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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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hörte, was er ihm erzählen wollte, dass er die Stimme hob und ihn aufforderte, sofort Kriminalinspektor Jan Bublanski in Stockholm anzurufen. Er zückte sein Handy und bot ihm an, die Nummer für ihn zu wählen. Doch Paulsson hatte kein Interesse.
    Woraufhin Mikael einen großen Fehler beging.
    Entschlossen erklärte er, dass der wahre dreifache Mörder ein Mann namens Ronald Niedermann war, der den Körperbau eines Panzers hatte, an angeborener Analgesie litt und derzeit gefesselt in einem Graben an der Straße nach Nossebro saß. Mikael beschrieb, wo man Niedermann finden könne, und empfahl, ein Sondereinsatzkommando einzusetzen, um ihn von dort zu holen. Paulsson fragte nach, wie Niedermann denn in diesen Straßengraben gekommen sei, und Mikael gab offen zu, dass er diese Situation selbst mit vorgehaltener Waffe herbeigeführt habe.
    »Mit vorgehaltener Waffe?«, vergewisserte sich Kommissar Paulsson.
    In diesem Moment hätte Mikael endgültig begreifen müssen, dass Paulsson ein Volltrottel war. Er hätte zum Handy greifen, Jan Bublanski selbst anrufen und diesen bitten sollen, einzugreifen, um die dichten Nebel zu lichten, in denen dieser Paulsson offensichtlich herumtappte. Stattdessen beging Mikael Fehler Nummer zwei, indem er versuchte, die Waffe in seiner Jackentasche zu übergeben - den Colt 1911 Government, den er an diesem Tag in Lisbeth Salanders Stockholmer Wohnung gefunden hatte und mit dessen Hilfe er Ronald Niedermann überwältigt hatte.
    Dies veranlasste Paulsson jedoch, Mikael sofort wegen illegalen Waffenbesitzes festzunehmen. Anschließend beauftragte er die Polizisten Torstensson und Andersson, Mikaels Angaben zu überprüfen. Sollte an der von ihm beschriebenen Stelle tatsächlich ein Mensch an ein Elchwarnschild gefesselt im Straßengraben sitzen, sollten sie ihm Handschellen anlegen und ihn zum Bauernhof nach Gosseberga bringen.
    Mikael protestierte sofort und erklärte, dass Niedermann niemand war, den man einfach festnehmen und fesseln könne - er sei ein höchst gefährlicher Mörder. Als Paulsson dies ignorierte, forderte Mikaels Müdigkeit ihren Tribut. Mikael nannte Paulsson einen inkompetenten Trottel und brüllte, Torstensson und Andersson sollten Niedermann um Himmels willen nicht losbinden, bevor sie nicht Verstärkung angefordert hätten.
    Das Resultat dieses Ausbruchs sah so aus, dass man Mikael Handschellen anlegte und ihn auf die Rückbank von Paulssons Wagen verfrachtete, woraufhin er fluchend mit ansehen musste, wie Torstensson und Andersson mit ihrem Polizeiauto verschwanden. Der einzige Lichtblick in diesem Dunkel war die Tatsache, dass man Lisbeth Salander zum Hubschrauber gebracht hatte, der nun über die Baumwipfel Richtung Sahlgrenska-Krankenhaus verschwand. Mikael fühlte sich völlig hilflos und vom Informationsfluss abgeschnitten. Er konnte nur hoffen, dass Lisbeth in kompetente Hände kam.
     
    Dr. Anders Jonasson legte zwei tiefe Schnitte bis zum Schädelknochen an und klappte die Haut rund um die Einschusswunde zurück. Die Öffnung fixierte er mit Klammern. Eine OP-Schwester saugte vorsichtig das Blut ab. Dann kam der ungemütliche Teil, bei dem Dr. Jonasson mit einem Bohrer das Loch im Schädelknochen erweitern musste. Die Prozedur ging nervenzermürbend langsam voran.
    Schließlich war das Loch so groß, dass er Zugang zu Lisbeth Salanders Gehirn hatte. Behutsam führte er eine Sonde ins Hirn ein und weitete den Wundkanal um einige Millimeter. Danach führte er eine dünnere Sonde ein und lokalisierte die Kugel. Auf dem Röntgenbild hatte er feststellen können, dass die Kugel eine Kurve beschrieben hatte und jetzt in einem Winkel von 45 Grad zum Wundkanal lag. Vorsichtig tastete er mit der Sonde am Rand der Kugel entlang, bis er sie nach einer Reihe missglückter Versuche richtig platzieren konnte.
    Schließlich führte er eine dünne chirurgische Pinzette ein. Dann schloss er die Pinzette fest um die Kugelbasis und zog sie gerade nach oben zurück. Die Kugel ließ sich fast ohne Widerstand herausziehen. Er hielt sie kurz gegen das Licht, stellte fest, dass sie intakt schien, und legte sie in eine Schale.
    »Tupfen«, sagte er, und der Befehl wurde sofort ausgeführt.
    Er warf einen Blick aufs EKG, dem man entnehmen konnte, dass die Herztätigkeit seiner Patientin normal war.
    »Pinzette.«
    Er zog sich ein starkes Vergrößerungsglas von einem Hängestativ heran und konzentrierte sich auf die entblößte Wunde.
    »Vorsichtig«, mahnte Professor Ellis.
    In

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