Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Bunkertür Stellung beziehen.
Dann geht’s los.
Luftzündende 25mm-Granaten, Karabinerfeuer, Maschinengewehrsalven und der ganze Mist, den ein MK47 Striker so verschießen kann, kommt jetzt in einem einzigen plötzlichen Schwall über die Schlucht gejagt.
Dave bricht aus und klettert die Steilwand hinauf. Er packt das Seil, stemmt die Füße fest in den Boden und zieht sich bis zu Codys totem Körper rauf. An den Abhang geklammert führt er das Seil durch Codys Gürtel, bindet es fest und befiehlt über Funk: »Hochziehen.«
Willem und Amir hören lange genug auf zu feuern, um das Seil zu packen und Codys Leiche raufzuziehen, loszubindenund Dave das Seil wieder runterzuwerfen. Dave hangelt sich hoch, während von der anderen Seite erneut geschossen wird, zunächst nur vereinzelt, dann wieder verstärkt, als die Mudschahedin unten merken, dass ein Mann ungeschützt an einem Seil baumelt und eine unwiderstehliche Zielscheibe abgibt.
Er schafft es nach oben und wirft sich flach auf den Bauch.
»Bewegung«, hört er Donovan neben sich.
Sie werden über den Berg steigen. Wenn sie erst mal oben sind, werden Dave und Willem mit dem toten Cody vorangehen. Nach ungefähr fünfhundert Metern werden sie Amir Feuerschutz geben, damit dieser zu ihnen stoßen kann.
Das gegnerische Feuer verdichtet sich.
Dave nimmt Codys MP5 und sucht nach Zielen. Munition wird allmählich zum Problem, und er feuert nicht mehr als nötig.
Ein paar Minuten später hört er Donovan: »Oscar Mike.«
»Los«, sagt Dave zu Willem.
Sie nehmen eine Falttrage aus Codys Rucksack, packen ihn drauf und heben ihn an.
»Bewegen uns«, sagt Dave zu Amir über Funk. »Zwei Minuten, dann haust du ab. Das M240 lässt du liegen und läufst. Verstanden?«
»Verstanden«, sagt Amir.
Dave und Willem ziehen los. Das intensive Ausdauertraining macht sich bezahlt, zumal sie jetzt Codys Leiche bei zügigem Schritttempo mit sich schleppen.
Wenn wir’s über den Bergkamm und in den Dschungel rein schaffen, denkt Dave, haben wir vielleicht eine Chance. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Sobald Amir die Stellung aufgibt, wissen die Mudschahedin, dass sie nicht mehr unter Beschuss stehen, und dann werden sie kommen – schnell.
Sechzehn Kilometer unter feindlichem Feuer?
Schwierig.
Aber es hat keinen Sinn darüber nachzudenken.
Setz einfach einen Fuß vor den anderen, bis du die Baumgrenze erreichst.
Amir weiß, dass die anderen mehr Zeit und Abstand zwischen sich und die Mudschahedin legen müssen, wenn sie es bis zum Treffpunkt schaffen wollen.
Ich bin der Einzige, der dafür sorgen kann.
Schnell, er zieht ein Tuch aus der Tasche und wischt sich Arme und Ellbogen sauber.
» Allahu Akbar « – Gott ist groß.
Er legt die rechte Hand über die linke auf seine Brust und sagt: »Oh Allah, gepriesen seist du, oh Allah, gelobt seist du und gesegnet dein Name, und hoch erhaben ist seine Herrschaft, es gibt keinen Gott außer dir.«
» Allahu Akbar. Subbhana Rabbiya Al Allah «, stimmt er, flach hinter dem Maschinengewehr liegend, an. Gott ist groß. Gepriesen seist du, oh Allah.
Die Mudschahedin kommen jetzt auf ihn zu.
Er drückt ab.
» Pop smoke !«, brüllt Dave über Funk, als sie am RP angelangt sind. » Pop smoke !«
Amir antwortet nicht.
Ist er getroffen?, fragt sich Dave. Dann hört er das Bellen des M240 und weiß, dass Amir lebt.
»Komm her!«, schreit Dave. »Wir geben dir Feuerschutz!«
»Geht!«, schreit Amir zurück.
Lev hört über Funk mit.
»Was zum Teufel hast du vor?«, fragt er.
Aber er weiß es schon.
»Du musst niemandem was beweisen!«, brüllt Lev.
»Ich bleibe«, erwidert Amir. »Charlie Mike!«
Continue Mission .
»Ich hole ihn«, sagt Lev.
»Das tust du nicht«, sagt Donovan.
»Und ob.«
»Wir können nicht auf dich verzichten«, sagt Donovan. Er braucht zwei Männer, um Alessandro zu tragen, und einen dritten, der ihnen Feuerschutz gibt. »Amir hat sich entschieden.«
Donovan meldet sich über Funk bei Dave. »Geht weiter.«
»Wir können ihn nicht hierlassen.«
»Wir haben keine Wahl«, sagt Donovan. »Wenn ihr euch nicht in dreißig Sekunden in Bewegung setzt, wird er umsonst sterben. Also los.«
Die Luft ist frisch und süß.
Es riecht nach Honig.
Und nach Rosen.
Ich hatte keine Angst, denkt Amir.
Damals, als ich die Sprengsätze am Körper trug. Und jetzt auch nicht, umgeben vom Feind.
Mein Tod sollte nur einen Sinn haben.
Gewiss ist es das, was Allah meinte, als er um shahid bat.
Man soll
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