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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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hievte sich auf die obersten Kisten. Lisbeth Salander floh, indem sie wieder einen Satz auf den Kistenstapel auf der anderen Seite des Mittelgangs machte. Im nächsten Augenblick ließ sie sich auf der ihm abgewandten Seite des Stapels herunter und verschwand. Er hörte ihre Schritte und sah, wie sie durch die Tür rannte.
     
    Lisbeth Salander sah sich um und dachte angestrengt nach. Klick . Sie wusste, sie hatte keine Chance. Solange sie Niedermanns gewaltigen Fäusten auswich und ihn auf Abstand hielt, konnte sie überleben, doch beim ersten Fehler - und der würde ihr früher oder später unterlaufen - war sie tot. Sie musste ihm entkommen. Sobald er sie einmal zu fassen kriegte, war der Kampf entschieden.
    Sie brauchte eine Waffe.
    Eine Pistole. Eine Automatikwaffe. Eine panzerbrechende Granate mit Leuchtspur. Eine Tretmine.
    Verdammt noch mal, einfach irgendwas.
    Aber so etwas gab es hier nirgends.
    Sie sah sich um.
    Hier gab es keine Waffen.
    Nur Werkzeug. Klick . Ihr Blick fiel auf die Paneelsäge, aber sie würde ihn kaum überreden können, sich auf die Sägebank zu legen. Klick. Sie sah ein weiteres Brecheisen, das sie als Waffe gebrauchen konnte, aber es war zu schwer, als dass sie es effektiv hätte einsetzen können. Klick. Sie warf einen Blick durch die Tür und stellte fest, dass Niedermann in fünfzehn Metern Entfernung gerade von einem Kistenstapel heruntergeklettert war. Er kam wieder auf sie zu. Noch fünf Sekunden vielleicht, dann war Niedermann bei ihr. Sie warf einen Blick auf das Werkzeug.
    Eine Waffe … oder ein Versteck . Auf einmal stutzte sie.
     
    Niedermann beeilte sich nicht. Er wusste, dass es keinen Fluchtweg gab und er seine Schwester früher oder später kriegen würde. Aber sie war zweifellos gefährlich. Trotz allem war sie doch Zalatschenkos Tochter. Und er wollte nicht verletzt werden. Lieber wollte er sie so lange herumhetzen, bis ihr die Kräfte ausgingen.
    Auf der Schwelle blieb er stehen und musterte die Gerümpelhaufen aus Werkzeug, halben Bodendielen und Möbeln. Sie war nirgendwo zu sehen.
    »Ich weiß, dass du hier drin bist. Und ich werde dich finden.«
    Niedermann stand ganz still und lauschte. Das Einzige, was er hörte, waren seine eigenen Atemzüge. Sie versteckte sich. Er lächelte. Sie forderte ihn wirklich heraus. Plötzlich hatte sich ihr Besuch zu einem Spiel zwischen Bruder und Schwester entwickelt.
    Dann hörte er ein raschelndes Geräusch von einer unvorsichtigen Bewegung irgendwo in der alten Halle. Er wandte den Kopf, konnte aber nicht gleich ausmachen, woher das Geräusch kam. Dann lächelte er wieder. Mitten im Raum, ein Stückchen vom restlichen Gerümpel entfernt, stand eine fünf Meter lange Werkbank aus Holz, mit Schubladen oben und Schiebetüren unten.
    Er trat von der Seite an die Bank und warf einen Blick dahinter, um sich zu vergewissern, dass sie ihn nicht hinters Licht führte. Leer.
    Sie hat sich im Schrank versteckt. Wie dumm von ihr.
    Er riss die erste Schranktür ganz links auf.
    Im nächsten Moment hörte er ein Geräusch, wie jemand sich im Schrank bewegte. Es kam aus dem mittleren Teil. Rasch machte er zwei Schritte zur Seite und öffnete die Tür mit triumphierendem Gesichtsausdruck.
    Leer .
    Dann hörte er eine Serie scharf knallender Geräusche, die sich wie Pistolenschüsse anhörten. Zuerst konnte er gar nicht ausmachen, woher diese Laute kamen. Er wandte den Kopf. Da spürte er plötzlich so einen seltsamen Druck an seinem linken Fuß. Schmerz fühlte er nicht. Als er auf den Boden blickte, sah er gerade noch Lisbeths Hand, die sich mit der Nagelpistole zu seinem rechten Fuß bewegte.
    Sie ist unter dem Schrank .
    Wie gelähmt blieb er ein paar Sekunden stehen, gerade lange genug für sie, um die Mündung der Nagelpistole auf seinen Stiefel zu setzen und fünf weitere 7-Zoll-Nägel durch seinen rechten Fuß zu schießen.
    Er versuchte, sich zu bewegen.
    Kostbare Sekunden verstrichen, bis ihm klar wurde, dass seine Füße auf dem Holzboden festgenagelt waren. Lisbeths Hand wanderte wieder zu seinem linken Fuß. Es klang wie eine Automatikwaffe, die in schneller Folge abgefeuert wurde. Bevor er sich so weit gefangen hatte, dass er wieder handeln konnte, hatte sie auch schon vier weitere 7-Zoll-Nägel zur Verstärkung durch seinen linken Fuß gejagt.
    Als er sich bückte, um ihre Hand zu packen, verlor er sofort das Gleichgewicht und konnte es nur wiederfinden, indem er sich an der Werkbank abstützte. Währenddessen hörte er, wie

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