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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Haus gewesen war, aber er war nicht mehr sicher, was er mit ihr gemacht hatte.
    Durch Göransson kam er auch noch zu einem Fahrzeug, nach dem die Polizei nicht fahndete. Er fuhr in Richtung Norden weiter. Er überlegte, ob er in Kappelskär die Fähre nach Tallinn nehmen sollte.
    Also fuhr er nach Kappelskär und stellte auf dem Parkplatz den Motor aus. Dreißig Minuten lang blieb er im Auto sitzen und beobachtete seine Umgebung. Es wimmelte nur so von Polizisten.
    So ließ er den Motor wieder an und fuhr planlos weiter. Er brauchte ein Versteck, in dem er eine Weile bleiben konnte. Kurz hinter Norrtälje fiel ihm die alte Ziegelei ein. An das Gebäude hatte er seit über einem Jahr nicht mehr gedacht, als man die Reparaturen in Auftrag gegeben hatte. Die Brüder Harry und Atho Ranta benutzten die Ziegelei als Zwischenlager für die Waren, die aus dem Baltikum kamen oder dorthin verschifft wurden. Doch nun waren die Brüder Ranta schon seit Wochen im Ausland, seit nämlich der Journalist Dag Svensson von Millennium angefangen hatte, in ihrem Mädchenhandel herumzuschnüffeln. Die Ziegelei stand leer.
    Er versteckte Göranssons Saab in einem Schuppen hinter dem Gebäude und verschaffte sich Zugang zur Ziegelei. Er musste eine Tür im Erdgeschoss aufbrechen, aber eine seiner ersten Maßnahmen bestand darin, sich einen Hinterausgang in Form eines losen Sperrholzbretts an der Schmalseite des Gebäudes zu suchen. Später ersetzte er das aufgebrochene Vorhängeschloss. Danach richtete er sich in dem unbewohnten Raum im Obergeschoss ein.
    Erst später am Nachmittag nahm er leise Geräusche wahr. Zunächst vermutete er die üblichen Gespenster. Gespannt lauschte er eine Stunde lang, bis er plötzlich energisch aufstand, in die große Halle hinausging und horchte. Er blieb so lange stehen, bis er ein Kratzen wahrnahm.
    Auf der Spüle fand er den Schlüssel.
    Selten war Ronald Niedermann so überrascht gewesen wie in dem Moment, als er die Tür öffnete und die beiden russischen Prostituierten vorfand. Sie waren völlig ausgemergelt, da sie schon mehrere Wochen ohne Essen waren, nachdem sie ein Paket Reis aufgebraucht hatten. Sie hatten sich nur noch von Tee und Wasser ernährt.
    Eine der Huren war so erschöpft, dass sie nicht mal mehr vom Bett aufstehen konnte. Der anderen ging es ein wenig besser. Sie sprach nur Russisch, aber seine Sprachkenntnisse reichten aus, um zu verstehen, dass sie Gott und ihm für ihre Rettung dankte. Dann fiel sie auf die Knie und umklammerte seine Beine. Verblüfft schob er sie weg, zog sich zurück und schloss die Tür wieder ab.
    Er wusste nicht, was er mit den Prostituierten anfangen sollte. Als Erstes kochte er ihnen aus den Konserven, die er in der Küche gefunden hatte, eine Suppe und gab ihnen zu essen, während er überlegte. Die erschöpfte Frau im Bett schien wieder ein wenig zu Kräften zu kommen. Den Abend über verhörte er sie. Nach einer Weile begriff er, dass sie gar keine Nutten waren, sondern Studentinnen, die von den Brüdern Ranta gegen Bezahlung nach Schweden geschmuggelt worden waren. Man hatte ihnen eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis versprochen. Im Februar waren sie in Kappelskär angekommen und direkt in das Lagergebäude geführt worden, wo man sie einsperrte.
    Niedermanns Gesicht verfinsterte sich. Da hatten die verdammten Ranta-Brüder also einen schönen Nebenverdienst gehabt, den sie Zalatschenko verheimlicht hatten. Als sie Schweden Hals über Kopf verlassen mussten, hatten sie die Frauen einfach vergessen oder auch bewusst ihrem Schicksal überlassen.
    Die Frage war nur, was er mit den Frauen anfangen sollte. Er hatte keinen Anlass, ihnen etwas anzutun. Er konnte sie aber kaum freilassen, da sie mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Polizei zur Ziegelei führen würden. So einfach war das. Nach Russland konnte er sie auch nicht zurückschicken, denn das bedeutete, dass er mit ihnen nach Kappelskär fahren müsste. Das schien ihm zu gewagt. Das dunkelhaarige Mädchen namens Valentina hatte ihm Sex angeboten, wenn er ihnen half. Doch er hatte nicht das geringste Interesse daran, Sex mit den Mädchen zu haben. Durch dieses Angebot hatte sie sich jedoch zur Nutte gemacht. Alle Frauen waren Nutten. So einfach war das.
    Nach drei Tagen war er ihr ständiges Gebettel, Gejammer und Geklopfe leid. Er sah keinen anderen Ausweg mehr. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Daher schloss er die Tür ein letztes Mal auf und bereitete dem Problem ein schnelles Ende. Er

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