doch irgendwie besser. Und während ich versuchte mich aufs Trinken zu konzentrieren, zogen seine Finger wieder Kreise über meinen Rücken, nur ließ er die Hände dabei dieses Mal über dem Stoff. Nicht dass das bedeutete, ich würde es nicht spüren.
Ich konnte die ganze Zeit seinen starken Herzschlag unter mir hören, aber ich musste dieses Mal besser aufpassen. Es war noch nicht so lange her, dass ich das letzte Mal sein Blut genommen hatte, doch bei dem Geschmack war es gar nicht so einfach sich zurückzuhalten. Die wandernden Finger, die mich die ganze Zeit ablenkten, machten es auch nicht wirklich besser.
Immer wenn ein gemurmeltes Wort seinen Mund verließ, wurde ich ganz kribbelig, und doch hörte ich schon ziemlich bald auf, versiegelte die Wunde, und richtete mich auf, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. In den letzten Minuten war er mir einfach zu ruhig geworden.
Irgendwie waren seine Augen ganz glasig, und ein seltsamer, verzückter Zug hat um seinen Mund Einzug erhalten. Es war, als würde er im wachen Zustand selig vor sich hinträumen. Ich hatte doch nicht zu viel Blut genommen, oder? Nein, das musste an dem ganzen Alkohol liegen, den er schon vorher getrunken hatte.
Zögern beugte ich mich ein wenig vor. „Geht es dir gut?“
Seine Augen schienen sich wieder ein bisschen zu klären. Er neigte den Kopf zur Seite, und unter diesem Blick, da wurde mir ganz anders.
„Cio?“
„Noch nicht“, hauchte er, und mein Atem stockte in meiner Kehle, als er plötzlich die Hand an mein Kinn legte, und mein Gesicht an seines zog, bis unsere Lippen nur noch ein Hauch voneinander getrennt waren.
„Was machst du da?“
Ganz leicht kam er nähr, streifte meine Unterlippe mit seinem Mund, und löste damit etwas aus, dass ich bis in die Zehenspitzen spüren konnte. Langsam, fast zögernd legte er seine Lippen auf meinen, nur ein kurzer, weicher Kontakt, aus dem schnell ein zweiter wurde, und ein Dritter, der mich bis in die Zehenspitzen kribbeln ließ. Flatternd schlossen sich seine Augen, doch ich wollte mir keinen Augenblick entgehen lassen, wollte jede Facette dieses Moments mitbekommen. Er küsste mich. Vorsichtig sanft. Dabei glitt seine Hand an meinem Hals hinunter, berührte mein Schlüsselbein.
Dieses Mal war es anders als bei meinem Geburtstag – was wohl nicht nur daran lag, dass wir heute alleine waren. Wie er mich berührte, und dann auch noch langsam die Zunge ins Spiel brachte. Ich konnte gar nicht anders, als mit einem Seufzer, dem die Lippen zu teilen, und ihm entgegen zu kommen. Es war wie ein Blitzschlag, der alle meine Nervenenden zum vibrieren brachte.
Der Kuss wurde drängender. Seine Hand rutschte in meinen Nacken, um mich noch näher an sich zu ziehen. Zögernd berührte ich seine Brust, fühlte den schnellen Herzschlag unter seinem Pullover, die warme Haut, und überall um mich herum war dieser Wahnsinns Geruch, Cios Geruch, den er aus jeder Pore auszudünsten schien. Und dann, ganz plötzlich unterbrach Cio schwer atmend den Kuss, hielt die Augen weiter geschlossen, als er seine Stirn an meine legte, und flüsterte: „Jetzt geht es mir gut.“
Nur langsam öffneten sich seine Lider. Er sah genau in ihre Augen, lächelte leicht, mit einem völlig entrückten Ausdruck.
Ein letzter Hauch seiner Lippen auf den meinen, dann wisperte er noch einmal: „Jetzt geht es mir gut.“
Ich wusste nicht genau wie es geschah, oder warum ich das tat, aber als er sich zurückziehen wollte, lagen meine Hände plötzlich an seinen Wangen, und ich zog ihn zurück an meine Lippen.
Ich will mehr!
Mehr.
Dieser Gedanke beherrschte plötzlich meinen ganzen Kopf.
Mehr.
Nur ein Mal. Nicht denken, nur fühlen. Ein einziges Mal.
Gierig drängte
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